15.02.2024 |
Stadtplanung, Verkehrsmanagement
Hamburg, Nürnberg und Dresden sind bei smarter Mobilität spitze
Wiesmart funktioniert die Mobilität in deutschen Städten? Um dies herauszufinden, hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland die Mobilitätsdaten des jährlichen Bitkom Smart City Index ausgewertet.
Das Ranking erfasst unter anderem, ob Städte ihren Bürger:innen ÖPNV-Echtzeitdaten zur Verfügung stellen, ob sie über ein digitales Verkehrsmanagement verfügen oder ob sie digitale Lösungen für die Letzte-Meile-Logistik nutzen. Eines der Kernergebnisse: Insbesondere die mittleren deutschen Großstädte (200.000 bis 500.000 Einwohner:innen) konnten ihren durchschnittlichen Indexwert deutlich verbessern, um knapp zehn Prozent auf 63,1 (2022: 57,6). „Smarte Mobilität ist kein Selbstläufer.“ Weitere Analyseergebnisse lauten: Die kleineren Großstädte (weniger als 200.000 Einwohner:innen) legten ebenfalls deutlich zu, im Vergleich zum Vorjahr um ca. neun Prozent von durchschnittlich 47,1 auf 51,2 Indexpunkte. Mit großem Abstand am besten schnitten jedoch die größeren Großstädte (mehr als 500.000 Einwohner:innen) ab; sie kamen auch in diesem Jahr auf einen durchschnittlichen Score von ca. 80 Punkten. Die drei bestplatzierten Städte sind Hamburg (98,4 Punkte), Nürnberg (91,3) und Dresden (90,1). Insgesamt kamen die deutschen Großstädte auf einen durchschnittlichen Mobilitätsindex von 60,0 – das entspricht einer Steigerung von knapp sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2022: 56,2). Am besten schnitten sie im Teilindex „Smarter ÖPNV“ ab (68,2). Auch beim smarten Parken (64,9) und bei den Sharing-Angeboten (63,4) erzielten sie hohe Werte. Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Letzte-Meile-Logistik. Dort erreichten die Großstädte nur einen Durchschnittswert von 42,9 Indexpunkten. Maximilian Rohs, Director Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland, sagt: „Die Daten zeigen: Smarte Mobilität ist kein Selbstläufer. Städte, die eine Smart-City-Strategie verabschiedet haben, erzielen deutlich höhere Indexwerte als Städte ohne Strategie.“ Knapp zwei von drei Städten setzen, so Maximilian Rohs, bereits eine Smart-City-Strategie um, ein weiteres Zehntel plant zudem aktuell deren Umsetzung. Die Verkehrswende braucht einen smarten ÖPNV Smarte Technologien und Angebote sind wichtig dafür, dass immer mehr Menschen im Sinne der Verkehrswende auf den ÖPNV umsteigen, weil sie den ÖPNV effizienter und nutzerfreundlicher machen. Der Indexwert ist hier von 52,3 Punkten im Jahr 2022 auf nun 68,2 Punkte gestiegen. Auch hier kamen die größeren Großstädte auf den höchsten Wert (87,5). Die mittleren Großstädte schnitten mit einem Indexwert von 74,0 aber ebenfalls gut ab und verbesserten sich gegenüber 2022 (53,1) deutlich. So stellen mittlerweile alle Großstädte ÖPNV-Informationen für das Smartphone in Echtzeit bereit. Und in sechs von zehn Städten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen ist WLAN sowohl an den Haltestellen als auch in den Fahrzeugen verfügbar. Rund zwei Drittel aller Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohner:innen führen aktuell außerdem Pilotprojekte zum autonomen Fahren durch oder haben solche bereits abgeschlossen. Bezogen auf alle Großstädte liegt der Anteil etwa bei einem Drittel. Gabriel Flore, Manager Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland, kommentiert: „Es besteht eine Korrelation zwischen einem hohen Indexwert, einem guten ÖPNV-Angebot, einer hohen Nachfrage sowie einem niedrigen Motorisierungsgrad. Ein attraktives und smartes Mobilitätsangebot bewegt die Menschen also dazu, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen.