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19.07.2022 | Energie, Stadtplanung, Versorgungsnetze

Stadtwerke Nordfriesland GmbH im vierten Jahr mit positiven Zahlen

Drei Jahre nach der Fusion der nordfriesischen Stadt- und Gemeindewerke Leck, Bredtstedt und Niebüll ist die Stadtwerke Nordfriesland GmbH weiter auf Wachstumskurs. Seit der Fusion der drei kleinen Versorger konnte das Ergebnis der Stadtwerke Nordfriesland GmbH im Gesamtvergleich zu 2018 um 50 Prozent verbessert werden.

Dr. Jan Schulz (Foto: Stadtwerke Nordfriesland)

Das bereinigte Jahresergebnis 2021 liegt mit 3,5 Mio. Euro um 16 Prozent über dem des Vorjahres und steigt damit das dritte Jahr in Folge. Maßgeblicher Erfolgsfaktor, so die Erläuterung von Geschäftsführer Dr. Jan Schulz (39), seien die erfolgreichen Restrukturierungsmaßnahmen in allen Arbeitsbereichen. „Die Fusion als eine einmalige Chance haben wir entschlossen genutzt“, resümiert Schulz. „Im Grunde sind wir die Fusion wie eine Neugründung angegangen.“ Dabei sei in der Analyse-Phase 2019/2020 ganz grundlegend gefragt worden: „Was kann dieses Unternehmen eigentlich und was kann es aber auch nicht? Von welchen Dingen sollten wir uns trennen und auf welche Bereiche sollten wir uns künftig konzentrieren?“ 

Im Ergebnis wurden Aufbau- und Ablauforganisation auf Effizienz und Effektivität getrimmt; betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind zu wichtigen Steuerungskriterien für das Unternehmen geworden. Die Stadtwerke Nordfriesland GmbH selbst ist inzwischen klimaneutral. Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Uerschels: „Wir sind beeindruckt von der Leistungsfähigkeit des Unternehmens.“

Unter anderem wurde die Beschaffungsstruktur angepasst und der Vertrieb wurde optimiert. Verträge mit B2B-Kunden wurden auf Profitabilität überprüft. Daneben konnten im Privatkundengeschäft deutliche Neuzugänge verbucht werden. Hilfreich, so Schulz, sei dabei der inzwischen unkompliziert-frische Außenauftritt. „Der Zuspruch zeigt, dass wir auf guter Augenhöhe mit den Kunden hier in der Region sind. Viele ehemalige Kunden konnten wir zurückgewinnen.“ Die Anzahl der privaten Endkunden in den Bereichen Strom und Gas wuchs in den vergangenen vier Jahren um über 4000 Neuzugänge. 2021 wurden im Bereich Strom 60 GW/h verkauft, bei Gas waren es 114 GW/h. Die Hausanschlusskosten für Strom und Gas wurden gesenkt. 

Während die Coronapandemie nur punktuelle Effekte auf den Betrieb hatte, wird sich der Ukrainekrieg im 2022er Geschäftsjahr deutlich auswirken (das Geschäftsjahr endet am 31. Dezember). „Wir können – und wir müssen - jetzt schon sagen, dass die Preise steigen werden. Das wird sich 2023 besonders beim Erdgas bemerkbar machen. Die Marktpreise kennen leider weiterhin nur den Weg nach oben“, erklärt Schulz dazu und ergänzt: „Das wird jeden Versorger treffen – und damit auch jeden Endkunden, ganz gleich, wo der Kunde Strom und Gas kauft.“ Die Versorgungslage wird von Experten derzeit allgemein als sicher eingeschätzt. Dennoch hat sich die Stadtwerke Nordfriesland GmbH intern so weit wie möglich auf Lieferengpässe beim Erdgas eingestellt. Letztendlich bleiben jedoch kleine Versorger immer stark abhängig von der überregionalen Versorgungslage.

Das Jahr 2021 habe deutlich gezeigt, dass das klassische Stadtwerke-Modell nach wie vor seine Existenzberechtigung habe, so Schulz. Etliche Unternehmen, vor allem Billiganbieter, seien aus dem Markt ausgeschieden, die Kunden hätten dafür zum Teil teuer bezahlen müssen. Kommunal geprägte Betriebe, wie die Stadtwerke Nordfriesland GmbH, hingegen seien stabil geblieben, „weil wir eben nicht nur nach Gewinnmaximierung streben.“ Dies stehe, so Schulz, keineswegs im Widerspruch dazu, weiterhin betriebswirtschaftlich zu arbeiten, intern weiter Prozesse zu hinterfragen, Kosten zu senken und den Synergieprozess weiter zu treiben. 

„Der Fusionsprozess hat uns am Ende besser gemacht. Ob das ein Modell für andere sein kann, muss immer im Einzelfall geprüft werden. Denn wenn die Ursprungsunternehmen keinen Sinnzusammenhang haben, droht die Gefahr, dass die Unternehmensmarke verwässert. Das schwächt am Ende die Akzeptanz bei den Kunden.“ Die Stadtwerke Nordfriesland setzen entschieden auf Regionalität und Loyalität der Kunden. Schulz sagt: „Das geht nur, wenn man nahbar und authentisch bleibt.“ 

Jenseits der internen Restrukturierungserfolge sieht Dr. Jan Schulz die Pandemie und die Energiepreiskrise „als Turbo für tiefgreifende Veränderungen in kommunalen Versorgungsunternehmen“. Hilfreich, das zeige das Beispiel der Stadtwerke Nordfriesland GmbH, sei „eine Denke, wie beim Start-up: Optimismus, Tatkraft, Resilienz und Wille zur Veränderung“. 

Die Zukunft sieht Dr. Jan Schulz als „unglaublich herausfordernd“ für die gesamte Branche an. Nicht nur die Themen Digitalisierung, Abläufe und Organisation von kleinen und mittelgroßen Stadtwerken müssten auf den Prüfstand, sondern ebenfalls die Beschaffung und der Vertrieb. „Wir brauchen sicherlich ganz neue Produkte, ganz neue Preismodelle. Wir müssen als Kommunalversorger auch an diesen Punkten viel flexibler werden und uns neuen Herausforderungen stellen, wenn wir nicht abgehängt werden wollen.“ Dabei gelte die alte Regel: Kein Stadtwerk ist wie das andere; eine Blaupause für den Erfolg gebe es nicht. Klar sei aber: „Es darf keine Denkverbote geben.“