Wer von einer Idee überzeugt ist, muss vorangehen – und den Rest der Welt mitnehmen
Christophe Hug, Geschäftsführer Tilia Group, referierte im Medien-Talk „Leutzscher Gespräche“ zum Thema Wärmewende

Christophe Hug, Geschäftsführer Tilia Group (Bild: Tilia)
Der Geschäftsführer der Leipziger Tilia Group, Christophe Hug, plädiert für mehr Optimismus auch bei schwierigen Rahmenbedingungen. „Der Wärmewende mit kühlem Kopf begegnen“: Unter diesem Leitsatz referierte Christophe Hug am 24. Oktober 2023 vor Branchenleadern, Journalisten und interessierten Gästen aus Mitteldeutschland beim Leipziger Wirtschaftsforum „Leutzscher Gespräche“. Tilia unterstützt seit 2009 Versorger, Kommunen und Industrie bei der Entwicklung nachhaltiger Infrastrukturen.
Vor dem Hintergrund aktueller Regulierungen wie dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) und der kommunalen Wärmeplanung beschrieb der Tilia-Geschäftsführer die komplexen Herausforderungen der bis 2045 geplanten Wärmewende. Er stellte zugleich innovative Tilia-Lösungen vor und warb für einen technologieoffenen und positiven Blick in die Zukunft.
Eine bislang unterschätzte Herausforderung der Wärmewende sei die Frage der Investitionskosten, so Hug. Im Vergleich zu älteren Technologien, beispielsweise dem günstigen Gaskessel, setzen die neuen erforderlichen Technologien (wie u.a. Geothermie) extrem hohe Investitionen voraus. Auf Basis einer normalen Bilanz könne ein Stadtwerk die Transformation nicht stemmen, mahnte er an. Die Wärmewende müsse aus seiner Sicht mit der Industrie beginnen.
Für eine gelungene Transformation sei jedoch ein Umdenken in Politik und Gesellschaft nötig, so Hug weiter.
Er brachte zum Vergleich das Beispiel Dänemark: Das Land setze zukunftsweisende Projekte, etwa in der Solarthermie, bereits seit den frühen 2000er Jahren um. In Deutschland würden vergleichbare Projekte aus Kostengründen oft „abgewählt“. Mit Technologieoffenheit und Innovationsgeist könne man aber auch hierzulande Wandel herbeiführen. Als jüngste Erfolgsbeispiele der Tilia Group nannte er die Realisierung des deutschlandweit größten Kältenahwärmenetzes in Soest oder ein durch Seethermie betriebenes Quartier am Hainer See nahe Leipzig.
Den Fachkräftemangel habe man „kollektiv verschlafen“, bemängelte Hug. Das Thema müsse vor allem von der Politik dringlicher betrachtet und gesteuert werden. Nicht nur Bau- und Rohstoffe, sondern auch der Mensch sei bei der Wärmewende eine knappe Ressource, die optimal eingesetzt werden müsse. Hugs Wegweiser aus der Krise: mehr Ausbildung, mehr Fachkräfte-Migration und die Entschlackung des Verwaltungsapparats.
Für die gesellschaftliche wie brancheninterne Kritik an überbordenden Regularien zeigte Hug Verständnis. Zudem mahnte er: „Radikalität in der Gesetzgebung hemmt die Transformation, auch wenn der Grundgedanke der richtige ist“.
„Aber Aussagen, dass wir in Deutschland nur 2 Prozent der Emissionen des Planeten ausmachen, halte ich trotzdem nicht für zielführend. Auch nicht, dass andere Länder viel weniger zur Energiewende beitrügen als wir. Wer eine Idee als richtig erkannt hat und von ihr überzeugt ist, muss vorangehen – und den Rest der Welt mitnehmen“, so der Anspruch des Geschäftsführers der Tilia Group abschließend.
Die Veranstaltungsreihe „Leutzscher Gespräche“ ist ein mitteldeutsches Wirtschaftsforum, das 1994 im Lindner-Hotel (heute: Seminaris Hotel) im Leipziger Vorort Leutzsch ins Leben gerufen wurde. In knapp 200 Podiumsgesprächen referierten alle regionalen Branchenführer zu aktuellen Themen. Philosophie der Reihe ist es, die Entwicklungen in der Region transparenter zu machen.