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06.01.2022 | Energie

Was kommt nach Erdgas?

Am Beispiel der Stadtwerke Husum Netz und der Stadtwerke Uelzen erarbeitet eine Initiative innerhalb des Bündnisses „Norddeutsche Allianz“ mögliche Ausstiegsszenarien für Erdgas.

Schleswig-Holstein und Niedersachsen, Husum und Uelzen: Zwei Bundesländer, zwei beispielgebende Stadtwerke. Norbert Jungjohann, Geschäftsführer der Stadtwerke Husum Netz, ist Vorsitzender des Bezieherausschusses der Norddeutschen Allianz. Sein Kollege Markus Schümann, Geschäftsführer bei den Stadtwerken Uelzen steht der Bezieherversammlung der Norddeutschen Allianz vor. Gemeinsam engagieren sie sich innerhalb der „Norddeutschen Allianz“ – einem Zusammenschluss von 40 Stadtwerken in Norddeutschland – für die Erreichung der Klimaziele und analysieren dort insbesondere Erkenntnisse zur Zukunft von Erdgas und die Frage, welche Konsequenzen sowohl der European Green Deal als auch das Klimaschutzgesetz für Vermarktung und Verteilung von Erdgas hat.

„Die Frage, die alle bewegt, ist doch: Wie geht es weiter mit den Netzen? Bauen wir sie zurück oder können wir sie für Wasserstoff nutzen? Was passiert mit bestehenden Gas-Konzessionen?“, erläutert Norbert Jungjohann. Markus Schümann ergänzt: „Hier entwickeln wir auf Basis der bisherigen Erkenntnisse und der aktuellen Gesetzeslage mögliche Zukunftsszenarien – an den konkreten Modellen von Husum und von Uelzen“. Ziel ist es, eine Art „Blaupause“ für neue Geschäftsmodelle zu schaffen für alle Mitgliedsunternehmen der Norddeutschen Allianz. Die Analysen entstehen in Zusammenarbeit mit der Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) und deren Unternehmens- und Strategieberatung.

Zwei Bundesländer, zwei Gesetzesgrundlagen

Der Vorteil an den beiden Modellstädten in unterschiedlichen Bundesländern: Verschiedene Szenarien können – neben der Grundlage der europäischen und der bundesweiten Gesetzgebung – auf der Basis zweier unterschiedlicher Gesetzesgrundlagen erörtert werden. In Schleswig-Holstein kommt die Novellierung des Energiewende- und Klimaschutzgesetzes zum Tragen, in Niedersachsen das Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes und zur Minderung der Folgen des Klimawandels von 2020. Dazu stehen die Analysen konkret in Bezug zu den rechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten der Kommunen. „Auf dieser modellhaften Basis könnten auch andere Stadtwerke ein realistisches Zukunfts-Szenario entwerfen“, sagt Norbert Jungjohann. Zielsetzung sei es, die bestehende Infrastruktur zu einem fossilfreien Energiesystem zu transformieren. „Wir betrachten die Möglichkeiten unter Berücksichtigung des gesamten Energiesystems, über alle Sektoren, Medien und Wertschöpfungsketten hinweg“ schließt Markus Schümann.  

Ein Überblick über das Gesamtprojekt:

Stadtwerke müssen sich zum Erreichen der Klimaziele verändern. Verschärfung der CO2-Budgets nicht ohne Wärme/Gas denkbar.

  • Wärmewende: Herausforderungen in der Wärmeversorgung, insbesondere Einsatz Erdgas zur Wärmeerzeugung und belastbare Stromnetze
  • Vergleichbare Herausforderungen für alle Stadtwerke stehen bevor, deshalb gemeinsames Engagement 
  • Gegenseitige Unterstützung, gemeinsame Verprobung von Methoden und Vorgehensweisen, gemeinsame Sammlung der Projektergebnisse und Erkenntnisse

 Ausstiegsszenarien Erdgas? Koalitionsvertrag entscheidet. Norddeutsche Allianz prüft Entwicklungsmöglichkeiten für Gasnetz-/Wärmekunden

  • Entweder Elektrifizierung oder alternative Wärmeversorgung (Wasserstoff, Biogas, Fernwärme), die Quellen und Umbau der Netze erfordert
  • Infrastruktur: Aufbau Wasserstoffnetz/Wärmenetz bei gleichzeitigem Rückbau Gasnetz?
  • Konzessionen: Umwidmung in Wasserstoff? Gaskonzession gilt bis Ablauf. Kombinierte Konzessionen möglich

Chancen der Integrierten Netzplanung: medienübergreifende Versorgungsaufgabe. Optimierung hinsichtlich kostenoptimaler Technologiekombinationen.

  • Betriebswirtschaftliche Untersuchungen
  • Planerische Ableitungen