IG BAU fordert „Sonderpaket sozialer Wohnungsbau“
Zu den heute bekannt gewordenen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, nach denen im vergangenen Jahr 293.393 neue Wohnungen in Deutschland gebaut wurden (minus 4,2 Prozent zum Vorjahr), erklärt Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU):
Dass die Zahl der Baufertigstellungen wieder deutlich unter die Marke von 300.000 gefallen ist, ist keine gute Nachricht. Die Bilanz ist deutlich vom Ziel der Bundesregierung entfernt: 400.000 Wohnungen will die Ampel pro Jahr neu bauen. Dazu muss der Neubau allerdings deutlich an Fahrt aufnehmen. Vor allem, um den enormen Bedarf insbesondere im sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau zu decken. Aktuell hat gerade einmal einer von zehn Mieterhaushalten die Chance auf eine Sozialwohnung. Es muss also dringend eine „soziale Wende beim Wohnungsbau“ geben. Denn der Bedarf an Sozialwohnungen steigt weiter: Gerade auch für die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, muss es genug günstigen Wohnraum geben.
Um steigenden Preisen und der Knappheit beim Baumaterial etwas entgegenzusetzen, müssen Bund und Länder in den Turbogang schalten und dringend ein „Sonderpaket sozialer Wohnungsbau“ schnüren: Allein die Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent für den sozialen Wohnungsbau würde einen enormen Zuschusseffekt bringen. Dies würden den Neubau von Sozialmietwohnungen um 10 Prozent günstiger machen. Eine durchschnittliche Sozialwohnung mit 60 Quadratmetern Wohnfläche wäre bei 7-prozentiger Umsatzsteuer um gut 20.000 Euro günstiger zu bauen. Die Zuschüsse könnten an dauerhafte Sozialbindungen der geförderten Wohnungen gekoppelt werden.
Wenn Büros zu Sozialwohnungen umgebaut werden, ließen sich damit gut 8.000 Euro pro Wohnung sparen, da ein Umbau wesentlich preiswerter ist als ein Neubau. Daher sind Bund und Länder gut beraten, beim sozialen Wohnungsbau stärker auf den Umbau zu setzen: Durch die Dachaufstockung bei Altbauten und durch die Umnutzung von Büros oder Parkhäusern können Millionen neuer Wohnungen entstehen. Der Staat muss deshalb jetzt flott Anreize schaffen und das Baurecht vereinfachen, damit dieses Potential genutzt wird. Die Ampel ist heute immerhin genau 166 Tage im Amt. Doch von einer Umbau-Offensive: keine Spur. Dabei kommt es aufs Tempo an: Denn der Wohnungsbau ist vor allem auch ein Rennen gegen die Zeit.