Studie: Sicherung der Supply Chain und Kostendruck haben derzeit Priorität
Trotzdem bleibt das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen auf der Agenda. Expense Reduction Analysts und BME präsentieren die Ergebnisse der gemeinsamen Umfrage „Nachhaltigkeit im Einkauf“.
Die Sicherung der Lieferketten (83 Prozent) und der stark gestiegene Kostendruck (72 Prozent) sind aktuell die Prioritäten von Unternehmen. Weiterhin wichtig sind zudem die Themen Digitalisierung und der Umgang der Unternehmen mit dem akuten Fachkräftemangel. Durch zwei Jahre Pandemie, den Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise ist das Thema Nachhaltigkeit (31 Prozent) etwas aus dem Fokus geraten. Das ist eine der Aussagen der Umfrage „Nachhaltigkeit im Einkauf“, die Expense Reduction Analysts zusammen mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) unter 216 Teilnehmer:innen durchgeführt hat. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass durch den Druck auf Kosten und Lieferketten sowie steigende Nachhaltigkeitsanforderungen das Re-Design von Produkten gefördert wird.
Kosteneinsparungen gehen zu Lasten von Nachhaltigkeit
„Die Studie zeigt deutlich, dass monetäre Aspekte immer noch Vorrang haben vor Nachhaltigkeitskriterien“, sagt Matthias Droste, Country Manager DACH von Expense Reduction Analysts. Ein Grund seien die aktuellen globalen Krisenherde. Droste: „Im Moment machen Unternehmen das Dringende vor dem Wichtigen. Dennoch bleiben Nachhaltigkeit und die Reduzierung des CO2-Ausstoßes die Themen des Jahrzehnts.“
„Laut den jetzt vorliegenden Studienergebnissen setzen viele Unternehmen aufgrund der zugespitzten geopolitischen Weltlage ihre Schwerpunkte neu“, betont BME-Bundesvorstandsvorsitzende Gundula Ullah. Das biete ihnen gleichzeitig aber auch die Chance, das Thema Sustainability jetzt in das Krisenmanagement mit einzubeziehen, gerade weil die angespannte Versorgungslage alle dazu zwingt, Dinge neu zu denken.
Im Bereich Nachhaltigkeit fehlen Transparenz, Standards und Kennzahlen
Ein weiterer Grund, warum Unternehmen bei Nachhaltigkeitsaktivitäten nicht schneller voranschreiten, sind fehlende Transparenz, Standards und Kennzahlen. Droste: „Hier sehen wir ganz deutlich den Gesetzgeber gefordert, klare und nachvollziehbare Rahmenbedingungen zu schaffen, an denen sich Unternehmen verlässlich orientieren können.“ Da 49 Prozent nachhaltiges Wirtschaften als gesellschaftliche Aufgabe sehen, könnten so die Aktivitäten der Unternehmen deutlich beschleunigt werden.
ESG-Kriterien kaum in Ausschreibungen integriert
Treiber von Nachhaltigkeitsinitiativen ist in den meisten Unternehmen die Geschäftsführung. Deren Unterstützung ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Erst dann kann der Einkauf auch nachhaltig aktiv werden. Den Umfrageergebnissen zufolge haben nur die wenigsten Unternehmen in ihren Ausschreibungen feste ESG-(Environmental, Social, Corporate Governance)-Kriterien integriert (15 Prozent) oder setzen soziale oder ökologische Aspekte monetären gleich (sieben Prozent). Dies führt auch dazu, dass wenig externer Druck herrscht, Nachhaltigkeitsaktivitäten zu starten. Bisher gibt es kaum Fälle, wo Unternehmen Aufträge aufgrund fehlender Nachhaltigkeitsanstrengungen verloren haben.
Rund 40 Prozent haben einen Nachhaltigkeitsbericht
Dennoch haben 42 Prozent der Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt; obwohl nicht alle gesetzlich dazu verpflichtet sind. Zudem sind 41 Prozent nach Nachhaltigkeits-Standards auditiert bzw. zertifiziert und 23 Prozent veröffentlichen Nachhaltigkeitsaktivitäten auf gängigen Plattformen.
Studie „Nachhaltigkeit im Einkauf“ zum Download: siehe Link