Stadt statt A 104: Patzschke Architekten stellen neuen Entwurf für Berliner Breitenbachplatz vor
Patzschke Architekten stellen derzeit einen neuen Entwurf für das Areal am Berliner Breitenbachplatz vor. Er wird im Rahmen der Freiluft-Ausstellung des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg (AIV) gezeigt, die bis Ende November unter dem Titel „immer modern! Berlin und seine Straßen“ auf dem Boulevard Unter den Linden zu sehen ist.
Die Ausstellung findet anlässlich des 200. Geburtstages des AIV statt und umfasst die beiden Teile „Große Straßen von heute“ sowie „Große Straßen für morgen“, bei dem zehn namhafte Architekturbüros das Veränderungspotenzial von zehn Hauptstraßen Berlins und der benachbarten Landeshauptstadt Potsdam untersucht und Vorschläge für eine Umgestaltung gemacht haben. Als ein Büro aus diesem Kreis widmen sich Patzschke Architekten einer Untersuchung der Möglichkeiten nach dem Abbruch der ehemaligen Autobahn A 104.
A 104 – Ein Relikt einer autogerechten Stadt
Bereits 2021 hatten Patzschke Architekten gemeinsam mit dem AIV die Initiative ergriffen und Entwürfe für den Komplettabriss der ehemaligen A 104 vorgestellt, die jetzt für den Breitenbachplatz detailliert ausgearbeitet wurden.
Robert Patzschke, geschäftsführender Gesellschafter von Patzschke Architekten: „Die Visualisierung zeigt den Blick auf die Autobahnüberbauung ´Schlange´. Wir nähern uns von Süden vom Breitenbachplatz. Die Rampen der Autobahn sind abgebaut. Stattdessen tut sich ein großzügiger Stadtraum auf. Die unwirtlichen Asphaltflächen weichen einem Band von Grünflächen. Der Verkehr wird von der Ebene der Hochstraße auf das normale Straßenniveau herabgesetzt. Es entstehen Kreuzungs- und Begegnungspunkte.“
1980 wurde der Autobahnzubringer A 104 eingeweiht. Die quer durch Wilmersdorf geschlagene Hochstraße konnte nie die Erwartungen an den Nutzen erfüllen. Der bis zu 14 Geschosse hohe, gelb-weiße Betonriegel der Autobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße ist mit mehr als 1.200 Wohnungen weithin sichtbar. Der Wohnkomplex „Schlange“ - inzwischen ein Baudenkmal - wurde zum Symbol der autogerechten Stadt. Heute, bald 45 Jahre später, sind die Brücken und Rampen der A 104 baufällig und können nicht mehr repariert werden.
„Heute befinden wir uns vor einer stadtentwicklungspolitischen Weichenstellung: Soll mit einer neuen Autobahn für Hunderte Millionen Euro die autogerechte Stadt wiederhergestellt werden oder sollen hier neue lebendige Stadtquartiere für Menschen entstehen?“ führt Patzschke aus. „Der Rückbau der Autobahn und das Wiedererlangen von Stadtraum haben das Potenzial für ein international beachtetes Leuchtturmprojekt. Wir kennen Projekte zur Umwandlung einzelner Straßen, aber für die Umnutzung einer ganzen Autobahn gibt es nur wenige Beispiele. In den Städten dieser Welt begann es mit der Aneignung der verlassenen Industrie-, Hafen- und Eisenbahnflächen. Mit der Mobilitätswende werden die Überkapazitäten des Individualverkehrs das neue Thema.“
Der Beitrag von Patzschke Architekten stellt sich auf zwei Ebenen dar: Zum einen hat das Architekturbüro mit dem Lageplan einen städtebaulichen Vorschlag für die vier Kilometer lange Strecke der ehemaligen Autobahn entwickelt. Patzschke: „Für die Nordseite des Breitenbachplatzes schlagen wir einzelne Baukörper vor, die die vorhandene Bebauung zu einem klar erkennbaren Stadtplatz komplettieren. Im Süden, am Fuß des Bierpinsels sollen die Rampenbauwerke einem kleinen Park weichen.“
Zum anderen wurde mit der Visualisierung ein spezieller Ort entlang dieser Strecke beispielhaft hervorgehoben. Patzschke: „Zur Vertiefung widmen wir uns exemplarisch der Situation vor dem südlichen Tunnelmund an der Autobahnüberbauung ´Schlange´. Die Rampen der Autobahn sind abgebaut. Stattdessen tut sich ein großzügiger Stadtraum auf.“
Robert Patzschke stellt morgen bei dem AIV-Symposium „Große Straßen für morgen: Vorschläge für den Umbau der Metropole“ mit den neun weiteren Teams seine Pläne für den Breitenbachplatz öffentlich vor. Das Symposium findet von 16.30 bis 21.00 Uhr im Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3 statt. Dazu sind alle Interessierte herzlich eingeladen, die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldungen unter dem 1. Link.