Nationaler Bildungsbericht 2024: Schwerpunkt berufliche Bildung
Der Bericht Bildung in Deutschland 2024 mit einer Analyse zu beruflicher Bildung zeigt Trends und Herausforderungen im deutschen Bildungssystem ebenso, wie Wirkungen und Erträge von Bildung. Der Bericht ist die aktuelle Ausgabe eines langfristigen Monitorings, das als zentrale Quelle Informationen für Bildungspolitik, Bildungsverwaltung und -praxis, für die Öffentlichkeit und für Wissenschaft und Forschung bereitstellt.
Mehr Bildungsteilnehmer:innen
Insgesamt besuchten 2022 17,9 Millionen Menschen Einrichtungen der Frühen Bildung, allgemeinbildende und berufliche Schulen sowie Hochschulen, Berufsakademien und Einrichtungen der Aufstiegsfortbildung. Im Vergleich zu 2012 stiegen die Zahlen um 1,1 Millionen. Besonders deutlich war der Anstieg bei Kindern im Kita- und Grundschulalter: In Kitas hat sich die Altersgruppe der 3- bis unter 6-jährigen um 22 % gegenüber 2012 vergrößert. Auch die Altersgruppe im Grundschulalter wuchs um 10 %. Über ein Viertel dieser Kinder hat eine Einwanderungsgeschichte. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der Bildungseinrichtungen auf 104.000 und liegt damit 6 % über dem Stand von 2012. Besonders das Angebot an Kitas, Hochschulen und Berufsakademien wurde ausgebaut.
Schwerpunkt berufliche Bildung
Der lebenslange Prozess der beruflichen Bildung beginnt bereits in der frühen Kindheit. Eine besondere Rolle spielt die berufliche Orientierung im Jugendalter, beim Übergang in Ausbildung oder Studium. Zahlreiche Jugendliche fühlen sich nicht ausreichend informiert, können nicht ihren Berufswünschen nachgehen oder brechen ihre beruflichen Bildungswege ab. Obwohl Maßnahmen zur beruflichen Orientierung hier von großer Bedeutung sind, werden sie bisher nicht ausreichend evaluiert. Um diesen Entwicklungen zu begegnen, sind neben der Weiterentwicklung beruflicher Orientierungsmaßnahmen flexible Bildungsformate, effiziente Anerkennungsverfahren und Strukturen notwendig, die (Um-)Orientierung sowie nahtlose Übergänge auch zwischen verschiedenen Bildungsbereichen in jedem Alter ermöglichen. Die aktuellen Befunde zeigen jedoch, dass diese komplexen Steuerungslogiken in der beruflichen Bildung deutlich hinsichtlich ihrer Flexibilität und Agilität auszubauen sind, um die berufliche Bildung effektiv und zukunftsfähig zu gestalten.
Trends und Herausforderungen
Ein zentraler Trend im gesamten Bildungssystem ist die Digitalisierung von Lernprozessen, die vielfältige Möglichkeiten eröffnet, zugleich aber auch neue Ungleichheiten schafft und die individuelle Teilhabe beeinflusst. Strukturen und Prozesse im Bildungssystem werden weiterhin durch Zuwanderungen beeinflusst, auch wenn mit dem Zuwanderungsgesetz 2005 in Deutschland gezielte Integrations- und Sprachbildungsangebote entstanden sind. Der Personalmangel im Bildungssystem betrifft alle Bereiche und erfordert innovative Lösungen zur Rekrutierung und Nutzung vorhandener Kapazitäten. Trotz steigender Bildungsausgaben reichen die Investitionen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die Heterogenität der Lernenden und institutionelle Unterschiede verlangen nach individualisierter Förderung, was das pädagogische Personal herausfordert. Sozioökonomische und regionale Unterschiede beeinflussen die Bildungsteilnahme und -ergebnisse erheblich und führen zu deutlichen Chancenungleichheiten. Berufliche Bildung als lebenslanger Prozess ist unzureichend gesteuert und das Bildungssystem reagiert eher reaktiv als proaktiv auf gesellschaftliche Veränderungen.
Grundlage der Berichterstattung sind repräsentative und fortschreibbare Daten aus amtlichen Quellen und sozialwissenschaftlichen Erhebungen. Zum 10. Mal wertet die Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung, die mit Wissenschaftler:innen renommierter wissenschaftlicher Einrichtungen und statistischer Ämter besetzt ist, empirische und statistische Daten aus allen Bildungsbereichen Deutschlands aus, von Kita bis Hochschule und Weiterbildung. Ausgewertet wurden Daten aus den Bereichen: Frühe Bildung, Betreuung und Erziehung, Allgemeinbildende Schule und non-formale Lernwelten im Schulalter, Berufliche Ausbildung, Hochschule, Weiterbildung und Lernen im Erwachsenenalter, Berufliche Bildung sowie Bildungsverläufe, Kompetenzentwicklung und Erträge.
Der vollständige Bericht kann kostenfrei - unter anderem bei wbv.de - heruntergeladen werden (siehe 1. Link). Die gedruckte Ausgabe ist im Buchhandel oder bei wbv.de erhältlich. Auf der Website bildungsbericht.de (2. Link) stehen Informationen zur Konzeption des Berichtes sowie weitere Daten zur Verfügung.
Die Erarbeitung des Berichtes wurde mit Mitteln der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.
Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung
Der Bericht wurde unter Federführung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation von einer Gruppe wissenschaftlicher Einrichtungen und statistischer Ämter erstellt. Mitglieder der Autor:innengruppe sind das Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für lebenslanges Lernen (DIE), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) an der Georg-August-Universität sowie die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Destatis, StLÄ).