BFW-Bauträgertag Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland 2023
Bauträger und Entwickler bereiten sich auf die Zeit nach der Schwäche am Wohnungsmarkt vor - Branche erwartet vor der Hessenwahl kurzfristig keinen Flankenschutz für mehr Wohnungen
Die Entscheidung der Bundesregierung für eine degressive AfA ist aus Sicht des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland ein richtiger erster Schritt zur Ankurbelung des brachliegenden Wohnungsbaus. „Leider ist in Hessen wegen der im Oktober anstehenden Landtagswahl kurzfristig kein wirkungsvoller Flankenschutz für mehr Wohnungen zu erwarten“, bemängelt BFW-Geschäftsführer Gerald Lipka anlässlich des Bauträgertags am 11. September in Frankfurt am Main.
So könnten die Länder durch eine Absenkung der Grunderwerbsteuer oder eine Befreiung der Wohneigentums-Ersterwerber von der Grunderwerbsteuer deren Kapitalkosten senken und gleichzeitig deren Eigenkapital stärken. Dadurch würde auch die Kompetenz, die Finanzkraft und das Wissen der zahlreichen mittelständischen Bauträger und Entwickler sowie privaten Bauherren, die in Deutschland jede zweite Wohnung bauen, unterstützt. Leider werde deren Bedeutung für die Wohnraumversorgung von der Politik nach wie vor massiv unterschätzt.
Allerdings sei der BFW optimistisch, dass die Politik die Zeichen der Zeit erkennt und am Ende die notwendigen Schritte einleitet. Die vor wenigen Tagen angekündigte Einführung der degressiven AfA bewertet der BFW als ein positives Zeichen. Da die degressive AfA vor allen Dingen für Kapitalanleger Anreize schafft, fordert der BFW zudem auch Anreize für private Haushalte im Wohnungsbau. Hierzu brauche es keine neuen Subventionen aber die Bereitschaft von Bundesländern und Kommunen, befristet auf Steuereinnahmen zu verzichten.
Wichtig wären kurzfristig und schnell wirksame Maßnahmen. Die Absenkung der Grunderwerbsteuer, insgesamt oder jedenfalls für Ersterwerber von Immobilieneigentum, könne dabei ein Impuls sein. Auch die Steuerabzugsfähigkeit der Zinsbelastung für Privathaushalte könne die Belastung durch die hohen Zinsen abmildern, so Lipka.
Allerdings müsse die Politik sich bei weiter sinkender Bautätigkeit auch darüber klar sein, dass Unternehmen ab einem bestimmten Punkt ihre Fachkräfte nicht mehr halten könnten. Beim Wiederanspringen der Baukonjunktur würde sich das als massive Bremse der Entwicklung erweisen. Dies müsse verhindert werden,
Lipka befürchtet, dass Hessen auch nach der Landtagswahl bis zur Bildung einer neuen Landesregierung Anfang 2024 politisch gelähmt bleibt. Hier werde Zeit verspielt, was spürbare Folgen für unsere Unternehmen und die Wohnungssuchenden im Lande haben werde. „Ich bin allerdings davon überzeugt, dass das Thema Wohnungsbau für den Ausgang der Landtagswahl in Hessen entscheidende Bedeutung haben wird. Ich wünsche mir bereits jetzt, dass die künftigen Abgeordneten im Landtag nach der Wahl mehr auf die Empfehlungen und Vorschläge aus der Praxis hören“, hob Gerald Lipka beim Bauträgertag hervor. Der BFW habe schon im Dezember 2022 im Rahmen der „Allianz für Wohnen“ eindringlich auf die drohenden konjunkturellen Einbrüche hingewiesen und die aktuellen Entwicklungen vorhergesagt. „Man hätte gegensteuern können, passiert ist nichts“, bemängelt Lipka.
Neben kurzfristig wirksamen Impulsen benötige die Immobilienwirtschaft langfristig einen Abbau von Bürokratie sowie eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsprozesse. Bei den Baustandards benötigen wir, auch bei der Realisierung der CO2-Ziele, eine Konzentration auf die wirtschaftlich realistischen Möglichkeiten erforderlich. Die Maßnahmen müssten wirksam und bezahlbar sein.
Ohne die Schaffung neuen, zusätzlichen Wohnraums könne die hohe Nachfrage in den Ballungsgebieten nicht befriedigt werden. Es drohten gesellschaftliche Konflikte. „Da ein Verzicht auf die Grundsteuer zwar von einigen Politikern aufgegriffen, aber von keiner Landesregierung bisher wirkungsvolle Schritte unternommen wurden, müssen die Unternehmen umso mehr ihre eigenen Kräfte bündeln, um die Krise zu überstehen“, betont Lipka.
Aus diesem Grund veränderten Bauträger und Projektentwickler zum Beispiel ihre Produktpalette und versuchten nach Kräften Kosten weiter zu senken. Dadurch sollen auch wichtige Fachkräfte im Unternehmen gebunden werden, wenn die Baukonjunktur wieder anspringt. Gleichzeitig bereiten sich die Unternehmen mit Unterstützung des BFW auf neue Anforderungen wie ESG (Environmental, Social, Governance), EU-Taxonomie, Lebenszyklus Management sowie Reporting-Strukturen vor.