“ Zusätzlich zu einem smarten ÖPNV-Angebot sind auch innovative Tarifmodelle ein wichtiger Baustein, um Menschen dazu zu bewegen, den ÖPNV häufiger zu nutzen. Immer mehr Städte setzen hierfür auf eine räumliche Preisdifferenzierung, in denen der Fahrpreis beispielsweise von der zurückgelegten Luftlinie abhängt, sowie auf eine personelle Preisdifferenzierung, zum Beispiel Flex-Angebote mit Rabatten auf ausgewählte Tickets. „Die Einbindung weiterer Mobilitätsangebote wie Car-, Scooter-, und Bikesharing sowie Ridepooling in ein integriertes Mobilitäts- und Tarifsystem spielt dabei eine wichtige Rolle“, meint Gabriel Flore. Micro Hubs sind auf dem Vormarsch Bei der Letzte-Meile-Logistik ist der durchschnittliche Indexwert mit 43,0 Punkten zwar noch vergleichsweise niedrig, hat aber seit dem Vorjahr (38,0) recht deutlich zugelegt. Zu den smarten Lösungen für die letzte Meile gehören beispielsweise Micro Hubs. Das sind stationäre oder mobile Sammelpunkte für Pakete in Innenstädten oder Wohngebieten. In gut einem Drittel aller Großstädte (35,8 Prozent) gibt es sie bereits, in weiteren 7,4 Prozent befinden sie sich in der Testphase. Micro Hubs lassen sich gut mit alternativen Zustellungsformen verknüpfen, die beispielsweise elektrisch betriebene Kleinfahrzeuge nutzen. Alternative Zustellungsformen kommen bereits in knapp der Hälfte aller Großstädte (48,1 Prozent) zum Einsatz, in der Testphase befinden sie sich ebenfalls in 7,4 Prozent der Großstädte. Anbieterübergreifende Paketstationen finden sich dagegen erst in gut einem Viertel der Großstädte (17,3 Prozent im Einsatz, 9,9 Prozent in der Testphase). Eine smarte Logistik auf der letzten Meile verringert die Verkehrsbelastung, vor allem in dichtbesiedelten Innenstadtbereichen. Sie sorgt außerdem dafür, dass Anwohner:innen Lieferungen schneller und zuverlässiger erhalten. Digitalkompetenzen für ein Smart-Mobility-Ökosystem Als Königsdisziplin der Verkehrswende indes gelten multimodale Angebote: Sie verknüpfen verschiedene Verkehrsmittel miteinander, die die Bürger:innen möglichst komfortabel nutzen können – etwa indem an U-Bahnhöfen Leihfahrräder stehen, die sich über die App des regionalen ÖPNV-Anbieters buchen lassen. Multimodale Apps gibt es in acht von zehn größeren Großstädten und in gut der Hälfte aller mittleren Großstädte (52,0 Prozent). Bei den kleineren Großstädten verfügen 43,9 Prozent über eine multimodale App. Die PwC-Analyse zeigt außerdem: Smarte Mobilitätslösungen schöpfen ihr volles Potenzial erst im Zusammenspiel aus. Städte sollten sie deshalb zu einem Smart-Mobility-Ökosystem verknüpfen: Dazu gehören die passenden Rahmenbedingungen, beispielsweise ausreichende öffentliche Finanzmittel, eine Digitalisierungsstrategie sowie eine integrierte Stadt- und Verkehrsplanung. Darauf baut die Smart-Mobility-Infrastruktur auf. Zu ihr zählen digitale Elemente wie Datenplattformen oder ein 5G-Mobilfunknetz und die klassische Verkehrsinfrastruktur. Diese Infrastruktur nutzen schließlich die smarten Mobilitätsangebote. PwC-Experte Maximilian Rohs sagt: „Für ein smartes Mobilitätsökosystem braucht es vor allem digitale Kompetenzen. Angesichts der komplexen Herausforderungen sollten Städte außerdem mit anderen Stakeholdern, etwa mit Verkehrsverbünden und -unternehmen, aber auch der Industrie, Netzwerke bilden.“ |
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