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15.09.2023 | Abfallwirtschaft

Startschuss für die bundesweite Aktion „Klimaschutz ist eben auch Sortieren und Trennen“

Heute ist der Startschuss einer bundesweiten Aktion kommunaler Abfallwirtschaftsbetriebe, initiiert von der Umweltinitiative #wirfürbio, die auf eine nachhaltige Verwertung von Bioabfällen aufmerksam machen möchte. Das Motto der Aktionstage vom 18. bis 29. September: „Dein Biomüll ist wichtig für’s Klima“.

Nicht nur in den Ozeanen nimmt der Plastikmüll stetig zu, auch in unserem Bioabfall landen Tag für Tag Plastikteile – sei es in Form von Abfallsammeltüten oder auch Kaffeekapseln & Co. aus vermeintlichem sogenannten Bioplastik. Bei der Herstellung von Bio-Kompost stören aber jegliche Fremdstoffe – denn niemand möchte Plastikschnipsel in seiner Blumenerde oder auf dem Acker haben. Bioabfall-Behandlungsanlagen müssen also Plastikpartikel mit einem erheblichen zusätzlichen Aufwand aussortieren. Daher gilt es, diesen Eintrag zu vermeiden. 

Die aktuelle Gemeinschaftsaktion der Initiative #wirfürbio möchte vom 18. bis 29. September Bürgerinnen und Bürger auf die mögliche Verunreinigung des Bioabfalls in den Tonnen aufmerksam machen.
Das engagierte Ziel ist es, die nachhaltige Verwertung von Bioabfällen und damit die Qualität der aus Bioabfall gewonnenen Komposterde zu verbessern.  

Unterstützt wird die bundesweite Aktion von Dr. Ulf Kämpfer, Kieler Oberbürgermeister und Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU).  

Zum heutigen Kickoff sagt er: „Bioabfälle aus der Küche und aus dem Garten tragen wertvolle Roh- und Nährstoffe in sich. Hier machen unsere kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebe einen starken Job, um diese organischen Materialien durch professionelle Kompostierung für unsere Landwirtschaft und die Pflanzendüngung nutzbar zu machen. Denn die Kompostierung ist das Paradebeispiel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Neben Kompost verwandeln unsere Abfallwirtschaftsbetriebe Bioabfall aber auch in Bio-Energie. Wer seinen Bioabfall richtig trennt, leistet daher einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und damit für unsere Zukunft. Denn nur aus sauberen Bioabfällen – ohne Störstoffe – kann saubere Komposterde werden. Klimaschutz beginnt zu Hause bei jedem Einzelnen von uns. Daher wollen wir das Bewusstsein dafür schärfen, in die Biotonne auch wirklich nur Bioabfälle zu geben und sorgfältig zu trennen. Klimaschutz ist eben auch Sortieren und Trennen.“ 

Die Landeshauptstadt Kiel geht dabei mit gutem Beispiel voran. Der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK) beschäftigt sich schon lange mit dem Thema und hat bereits in den Jahren 2021 und 2022 verschiedene Analysen des Bio- und Restabfalls durchgeführt. Die Aktionen standen in Zusammenhang mit Kiels Weg hin zur bundesweit ersten zertifizierten Zero.Waste.City und wurden vor kurzem ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass die Qualität der in Kiel über die Biotonne erfassten untersuchten Bioabfälle für städtische Strukturen sehr gut war. Der Fremdstoffanteil belief sich im Mittel auf lediglich 0,8 Gewichtsprozent – insbesondere der Anteil der relevanten Kunststoffe war mit 0,15 Gewichtsprozent auffällig niedrig. Potenzial zur verbesserten Sortierung besteht in Kiel eher beim Restabfall – dies gilt vor allem für die Organikanteile, die trockenen Wertstoffe und die verpackten Lebensmittel. Für diese Stoffe gibt es bereits etablierte Erfassungssysteme, die zwar gut, allerdings nicht im ausreichendem Maße durch Bürgerinnen und Bürger angenommen werden. 

Umweltinitiative #wirfürbio startet Aktionswoche

Seit 2017 setzt sich die Initiative #wirfürBio dafür ein, den Störstoffgehalt in der Biotonne zu minimieren. Bürgerinnen und Bürger werden seither von ihren kommunalen Entsorgungsbetrieben, die politisch vertreten werden vom Verband kommunaler Unternehmen, für das Thema zu sensibilisiert. „Dass insgesamt mehr als 60 Unternehmen mitmachen, steigert zusätzlich die Sichtbarkeit und damit die Effektivität“, betont Kämpfer.  

Und diese Unternehmen gehen nun einen Schritt weiter: Unter dem Motto „Dein Biomüll ist wichtig für’s Klima“ werden vom 18. bis 29. September mehr als 50 teilnehmende kommunale Entsorgungsbetriebe für den richtigen Inhalt in Biotonnen sensibilisieren. Bei offensichtlich fehlbefüllten Biotonnen werden die Müllwerkerinnen und Müllwerker nach einem Ampelprinzip Hinweise geben, um für sortenreinen Biomüll zu sensibilisieren. Dazu kann dann auch gehören, stark fehlbefüllte Biotonnen stehen zu lassen und die Haushalte zur Nachsortierung aufzufordern. Denn Störstoffe verunreinigen auch die schon gesammelten Bioabfälle im Sammelfahrzeug und vereiteln so deren hochwertige Verwertung – eine Ressourcenvergeudung, die wir uns nicht mehr leisten können. 

Hintergrund

Die Verwertung von Bioabfällen ist im Grunde das Paradebeispiel für eine moderne Kreislaufwirtschaft und für den Klimaschutz: Aus den 5 Millionen Tonnen Bioabfällen aus Privathaushalten in Deutschland könnten 1,25 Mio. MWh Strom werden. Energie aus Bioabfall, die Städte wie Frankfurt und Stuttgart versorgen könnte. Daneben entstehen etwa 2 Mio. Tonnen Kompost. Damit lassen sich ganze 100.000 Hektar Agrarfläche düngen, statt mit Kunstdünger oder Torf aus den für den Klimaschutz wichtigen Mooren. Mehr als 500 Tausend Tonnen CO2 aus Bioabfällen können so im Jahr einspart werden. Die getrennte Bioabfallsammlung ist also ein wichtiger und sehr konkreter Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz.

Die Initiative #wirfürBio wurde 2017 ins Leben gerufen, um die Störstoffe – allen voran Plastik – im Biokompost zu reduzieren. Damals beteiligten sich sechs kommunale Betriebe in Schleswig-Holstein und Hamburg, inzwischen sind es mehr als 60 kommunale Abfallwirtschaftsbetriebe aus zwölf Bundesländern.