Kommunale Klimaanpassung braucht Verbündete
Unter dem Titel „Grüne Städte für Klimaschutz“ luden der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau und der Gemeindetag Baden-Württemberg im März 2023 zu einer digitalen Informationsveranstaltung ein. Just an diesem Tag erschien auch der Bericht zum klimatischen Jahresrückblick der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).
Und dieser Bericht lieferte das beste Argument für die gemeinsame Infoveranstaltung von Gemeindetag und dem Garten- und Landschaftsbau: „So sonnig und so warm wie noch kein Jahr zuvor“, so lautete die Erkenntnis der LUBW.
„Klimaanpassung ist die Schwester des Klimaschutzes“
Der Vorstandsvorsitzende des Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg, Martin Joos, stellte die Bedeutung einer klimaresilienten Begrünung für Gemeinden und Städte, die auch in Zukunft noch lebenswert bleiben wollen, in den Fokus. „Dachbegrünung, Fassadenbegrünung und beschattete Bereiche durch Bäume – die Sinnhaftigkeit leuchtet jedem ein. Für jeden Ort die richtige Pflanze zu finden – das ist die Kernkompetenz unserer Betriebe“, führte Joos aus.
In seiner Begrüßung nahm der Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, Steffen Jäger, Bezug auf den aktuellen LUBW-Bericht. „Der Bericht zeigt deutlich: Genauso wichtig wie Maßnahmen, die dazu beitragen, die Erderwärmung zu begrenzen, sind auch Maßnahmen zur Anpassung an die klimatischen Veränderungen, die bereits stattgefunden haben.“ Diese Aufgabe können die wenigsten Kommunen alleine schaffen. Die „grüne Stadt“, die „blaue Stadt“, aber auch die „graue Stadt“ sind gängige Arbeitstitel für Lösungsansätze, die sich mit mehr Stadtgrün, mit Wasserrückhaltung und -management, aber auch mit klimafreundlichen Baustoffen befassen. Hier können Fachbetriebe aus dem Bereich Garten- und Landschaftsbau wertvolle Partner für die Gemeinden und Städte sein, führte Präsident Jäger weiter aus.
Praxisbeispiel, Wegweiser im Förderdschungel, erprobte Lösungsansätze
Zunächst präsentierte Landschaftsarchitekt Urs Müller-Meßner vielfältige Lösungen auf die Fragestellung, wie mehr Grün in den bebauten Siedlungsbereich kommen kann. Verschiedene Möglichkeiten zur Begrünung und Bepflanzung von Dächern, genauso wie von Fassaden, im Idealfall verknüpft mit einer Regenwasserrückhaltung und mit einem smarten Bewässerungsmanagement, sind bereits erprobt. In der Praxis ist die große Herausforderung, anhand der vorliegenden örtlichen Gegebenheiten, diejenige Lösung zu finden, die einerseits möglichst wirtschaftlich umgesetzt werden kann und andererseits den maximalen Nutzen – je nach Situation Kühlung oder Beschattung – verspricht.
Bürgermeister Simon Blessing erläuterte aus seiner Gemeinde Frickenhausen anhand des Beispiels „alter Friedhof“, wie sich „aufgegebene Ecken“, bemooste Brache und Flächen, die im Laufe der Zeit eine schleichende Nutzungsänderung erfahren haben, durch Entsiegelung und eine passende, den Charakter der Örtlichkeit bewahrende Neuanlage von Wege- und Grünflächen zu einem grünen Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene – kurz: die ganze Gemeinde umgestalten lassen.
Zum Thema Kosten, und hier vor allem zu den bestehenden Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene, berichtete Philipp Sattler, Geschäftsführer der Stiftung Die grüne Stadt. Denn klar ist: Die Umgestaltung des urbanen Raums hin zu mehr Klimaresilienz gibt es nicht zum Nulltarif. Klimaschutz und Klimaanpassung sind bundes- und landesrechtliche Schwerpunktthemen. Konsequenterweise unterstützt die Politik die Umsetzung vieler Maßnahmen auch durch Förderprogramme, die oft kurzfristig – reagierend auf gesetzliche Änderungen – aufgelegt werden. Wer sich nicht ständig mit dieser Materie befasst, kann leicht den Überblick verlieren – genau hier setzt der Fördercheck der Stiftung Die Grüne Stadt an. Er ist unter dem Link unten für jeden Interessenten abrufbar.
Klimaanpassung ist als Aufgabe bei den Gemeinden angekommen
Die intensive Diskussion und Rückfragen auf hohem fachlichen Niveau belegen, dass die Aufgabe „kommunale Klimaanpassung“ in den Gemeinden und Städten angekommen ist. Interessierte können die Vorträge der Infoveranstaltung beim Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau anfordern. Ansprechpartner ist der Referent für Politik und Arbeitsmarkt, Herr Andreas Haupert (haupert(at)galabau-bw.de).