ifo Dresden: Thüringen muss Hochschulabsolvent*innen stärker binden
Studieren wird unter jungen Thüringer*innen beliebter, aber immer weniger schreiben sich für ein Studium im eigenen Bundesland ein. Der Zufluss aus den übrigen Bundesländern bleibt währenddessen konstant, und die Zahl an Studienanfänger*innen mit Hochschulzugangsberechtigung aus dem Ausland ist in den letzten 10 Jahren sogar gestiegen. Viele Absolvent*innen wollen Thüringen nach dem Hochschulabschluss jedoch verlassen.
Dabei ist Thüringen auch auf die Fachkräfte mit akademischer Bildung angewiesen. Die gemeinsame Fachkräftestudie von ifo Dresden und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) zeigt: Die Nachfrage nach Arbeitskräften auf hohem und höherem Qualifikationsniveau wird stärker ansteigen als die Nachfrage nach einfachen Tätigkeiten auf niedrigerem und mittlerem Qualifikationsniveau.
„Die zunehmende Digitalisierung und internationale Spezialisierung führen dazu, dass sich Berufsbilder langfristig wandeln werden. Dabei entfallen eher die wenig anspruchsvollen Tätigkeiten und der Bedarf an höher qualifizierten Arbeitskräften steigt“, sagt Ernst Glöckner, ifo-Forscher in Dresden.
Charakteristisch für Studienanfänger*innen und Absolvent*innen ist ein hohes Maß an Mobilität, da typischerweise noch keine Bindung an einen Standort oder ein Unternehmen besteht. Umfragen zufolge geht etwa die Hälfte der Thüringer Studierenden davon aus, das Land nach dem Studium zu verlassen. Damit besteht die Aufgabe für die Länder und die lokale Wirtschaft darin, für angemessene Arbeitsangebote und ein attraktives Umfeld zu sorgen. „Im Prinzip sind die Thüringer Hochschulen gut aufgestellt, um die zukünftig nachgefragten Qualifikationen auszubilden“, sagt Ernst Glöckner. „Wie anderen stark vom Strukturwandel betroffenen Ländern gelingt es jedoch nicht, diese Fachkräfte im Land zu halten.“
Der Aufsatz von Ernst Glöckner mit dem Titel „Die Rolle der Thüringer Hochschullandschaft in Zeiten des Fachkräftemangels“ ist in Heft 04/2022 der Zeitschrift „ifo Dresden berichtet“ veröffentlicht, welches heute erschienen ist. Die Beiträge des Heftes können kostenfrei heruntergeladen werden: siehe Link