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03.11.2022 | Stadtplanung, Verkehrsmanagement

Konfliktthema E-Tretroller auf Geh- und Radwegen: Wie Städte damit umgehen können

Ausdruck von Bewegungsfreiheit für die einen, ärgerliche Stolperfalle für die anderen: Die sichtbaren Folgen der E-Tretroller-Verleihangebote befeuern die Diskussion um Mobilitätsangebote in Kommunen. Ein neuer Praxisleitfaden von Difu und DLR gibt Empfehlungen zur Steuerung von Mikromobilität in Kommunen

Titelbild

Die vor drei Jahren erfolgte Zulassung der E-Tretroller in deutschen Städten sollte ein innovativer Beitrag zur Verkehrswende sein. Denn wenn immer mehr Pkw-Fahrten durch Roller ersetzt werden, entstehen weniger Staus – und die Umwelt wird geschont. Doch die oft unsachgemäß abgestellten oder im Weg liegenden Roller sorgten nicht selten für Ärger. Daher stehen viele Kommunen vor der Herausforderung, E-Tretroller in das städtische Verkehrssystem zu integrieren und wirksam zu steuern. Zudem gibt es auch bei der rechtlichen Einordnung der Verleihsysteme für E-Tretroller Unklarheiten: So ist u.a. die Frage zu beantworten, ob es sich bei der Nutzung um Gemeingebrauch oder eine Sondernutzung handelt.

Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben untersucht, wie die bisher typische Nutzung der Roller aussieht und welche Konflikte zwischen Fuß- und Radverkehr sowie E-Tretroller-Nutzenden auftreten. Im Fokus der im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) erarbeiteten und mit Mitteln des Nationalen Radverkehrsplans geförderten Studie standen auch Fragen der Gestaltungsspielräume und Steuerungsmöglichkeiten für Kommunen, insbesondere mit Blick auf den aktuellen Rechtsrahmen.

Das Forschungsteam hat für die Studie Fachleute u.a. aus Berlin, Köln, Stuttgart, Basel, Paris und Warschau interviewt, Tretroller-Nutzende und Nicht-Nutzende – darunter auch blinde und sehbehinderte Personen – befragt, Unfall- und Nutzungsdaten analysiert sowie Videos im Straßenraum aufgezeichnet und ausgewertet.

Aus den gesammelten Daten hat das Forschungsteam Empfehlungen für die Kommunen abgeleitet, darüber hinaus wurden zahlreiche Einschätzungen und Erfahrungswerte in Form von Städtesteckbriefen aufbereitet. Damit die Ergebnisse auch für andere Kommunen in Deutschland als hilfreiches Werkzeug bei der Integration von E-Tretroller-Verleihsystemen in das bestehende Verkehrssystem dienen können, wurden sie in Form eines Praxisleitfadens veröffentlicht.

Die Untersuchung zeigt, dass die Wirkungen der E-Tretroller auf den Verkehr aktuell eher unterschätzt werden. So zeigt die Befragung, dass E-Tretroller nicht nur für Freizeitfahrten, sondern auch zur Arbeit, zum Einkaufen oder für private Erledigungen eingesetzt werden. Fast ein Drittel der Nutzenden privater E-Tretroller fahren damit beispielsweise zur Arbeit. Dagegen werden E-Tretroller in Verleihsystemen besonders häufig, auf fast einem Viertel der Fahrten, in Verbindung mit dem ÖPNV genutzt. Hier ist das Konfliktpotenzial mit anderen Verkehrsteilnehmenden hoch. Insbesondere aufgrund von Beeinträchtigungen durch geparkte E-Tretroller sind zu Fuß Gehende stärker betroffen als Radfahrende. So gab jeder Sechste zu Fuß Gehende an, bereits über geparkte E-Tretroller gestolpert oder gefallen zu sein. Radfahrende erleben dagegen meist leichtere Konflikte, zum Beispiel, wenn sie wegen eines E-Tretrollers ausweichen oder langsamer fahren müssen. Mit Blick auf das Fahrverhalten gibt es zwischen E-Tretroller- und Fahrradfahrenden kaum Unterschiede.

Nach Ansicht des Forschungsteams werden E-Tretroller-Verleihsysteme ein Baustein des zukünftigen vielfältigen Verkehrsangebots sein. Allerdings werden sich die Sharing-Angebote nur im Interesse der Kommunen entwickeln, wenn diese selbst steuernd tätig werden. DLR und Difu empfehlen Kommunen deshalb, E-Tretroller in ihre verkehrspolitischen Strategien zu integrieren und in Bezug zum motorisierten Individualverkehr zu positionieren. Für eine erfolgreiche Integration der E-Tretroller in den städtischen Verkehr ist es zudem wichtig, die entsprechende Infrastruktur zu schaffen, zum Beispiel qualitativ hochwertige Radwege und Sammelparkplätze.

Der Leitfaden mit viele Grafiken und weiteren Details steht kostenfrei online zur Verfügung: siehe Link