Kreislaufwirtschaft: Den Rohstoff Holz immer wieder einsammeln
„Holz in der Kreislaufwirtschaft – Treiber für Innovation!“ lautete der Titel der Dialogveranstaltung zur Charta für Holz 2.0.
Auf der Veranstaltung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Kooperation mit dem Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) diskutierten Fachleute und Entscheidungsträger aus Verwaltung, Wissenschaft und der Forst- und Holzindustrie in Berlin über die Potenziale und Herausforderungen der Holz-Kreislaufwirtschaft. Die Diskussion wurde vor Ort und online von mehr als 550 Interessierten verfolgt.
Angesichts von Klimawandel, Waldumbau und knapper werdenden Ressourcen ging es um die Frage, wie Holz im Kreislauf zur Transformation in die zirkuläre Bioökonomie beitragen kann und welche Schritte für die kreislauffähige, ressourceneffiziente Holzverwendung im Cluster Forst und Holz zu unternehmen sind.
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, unterstrich in seiner Eröffnungsrede die Rolle von Holz als Deutschlands wichtigstem nachwachsenden Rohstoff.
„Wir brauchen Holz dringend, um die Herausforderungen unserer Zeit wie die Klimakrise zu bewältigen“, so Özdemir. Holz mit seiner Fähigkeit, Kohlenstoff langfristig zu binden, müsse, wo technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll, vorrangig für die stoffliche Nutzung bereitstehen. „Die langfristige Nutzung von Holz in der Kreislaufwirtschaft ist angesichts begrenzter Ressourcen ein ganz entscheidender Schlüssel“, sagte er auch unter Verweis auf die von der Bundesregierung vorbereitete Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie.
Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft, forderte Cem Özdemir auf, die von Wirtschaftsverbänden, Unternehmen und Politik vorbereitete Kabinettsvorlage zur Kreislaufwirtschaftsstrategie trotz der aktuellen Lage „zu verabschieden“, und verdeutlichte anhand markanter Zahlen u. a. die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kreislaufwirtschaft. Bei den Patentanmeldungen für die dazu notwendigen „sauberen Technologien“ sei Deutschland derzeit noch mit 37 Prozent EU-Spitzenreiter. Deutschlands Zirkularitätsrate hatte 2022 bei 13 Prozent gelegen (EU: 11,5, Welt: 7,2 Prozent).
„Wirtschaftlich sind die im Vorteil, die es schaffen, ihre Rohstoffe wieder einzusammeln“, veranschaulichte auch Prof. Dr. Andreas Krause vom Thünen-Institut für Holzforschung unter Bezug auf die jüngsten Zahlen der Bundeswaldinventur die Notwendigkeit der Kreislaufführung bei der Holznutzung. Weniger Holz aus dem Wald gebe es künftig u. a. deshalb, weil Laubbäume langsamer wachsen als Nadelbäume. Wegweisend zur Reduzierung von Primär- und hin zur Verwendung von Sekundärrohstoffen seien u. a. die sogenannten R-Strategien.
Praktische Einblicke: Erfolgsmodelle der zirkulären Holzwirtschaft
Auf der Veranstaltung hatten junge Unternehmen ihre Ansätze zur kreislauffähigen Holznutzung präsentiert, darunter das Start-Up TRIQBRIQ, das ein patentiertes Bausystem aus modularen Holzbausteinen, sogenannten BRIQs entwickelte, die aus Industrie-, Recycling- und Kalamitätsholz hergestellt werden, außerdem das Unternehmen Concular GmbH, das sich auf Softwareentwicklung und Beratung für zirkuläres Bauen und zirkuläre Immobilien spezialisiert hat, oder die Voodin Blade Technology GmbH, die mit der Produktion von Rotorblättern für Windkraftanlagen ein neues Technologiefeld für den Einsatz von Holz erschloss. In themenspezifischen „Wood-Cafés“ und Diskussionsrunden stellten die Beteiligten künftige Schritte und Herausforderungen der Holz-Kreislaufwirtschaft heraus.
Die Veranstaltung ist online abrufbar: siehe 1. Link
Hintergrund:
Die 2017 initiierte Charta für Holz 2.0 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stellt den Handlungsrahmen für die Nutzung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und für den dauerhaften gesellschaftlichen Dialog zu Klimaschutz, Schonung fossiler Ressourcen und Stärkung der ländlichen Räume durch Holznutzung dar. Die Ziele der Charta – Klima schützen. Werte schaffen. Ressourcen schonen. – werden in Handlungsfeldern definiert und mit Hilfe von Arbeitsgruppen im Cluster Forst und Holz umgesetzt. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) betreut im Auftrag des BMEL die Arbeitsgruppen und organisiert Fachgespräche, Plattformen und Tagungen für die beteiligten Interessengruppen sowie die jährliche Veranstaltung „Charta für Holz 2.0 im Dialog“. Koordiniert wird der Charta-Prozess von einer Steuerungsgruppe des BMEL.
Weiterführende Informationen liefert der aktuelle Statusbericht der „Charta für Holz 2.0“ (2. Link).