Ein Drittel offen für Teilen, Umbauen oder Vermieten / Ergebnisse der Wohnraumraumbefragung
Kann Tauschen oder Teilen von wenig genutztem Wohnraum ein Weg sein, um Wohnraummangel zu beheben? Das hat der gemeinnützige Verband Wohneigentum als bundesweit größter Verband für das selbstgenutzte Wohneigentum in einer Online-Befragung unter Menschen mit Haus oder Eigentumswohnung untersucht. Ergebnis: Es gibt Potential, Widerstand und Zustimmung.
Das Wichtigste in Kürze
• Etwa ein Viertel der Befragten (26 %) empfindet die eigene Wohnfläche als zu groß. Der überwiegende Teil der Wohneigentümer ist mit der eigenen Wohnfläche zufrieden.
• Knapp ein Drittel (32 %) zeigt sich aufgeschlossen gegenüber der effizienteren Nutzung seines Wohnraums: Davon sind 41 % bereit, ihn zu vermieten. 23 % würden durch Umzug/Wohnungstausch ihre Wohnfläche verkleinern. Zwei Drittel (68 %) stehen Maßnahmen zur effizienteren Nutzung ihres Wohnraums skeptisch gegenüber.
• Die Befragten wünschen sich Beratungsangebote, die finanzielle, rechtliche, bauliche und emotionale Aspekte bei einem Wohnraumwechsel abdecken.
• Die größten Bedenken beim Teilen von Wohnraum beziehen sich auf Einschränkungen der Privatsphäre und potentielle Konflikte mit Mietern. Auch werden finanzielle und bürokratische Hürden beim Umbau von Wohnraum sowie rechtliche Unsicherheiten häufig genannt.
Wohnraumsuffizienz: Lösung für Wohnraummangel?
Wohnraum ist in Deutschland vielerorts knapp. Gleichzeitig leben manche Wohneigentümer, beispielsweise nach der Familienphase, mit leeren Zimmern oder Etagen, die sie nicht oder nur zum Teil nutzen. Vor diesem Hintergrund diskutieren Fachleute aktuell das „suffiziente Wohnen“ als Lösung für den Wohnraummangel. Die Idee: Wer die eigene Wohnfläche reduziert, beispielsweise durch Vermietung ungenutzter Räume oder den Umzug in eine kleinere Wohnung, macht Platz für andere.
Der Verband Wohneigentum hat in einer Online-Befragung selbstnutzende Wohneigentümer im Zeitraum vom 17. Januar bis 31. März 2024 nach ihrer Meinung zu dieser Idee gefragt. Wie groß ist die Bereitschaft, die eigene Wohnsituation zu verändern? Was hindert daran? Was könnte motivieren? Die Befragung war eine quantitative Querschnittsanalyse. 930 Teilnehmende beantworteten die Umfrage vollständig (n=930).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Ein Drittel interessiert
Knapp ein Drittel (32 %) der Befragten zeigt sich aufgeschlossen gegenüber der effizienteren Nutzung seines Wohnraums. Von ihnen sind 41 % grundsätzlich bereit, wenig genutzten Raum zu vermieten. 23 % würden es in Betracht ziehen, durch Umzug/ Wohnungstausch ihre Wohnfläche zu verkleinern, was neuen Wohnraum für andere schafft.
Deutlich wurde: Es besteht ein erheblicher Bedarf an Aufklärung und Beratung hinsichtlich der Möglichkeiten zur effizienten Wohnraumnutzung. Teil- oder Tauschwillige wünschen sich umfassende Beratungsangebote, die auch finanzielle, rechtliche, bauliche und emotionale Aspekte eines Wohnraumwechsels abdecken.
Zwei Drittel sind skeptisch
Die große Mehrheit (68 %) der Befragten steht Maßnahmen zur effizienteren Nutzung ihres Wohnraums wie Wohnraumteilung, Untervermietung oder Umzug in eine kleinere Wohneinheit skeptisch gegenüber. Die Frage, ob sie eigenen Wohnraum teilen würden, löst bei vielen Umfrageteilnehmern emotionale Antworten aus. „Für sie symbolisieren die eigenen vier Wände nicht nur hart erarbeitetes Eigentum, sondern auch die Erfüllung eines Lebenstraums oder Lebensziels“, analysiert der Verband-Wohneigentum-Präsident Peter Wegner. Er adressiert an die Politik: „Die politische Kommunikation zum Thema Wohnraumsuffizienz muss daher mit Respekt für verschiedene Motivlagen und Sensibilität erfolgen.“
Hindernisse und Bedenken
Die größten Bedenken im Hinblick auf das Teilen von Wohnraum äußern die Teilnehmenden bezogen auf den Erhalt der Privatsphäre und auf potentielle Konflikte mit Mietern. Finanzielle und bürokratische Hürden beim Umbau von Wohnraum sowie rechtliche Unsicherheiten sind weitere häufig genannte Hemmnisse.
Teil- und Tauschwillige unterstützen
„Die Schaffung von Wohnraum im Bestand muss vereinfacht und gefördert werden“, schlussfolgert Verena Örenbas, Bundesgeschäftsführerin im Verband Wohneigentum. Vermietende Eigentümer seien nicht mit professionellen Investoren zu vergleichen. „Wichtig sind politische Maßnahmen, die auch die vielfältigen Bedürfnisse der Eigentümer und Eigentümerinnen berücksichtigen, um eine nachhaltige Veränderung im Wohnraumsektor zu erreichen und natürlich Freiwilligkeit voraussetzen.“, betont Örenbas.
Der Verband Wohneigentumtum schlägt dazu vor:
• flächendeckende Einführung von erweiterten Wohnberatungsstellen
• unabhängige digitale Plattformen zur Vernetzung mit Dienstleistern, Handwerkern und Wohnraumsuchenden
• Informationskampagnen, speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten
• finanzielle Förderung und steuerliche Anreize für Einliegerwohnungen
• Vereinfachung von Baunormen und Baugenehmigungen (soweit möglich)
Potential zur Entlastung des Wohnungsmarktes
„Nach unseren Berechnungen ergibt sich theoretisch eine ungefähre Anzahl von 5,3 Millionen Haushalten, die durch eine effizientere Wohnraumnutzung den Wohnungsmarkt entlasten könnten“, erklärt Örenbas. „Rechnet man diejenigen heraus, die mögliche Hemmnisse nicht überwinden können, bleiben etwa 1.056.000 Eigentümer-Haushalte übrig, die langfristig Wohnraum zur Verfügung stellen könnten.“
Download Langfassung Ergebnisse Wohnraum-Befragung: siehe Link