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04.12.2007 | Baustoffe

Neues VFF-Merkblatt HO.06-1 "Holzarten für den Fensterbau – Teil 1: Eigenschaften, Holzartentabelle

Der Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. hat eine überarbeitete Fassung der wohl bekannten - Holzartenliste - (VFF Merkblatt HO.06) herausgegeben. Dieses Merkblatt wurde vom Fachgremium zur Holzartenliste überarbeitet, um den Angeboten ungeeigneter Holzarten und dem Wildwuchs mit Fehlnamen entgegen zu wirken.

Es ersetzt die Vorgängerausgabe vom Juli 2004 und trägt jetzt den Titel "VFF Merkblatt HO.06-1, "Holzarten für den Fensterbau - Teil 1: Eigenschaften, Holzartentabelle". Damit wurde das Merkblatt in die neue Merkblattreihe des VFF zu Holzarten für den Fensterbau integriert. Augenfälligste Änderung ist die Gliederung der in den Tabellen aufgeführten Holzarten nach dem botanischen, also dem lateinischen Namen. "Das Fachgremium zur Holzartenliste erachtete diesen Schritt für notwendig, um dem Missbrauch mit Fehl-, Fantasie- oder Kunstnamen vorzubeugen." so Diplom-Holzwirt Eike Gehrts, der Koordinator des Fachgremiums. Selbst in die europäische Normung haben Fehlnamen bereits Eingang gefunden. So lautet der Handelsname für die drei Eukalyptus-Arten Eucalyptus delegatensis, E. obliqua und E. regnans aus Südaustralien und Tasmanien laut EN 13556 ganz offiziell "Tasmanian Oak", obwohl auch hier mit der botanischen Gattung Quercus keinerlei Verwandschaft besteht. Diese Holzartengruppe wurde wieder in die Holzartenliste aufgenommen.

"Gerade bei den vielen Eucalyptus-Arten sollte der Anwender sorgfältig darauf achten, dass er das richtige Holz geliefert bekommt", so Gehrts weiter. Eukalyptus ist nicht gleich Eukalyptus, und bereits bei einer einzigen Art können die Eigenschaftsunterschiede zwischen Hölzern verschiedener Herkunftsgebiete erheblich sein. Bestes Beispiel hierfür ist Eucalyptus globulus (Globulus, Blue Gum) aus Nordwestspanien (Provinz Galizien), welches neu in die Holzartenliste aufgenommen wurde. Dieses Holz hat gegenüber den Literaturangaben diametral entgegengesetzte Eigenschaften, z.B. die - durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigte - Dauerhaftigkeitsklasse 1 bis 2 (statt Klasse 5 laut europäischer Norm EN 350-2).

"Das Fachgremium zur Holzartenliste erklärt sich diesen Unterschied daraus, dass die Untersuchungen bisher an sehr jungen Bäumen mit hohem Anteil an juvenilem Holz durchgeführt wurden - daher das schlechte Abschneiden", so Gehrts weiter. Die der Eintragung in die Holzartenliste zugrunde liegenden Untersuchungen wurden jedoch an reifen Bäumen (Alter 40 bis 50 Jahre) durchgeführt. "Wichtig ist, dass diese Eigenschaften ausschließlich für galizisches Globulus zutreffen", so Gehrts abschließend. Für Globulus-Sortimente aus anderen Herkunftsgebieten, z.B. Südamerika oder Südafrika müssten sie nochmals separat nachgewiesen werden.

Bei einer weiteren Gruppe von Eukalyptus-Hölzern, die in der Holzartenliste verzeichnet ist, wurden die Angaben angepasst. Diese Änderung betrifft die Gruppe Eucalyptus grandis, E. saligna, E. urophylla und E. uro-grandis. Hier wurde der Rohdichtebereich auf 0,46 bis 0,80 g/cm³ ausgeweitet, um Sortimente dieser Holzartengruppe mit Rohdichten über 600 kg/m³ zu berücksichtigen, die derzeit unter dem Kunstnamen "Lyptus" aus Brasilien importiert werden.

Außerdem wurden zwei weitere Holzsortimente aus Südostasien in die Holzartenliste aufgenommen. Zum Einen handelt es sich hierbei um Calophyllum spp., Handelsname "Bintangor" von der malaiischen Halbinsel, zu anderen um Pometia spp., Handelsname je nach Herkunft "Kasai" (Malaysia) oder "Matoa" (Indonesien). "Das Fachgremium gibt sich die größte Mühe, um den Anwendern kurzfristig Austauschhölzer für Meranti aufzuzeigen, deren Eignung für den Fensterbau nachgewiesen ist", so nochmals Diplom-Holzwirt Eike Gehrts. "Mögliche Probleme durch den undifferenzierten Einsatz von Meranti-Ersatzhölzern, bei denen die Eignung für den Fensterbau nicht bekannt war, aber vor allem durch den Einsatz von fälschlich als "Meranti" deklariertem Durian (Duro spp.), sind noch nicht abzuschätzen", so Gehrts abschließend.

In diesem Zusammenhang sei auch noch auf die Seminarreihe zur Holzartenerkennung hingewiesen, welches der VFF und die Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Hamburg (BFH), dem Institut für Fenstertechnik, Rosenheim (ift) und der Fachhochschule Rosenheim anbieten. Das erste derartige Seminar hat am 27. November 2007 an der BFH in Hamburg stattgefunden. Es wird am 11. Februar 2008 an der Fachhochschule Rosenheim wiederholt.

Die VFF-Merkblattreihe HO.06 setzt sich insgesamt aus folgenden Teilen zusammen:

  • HO.06-1: 2007-11 "Holzarten für den Fensterbau - Teil 1: Eigenschaften, Holzartentabelle" (Ersatz für HO.06: 2004-07)
  • HO.06-2: 2006-04 mit HO.06-2/A1: 2007-10 "Holzarten für den Fensterbau - Teil 2: Holzarten zur Verwendung in geschützten Holzkonstruktionen" (erschienen im April 2006, Korrigendum Oktober 2007)
  • HO.06-3: 2006-04 "Holzarten für den Fensterbau - Teil 3: Holzarten für den Innenausbau als dekorative Sichtflächen für lamellierte Fensterkanteln"
  • HO.06-4: 2008-XX "Holzarten für den Fensterbau - Teil 4: Modifizierte Hölzer" (erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2008)

Der VFF hat diese Merkblätter in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fenstertechnik in Rosenheim, dem Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, der Fachhochschule Eberswalde, dem Fraunhofer-Institut für Holzforschung (Wilhelm-Klauditz-Institut), dem Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V., der Holzforschung Austria, dem Institut für Holzbiologie und Holztechnologie der Georg-August-Universität, Göttingen und anderen kompetenten Fachleuten erstellt. Sie sind als Leseprobe unter www.window.dein Auszügen einzusehen und können über vff@window.de bestellt werden. Die Schutzgebühr für jedes Merkblatt beträgt 6,00 Euro. Mitglieder des Verbandes erhalten je ein Exemplar kostenlos.