Erneuter Teilnehmerrekord und beste Stimmung bei der Dresdner Abwassertagung (DAT)
Über 800 TeilnehmerInnen fanden dieses Jahr an zwei Veranstaltungstagen in das MARITIM Congress Center Dresden. Ausgebucht waren nicht nur die Ausstellungstände und die Tagungstickets, auch die Exkursion zur Baustelle des Industriesammlers Nord war bis zum letzten Platz besetzt.
Stimmungsvoll und gut besucht war der Kommunikationsabend mit 370 Gästen im Dresdner Club Arteum. Das Feedback der Gäste war durchweg positiv. Bereits zwei Tag nach Veranstaltungsende waren die 106 Messestände für 2025 ausgebucht. Die nächste Dresdner Abwassertagung findet am 6. und 7. Mai 2025 im MARITIM Internationales Congress Center statt.
Auch in diesem Jahr startete die Dresdner Abwassertagung mit einer spannenden Podiumsdiskussion zu einem politischen Top-Thema der Branche, der Reform der kommunalen Abwasserrichtlinie, inzwischen auch liebevoll „KARL“ genannt.
KARL umfasst zahlreiche Neuerungen, von verschärften Grenzwerten in der Nährstoffelimination über verpflichtende Klimaschutzmaßnahmen bis hin zur erstmaligen Umsetzung der vierten Reinigungsstufe auf der einen und des Verursacherprinzips auf der anderen Seite. Einige, nicht unwesentliche Detailfragen sind jedoch noch offen. Diese aufnehmend konzentrierte sich die Podiumsdiskussion auf die zentrale Frage: Ist der deutsche Abwassersektor bereit für die neue Richtlinie?
Moderatorin Gunda Röstel lud dazu fünf Experten und Expertinnen aus verschiedenen Bereichen auf die Bühne ein: Dr.-Ing. Lisa Broß (Bundesgeschäftsführung und Mitglied im Präsidium der DWA), Dr. Claus Gerhard Bannick (Direktor und Professor am Umweltbundesamt), Dr.-Ing. Rainer Köhler (Vorstand Vertrieb HUBER SE), Dipl. Geologin Birgit Lange (Referatsleiterin Siedlungswasserwirtschaft, Grundwasser im Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft) sowie Dr. Ulrich Meyer (Technischer Geschäftsführer Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH).
Grundsätzlich, so Lisa Broß, wird die neue Richtlinie in der Abwasserbranche als notwendig erachtet und begrüßt, insbesondere die erstmalige Verankerung des Verursacherprinzips gilt als echter Meilenstein. In diesem Zuge verwies Ulrich Meyer auf die schon vorliegende Fonds-Lösung des BDEW zur Etablierung in Deutschland, die trotz aller noch zu klärenden Fragen in der Organisation eine echte Lenkungswirkung auf Seiten der Produzenten erwarten lasse. Lisa Broß ergänzte folgerichtig, dass keine nachträgliche Schadstoffreduktion in Klärwerken so effektiv sein kann, wie die Vermeidung kritischer Einträge an der Quelle.
Die Teilnehmenden diskutieren auch offen über Zielkonflikte, wie beispielsweise beim Energie- und Nährstoffmanagement in der Abwasserbehandlung. So stehen schärferen Grenzwerten bei der Phosphorelimination erhebliche Mehrbedarfe für Fällmittel, Kalk oder Kreide sowie gegebenenfalls auch Ausbau von Dosierstationen samt der entsprechenden Kostenaufwendungen gegenüber. Bei der Stickstoffelimination wie auch bei der verpflichtenden Einführung der energieintensiven vierten Reinigungsstufe stehen dem ebenfalls verpflichtenden Ziel der Energieautarkie enorme neue Energiebedarfe gegenüber.
Hinzu kommen bei den erhöhten Bedarfen an Fällmitteln die Herausforderung der Sicherung von Lieferketten. Um hier nicht wie im Zuge des Ukraine-Krieges auf Engpässe zuzusteuern, sollte möglichst frühzeitig das Thema der Rohstoffverfügbarkeit auf Bundes- und Länderebene adressiert werden. Claus Gerhard Bannick merkte in diesem Zusammenhang auch ganz generell die Bedeutung der Sicherung von Rohstoff-, Material- und Produktlieferketten an und verwies darüber hinaus beim Thema Phosphorrecycling auf die dringliche Notwendigkeit, die bereits beschlossene Abfallklärschlammverordnung endlich umzusetzen. Hierzu bedarf es auch Anpassungen im Düngemittelrecht.
Bei der Umsetzung der neuen Anforderungen wird auch das Thema Fachkräfteverfügbarkeit eine maßgebliche Rolle spielen, ein Faktor der in diesem Zusammenhang noch wenig diskutiert wurde. Rainer Köhler hob hervor, dass hier für Betreiber und Anlagenbauer auch eine Chance im Imagewechsel besteht – Von dreckigem Abwasser hin zu aktivem Umweltschutz und Nachhaltigkeitsdienstleister. Hier waren sich alle Diskutanten einig: Dies sollte unbedingt weiter ausgebaut werden, um jungen Menschen eine sinnstiftende Perspektive zu eröffnen und die Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern.
Die vielschichtige und lebendige Diskussion zeigte, was Betreiber, Anlagenbauer und Verbände von der nationalen Umsetzung von KARL erwarten: Eine klare Richtschnur mit pragmatischen Umsetzungsschritten ohne Überbürokratisierung. Von Birgit Lange vom Sächsischen Umweltministerium wurde versichert, eine 1:1 Umsetzung in Deutschland eng zu begleiten und hier auch Synergien zu anderen gesetzlichen Prozessen, wie der weiteren Umsetzung der Wasserrahmenrichtline oder der Klärschlammrichtlinie zu schaffen. In jedem Fall, so der gemeinsame Tenor, müssen die gesetzlichen wie neu gesetzten Ambitionen von der Nährstoffelimination bis zur vierten Reinigungsstufe auch zeitlich in einen sinnvollen investiven wie betriebstechnischen Ablauf eingeordnet werden. Grundsätzlich sind die Branchenvertreter und -vertreterinnen jedoch einig, dass die Abwasserwirtschaft einen auch zukünftig bedeutenden Beitrag zum nachhaltigen Gewässerschutz leisten wird.