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19.12.2022 | Energie

Südwesten: Mehr Fläche für Solarparks erforderlich

Das Landeskabinett hat sich am 13. Dezember 2022 auf die Fortschreibung des Klimaschutzgesetzes Baden-Württemberg geeinigt. Die Novelle sieht weiterhin nur die Ausweisung von mindestens zwei Prozent der Landesfläche für Solarparks und Windenergieanlagen vor. Nach den Planungsvorgaben des Bundes entfallen nun allein 1,8 Prozent der Fläche im Südwesten auf die Windenergie. Für Solarparks bleiben folglich nur 0,2 Prozent der Landesfläche.

Der Südwesten brauch mehr Solarparks. Hier ein Solarpark bei Denkingen. Foto: Plattform EE BW, A. Jung

Das ist jedoch zu wenig, um bis 2040 die für Baden-Württemberg erforderlichen rund 50 Gigawatt installierte Photovoltaik-Leistung zu errichten. Darauf weisen die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW) und der Solar Cluster Baden-Württemberg hin. Die beiden Branchenverbände fordern daher das Flächenziel insgesamt auf mindestens drei bis vier Prozent anzuheben, da davon auszugehen ist, dass im Genehmigungsverfahren nicht auf allen Flächen Wind- und Solaranlagen gebaut werden dürfen. Allein auf 0,7 Prozent der Fläche müssen tatsächlich Solarparks gebaut werden. Dies entspricht einer Fläche von 25.000 Hektar, erläutert Geschäftsführer Franz Pöter.

Während die Landesregierung beim Wind sich klar zum 1,8-Prozent-Ziel der Bundesregierung bekennt, konnten sich die Regierungsfraktionen offensichtlich nicht auf höhere Flächenziele für Solarparks im Land einigen. Die bisherigen zwei Prozent Fläche für Sonne und Wind reichen für die in den Klimaschutzszenarien veranschlagten Solarparks nicht aus, wenn sie im Verhältnis 1,8 zu 0,2 aufgeteilt werden.

„Wenn die Regierungsparteien hier zu keiner Einigung kommen, ist der Landtag gefordert, dies im Gesetzgebungsverfahren zu korrigieren“, sagt Jörg Dürr-Pucher, Vorstand der Plattform EE BW. „Die Regionalverbände benötigen jetzt, zum Beginn der Planungsoffensive klare Vorgaben. Eine spätere Anpassung und Überarbeitung der Regionalpläne würde die Prozesse um Monate verzögern.“ 

Photovoltaikausbau im Südwesten stockt trotz hoher Nachfrage

Beim dringend benötigten Photovoltaikausbau kommt der Südwesten nicht recht weg vom Fleck. Beim Pro-Kopf-Zubau ist Baden-Württemberg im Bundesländervergleich schon auf Rang 11 abgerutscht (2021), da es insbesondere bei den Solarparks wenig Zubau gab. Bliebe es bei den 0,2-Prozent-Flächenziel, würde dies nicht nur die Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg negativ beeinflussen, sondern auch dafür sorgen, dass die Klimaschutzziele nicht erreicht werden können.

Eine günstige Stromversorgung würde dann auch in weite Ferne rücken: Der Solarstrom aus Solarparks ist konkurrenzlos günstig. „Die Verfügbarkeit von Ökostrom ist ein zunehmend wichtiger Standortfaktor für Industrie und Gewerbe. Da Prozesse verstärkt auf elektrische Energie umgestellt werden, wird der Bedarf weiter steigen. Der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg braucht daher deutlich mehr Solar- und Windparks“, erläutert Pöter.

Regionale Planungsoffensive – Weichen richtig stellen

Die Plattform Erneuerbare Energien fordert zusammen mit dem Solar Cluster Baden-Württemberg, ein Flächenziel von mindestens 25.000 Hektar für Solarparks in Baden-Württemberg auszuweisen. Das entspricht 0,7 Prozent der Landesfläche. „Die Flächenausweisung für Solarparks in der Regionalplanung ist eine Hilfestellung für die kommunalen Planungsträger, die über Flächennutzungsplanung und Baugenehmigung entscheiden, ob und an welcher Stelle ein Solarpark errichtet werden kann. Die Kommunen müssen aber weiterhin auch die Möglichkeit haben, andere Flächen für Solarparks auszuweisen“, erklärt Pöter.

Der Zubau von Solarparks ist auch deshalb so wichtig, weil man beim Ausbau der Photovoltaik auf Haus- und Gewerbedächern, bei Solaranlagen über Parkplätzen und bei der Agri-Photovoltaik viel zu langsam vorankommt. „Wir müssen beim Klimaschutz und folglich beim Ausbau der Erneuerbaren Energien viel schneller vorankommen. Solarparks sind die Kraftwerke der künftigen Energieversorgung. Davon gibt es in Baden-Württemberg aktuell noch viel zu Wenige“, so Pöter. Ein Vorbild für den Südwesten könnte hier Bayern sein: Im Freistaat werden rund 30mal so viele Solarparks gebaut wie in Baden-Württemberg.

Von der Ausweitung würden zudem auch Landwirte profitieren: Sie können auf ihren Flächen deutlich höhere Umsätze erzielen, als zum Beispiel mit dem Anbau von Mais für Futtermittel oder Biogas möglich ist. Ein Anteil von 0,7 Prozent der Landesfläche für Solarparks würde auch nicht die Ernährungsversorgung gefährden. Allein 6,5 Prozent der Fläche in Deutschland wird für den Anbau von Energiepflanzen zur Produktion von Biodiesel, Biogas und Bioethanol genützt. Und das obwohl mit Photovoltaik der Energieertrag pro Fläche um rund den Faktor 40 höher ist als bei Energiepflanzen. Durch eine teilweise Umnutzung der Flächen weg von Energiepflanzen hin zur Solarstromerzeugung würde kein zusätzlicher Flächenbedarf entstehen.