Wärmewende: Preistransparenzplattform Fernwärme gestartet
Gemeinsam haben die Verbände AGFW, BDEW und VKU heute ihre Fernwärme-Preistransparenzplattform gestartet. Unter www.waermepreise.info finden Verbraucherinnen und Verbraucher ab sofort eine Preisübersicht verschiedener Anbieter sowie ergänzende Informationen darüber, welche Faktoren und Merkmale den Fernwärmepreis neben dem Wettbewerb noch beeinflussen.
Die Plattform deckt zum Start bereits rund die Hälfte des Marktes ab und soll künftig weiter ausgebaut werden. Fernwärme ist eine der zentralen Optionen, um bis 2045 klimaneutral zu heizen. Die Mitwirkung der Unternehmen sei ein starkes Signal der Branche: „Die Plattform wird für mehr Transparenz sorgen und so die Akzeptanz der Wärmewende stärken“, sagen Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer sowie Werner Lutsch, Geschäftsführer des AGFW.
Plattform erklärt Besonderheiten der Fernwärme
„Um die lokal unterschiedlichen Preise für Fernwärme zu verstehen, ist es wichtig, die Besonderheiten von Fernwärme zu kennen“, so Andreae, Liebing und Lutsch. „Jedes Wärmenetz ist anders. Fernwärme wird – anders als zum Beispiel Strom oder Gas – weder national noch europäisch gehandelt oder bundesweit transportiert. Wärme ist ein lokales Gut: Sie wird in der Regel direkt vor Ort erzeugt und verbraucht. Die preisbestimmenden Faktoren hängen daher vor allem von den lokalen Gegebenheiten ab. Dazu gehören beispielsweise die lokal unterschiedlich vorhandenen und nutzbaren Wärmequellen, die Bodenbeschaffenheit in Hinblick auf Transport und Verteilung der Wärme über die Netze sowie die verschiedenen Kundenstrukturen. Diese Faktoren beeinflussen den Preis, weshalb Preise sich von Ort zu Ort unterscheiden. Die Versorger sind gesetzlich an eine angemessene Preissetzung gebunden und können keine beliebigen Preise festlegen. Sie unterliegen zudem der strengen Aufsicht der Bundes- und der Landeskartellbehörden.
Preisübersicht zeigt verschiedene Standardfälle
Die neue Plattform zeigt Mischpreise für drei typische Kundenfälle: Ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus sowie die Versorgung eines kleinen Industriebetriebs mit Fernwärme. Darüber hinaus enthält die Übersicht Angaben zu dem jeweils festgelegten Anpassungszyklus für die Fernwärmepreise, die Netzgröße, Netzverluste, die eingesetzten Energieträger, den Anteil erneuerbarer und klimaneutraler Energieträger (inkl. unvermeidbarer Abwärme), den Anteil von Kraft-Wärme-Kopplung in Prozent sowie den Primärenergiefaktor. „All diese Angaben sollen dazu beitragen, ein besseres Verständnis für das Zustandekommen von Fernwärmepreisen zu erzielen“, so die drei Verbandsvertreter.
„Die Fernwärmeanbieter haben ein großes Interesse daran, ihren Kundinnen und Kunden bestmögliche Transparenz bei der Preisgestaltung zu bieten. Mit der neuen Plattform bündeln wir diese Informationen und wollen sie noch erweitern. Wir freuen uns sehr, dass sich bereits jetzt zahlreiche Fernwärmeversorger beteiligen, und bauen die Plattform bis Herbst 2024 weiter aus.“
Aufgaben des Fernwärmegipfels auf den Weg gebracht – Erwartungen der Branche an die Bundesregierung
Die Branche hat sich an die Vorgaben des ersten Fernwärmegipfels zum Verbraucherschutz gehalten: Neben der Entwicklung der Preistransparenzplattform hatten die drei Verbände ihre Mitgliedsunternehmen aufgerufen, sich an der Universalschlichtungsstelle des Bundes zu beteiligen. Die damit verbundene Unternehmensumfrage ergab, dass auch hier eine sprunghafte Zunahme der Beteiligung seitens der Branche zu erwarten ist. Außerdem arbeiten die Verbände an einem Vorschlag, wie Preisgleitklauseln verbraucherfreundlicher dargestellt werden können.
„Auf dem Fernwärmegipfel haben die Fernwärme-Branche und die Bundesregierung das gemeinsame Ziel bekräftigt, den Um- und Ausbau der klimaneutralen Nah- und Fernwärme deutlich zu beschleunigen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen unsere Unternehmen in den kommenden Jahren weiterhin Milliarden in den Ausbau und die Dekarbonisierung ihrer Wärmenetze investieren. Die bestehende Förderkulisse im Rahmen der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) reicht bereits mittelfristig nicht aus. Hier sollte unbedingt nachgebessert werden. Ansonsten werden wir als Land die Klimaziele verfehlen“, so die Verbandsvertreter. Weiterhin braucht die Branche ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zum gemeinsam verabschiedeten Ausbauziel von 100.000 neu an die Fernwärme angeschlossenen Gebäuden pro Jahr, eine zügige Novellierung des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG) sowie ein Ende der Diskriminierung von Fernwärme in der Wärmelieferverordnung.