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10.09.2024 | Allgemeine Meldungen

Großinsolvenzen steigen um mehr als ein Drittel, durchschnittliche Schäden nahezu verdoppelt

Insolvenzen in Deutschland steigen deutlich an und dieser Trend dürfte sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen, da die Wirtschaft weiterhin mit der Rezession kämpft. Der weltweit größte Kreditversicherer Allianz Trade geht für die Bundesrepublik von einer Zunahme der Pleiten im Jahr 2024 um 21 % auf rund 21.500 Fälle aus nach bereits +22 % im Jahr 2023.

Ende 2024 dürften die Fallzahlen etwa 15 % über dem Niveau von 2019 und damit vor der Pandemie liegen. Erst 2025 dürfte sich der Anstieg mit einem moderaten Zuwachs der Fallzahlen um weitere rund 2 % auf dann 22.000 Fälle etwas abflachen.

Doch nicht nur die Pleitefälle nehmen zu, sondern auch die Großinsolvenzen[1]. Im ersten Halbjahr 2024 gab es bereits 40 große Insolvenzen. Das ist nicht nur der höchste Wert zum Halbjahr seit 2015, sondern auch über ein Drittel (+37 %) mehr als im Vorjahreszeitraum. 

„Aktuell gilt häufig: Wenn es kracht, dann richtig“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Große Insolvenzen haben oft einen Dominoeffekt auf viele Unternehmen in der gesamten Lieferkette. Nicht selten werden sie dabei mitgerissen und geraten selbst in den Abwärtssog, der im schlimmsten Fall ebenfalls in der Zahlungsunfähigkeit endet.“ 

Durchschnittlicher Umsatz der insolventen Großunternehmen und damit Schäden: +85 %

Der kumulierte Umsatz der großen Pleiten belief sich in den ersten sechs Monaten 2024 auf 11,6 Milliarden Euro und lag damit bereits zum Halbjahr über dem Gesamtschaden für das Jahr 2023. Der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen – und damit auch die Schäden für die betroffenen Lieferanten – lag bei 290 Millionen Euro, das ist ein Plus von 85 % (1. Halbjahr 2023: 156 Mio. EUR). 

Insolvenzgründe vielfältig: von fälligen Corona-Darlehen bis Abhängigkeit von Großkunden

„Insbesondere im Baugewerbe (9) und im Einzelhandel (9, davon 8 im Mode-Einzelhandel) gab es viele große Insolvenzen. Aber auch bei Dienstleistungen (7) sowie Möbel und Haushaltswaren (6)“, sagt Bogaerts. „Die Gründe für diese Häufung sind teilweise sehr unterschiedlich. Einige Unternehmen konnten die fälligen Rückzahlungen von Corona-Darlehen nicht stemmen oder hatten Schwierigkeiten an neue Kredite zu kommen aufgrund der restriktiveren Vergabe und den wesentlich höheren Anforderungen der Finanzierungspartner. Wieder andere waren von einem einzelnen Großkunden abhängig, der weggebrochen ist.“ 

Große Herausforderungen im Mode-Einzelhandel: Strukturwandel trifft Kaufzurückhaltung

Geschäftsmodelle und Kundenbedürfnisse ändern sich teilweise schnell und stellen Unternehmen vor Probleme. Viele Probleme in einigen Branchen sind allerdings nicht neu, darunter beispielsweise der Strukturwandel im Einzelhandel. 

„Im Mode-Einzelhandel hängen einige Unternehmen seit Jahren am seidenen Faden“, sagt Bogaerts. „Die verbrauchernahen Branchen spüren die aktuelle Kaufzurückhaltung allerdings besonders. Hinzu kommen die weiterhin hohen Container-Frachtraten, die angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts vielen Unternehmen Sorgen bereiten.“ 

Auch Kliniken kämpfen weiterhin mit großen Herausforderungen. Zu den sieben großen Insolvenzen im Dienstleistungssektor gehören auch drei Kliniken sowie zwei Tourismus-Unternehmen und zwei Unternehmen aus dem Bereich Software- und IT-Dienstleistungen.   

Allianz Trade ist weltweiter Marktführer im Kreditversicherungsgeschäft und anerkannter Spezialist für Bürgschaften und Garantien, Inkasso sowie Schutz gegen Betrug oder politische Risiken. Allianz Trade verfügt über mehr als 100 Jahre Erfahrung und bietet seinen Kunden umfassende Finanzdienstleistungen an, um sie im Liquiditäts- und Forderungsmanagement zu unterstützen. 

Über das unternehmenseigene Monitoring-System verfolgt und analysiert die Allianz Trade Gruppe täglich die Insolvenzentwicklung von mehr als 83 Millionen kleiner, mittlerer und multinationaler Unternehmen. Insgesamt umfassen die Expertenanalysen Märkte, auf die 92% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen. 

Mit dieser Expertise macht die Allianz Trade Gruppe den Welthandel sicherer und gibt den weltweit über 70.000 Kunden das notwendige Vertrauen in ihre Geschäfte und deren Bezahlung. Als Tochtergesellschaft der Allianz und mit einem AA-Rating von Standard & Poor’s ist die Holding von Allianz Trade mit Sitz in Paris im Schadensfall der finanzstarke Partner an der Seite seiner Kunden. 

Das Unternehmen ist in über 50 Ländern vertreten und beschäftigt mehr als 5.500 Mitarbeiter weltweit. 2023 erwirtschaftete die Allianz Trade Gruppe einen konsolidierten Umsatz von EUR 3,7 Milliarden und versicherte weltweit Geschäftstransaktionen im Wert von EUR 1.131 Milliarden.   

[1] Großinsolvenzen = Insolvenzen von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Mio. EUR