Gleisbettreinigung vom sicheren Standort ermöglicht: Studenten der Frankfurt UAS überzeugen Jury
Ob Verpackungsmüll oder Zigarettenstummel: Viele Bahnhöfe sind insbesondere im Bereich der Gleise von enormen Verschmutzungen betroffen, die durch sporadische Reinigungsaktionen jedoch nicht vollständig beseitigt werden können. Die Reinigung eines Gleisbetts ist nicht nur mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden, sondern birgt auch Gefahren für das Reinigungspersonal:
Es muss stetig auf den einfahrenden Zug geachtet werden, um schnell das Gleis zu verlassen, sobald dieser einfährt. Um diese Probleme zu lösen, haben Andre Röll, Igor Meier, Stefan Resch, Abel Johannes und Bassam Al Magrakuni von der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) das „Eco Trackbed Cleaning System“ entwickelt. Hierbei handelt es sich um ein Reinigungssystem für Gleisbetten von einem sichereren Standort aus, etwa einem Bahnsteig oder einem Arbeitswagen. Für ihre Idee wurden die Studenten nun mit dem dritten Platz beim Hessen Ideen Wettbewerb ausgezeichnet. Sie teilen sich die Platzierung mit einer Idee von Studenten der Philipps-Universität Marburg.
„Mit unserer Produktidee wollen wir die manuelle Reinigung des Gleisbettes, die bisher über Greifzangen erfolgte, vollständig ersetzen. So sparen die zuständigen Reinigungsunternehmen Personal, Zeit und damit auch Kosten. Gleichzeitig kann das Personal sicherer arbeiten“, berichtet das Team, das am Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften der Frankfurt UAS studiert. Durch unterschiedliche Düsenaufsätze können so beispielsweise Grob- und Feinverschmutzungen aufgesaugt werden. Mithilfe des fraktalen Rohraufbaus sowie dem Bürstensystem kann zudem die gesamte Gleisbettbreite gleichzeitig gereinigt werden. Die Jury des Hessen Ideen Preises lobte das hohe Effizienzsteigerungspotential des Systems.
Mittels der integrierten elektrischen Linearantriebe und Drehachsen wird die Gleisdüse automatisch auf das Gleisbett positioniert. Der Industriesauger stellt die Saugkraft zur Verfügung, die über das strömungsoptimierte fraktale Rohrsystem auf vier Saugstellen aufgeteilt wird. Rotierende Bürsten, die an der Düsenkammer montiert sind, bewegen die Verschmutzung zu den Einsaugstellen des Systems. Die Düsenkammer kann mit verschiedenen Saugdüsen ausgestattet werden, um feine oder grobe Verschmutzungen aufzusaugen. Die Feindüsen bestehen jeweils aus mehreren Silikonröhrchen, welche sich im Schotter flexibel bewegen können und somit kleinste Verschmutzungen wie Zigarettenstummel zwischen den Steinen aufsaugen. Die Grobdüsen besitzen dagegen eine große Öffnung, um groben Verpackungsmüll oder Dosen aufzunehmen. Ein flexibler Einsatz in unterschiedlichen Gleisbetten ist durch die modulare Bauweise ebenfalls möglich.
Für die Studenten ist der Sieg im Hessen Ideen Wettbewerb nicht die erste Auszeichnung: Bereits im Februar 2022 waren die Gründer beim AppliedIdea-Ideenwettbewerb der Frankfurt UAS erfolgreich. Mit ihrer Idee gewannen sie damals den mit 1.500 Euro dotierten ersten Platz. Im nächsten Schritt plant das Projektteam, den Prototypen des Reinigungssystems aufzubauen, um sowohl technische Aspekte zu verbessern als auch neue Funktionen zu erarbeiten. Die Pläne des Teams gehen jedoch noch weiter: Gemeinsam wollen die Studenten nicht nur Gleise, sondern auch Bahntunnel von der hohen Feinstaublast befreien.
Hessen Ideen-Wettbewerb
Seit 2016 zeichnet das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Gründerwettbewerb „Hessen Ideen“ Hochschulangehörige aus, die mit ihrer Idee für ein eigenes Unternehmen noch am Anfang stehen. Der Wettbewerb ist Teil der gemeinsamen Initiative „Hessen Ideen“ vom Land Hessen, der hessischen Hochschulen und hessischen Unternehmen. Die Initiative, zu der auch das Hessen Ideen Stipendium und das Hessen Ideen Hochschulnetzwerk gehören, will unternehmerische Ideen an den Hochschulen entdecken und fördern. Der Wettbewerb wird von der Universität Kassel und der TU Darmstadt koordiniert. Die Initiative wird vom Land Hessen mit rund 5,4 Millionen Euro unterstützt. Im Jahr 2022 bewarben sich insgesamt 31 Teams aus 12 Hochschulen um den Preis.