Zentrale Forderungen für mehr E-Mobilität in Hessen
Aus Sicht des Verbands der Immobilienverwalter Hessen stockt die Mobilitätswende in Hessen. Zu stark habe die Politik bisher den öffentlichen Raum im Fokus. Mit einem 5-Punkte-Plan für mehr E-Mobilität in Hessen wendet sich der VDIVH deshalb an Bund, Land und Kommunen. Nur durch das Zusammenwirken aller Akteure erhielten die Eigentümer die nötigen Rahmenbedingungen und Fördermittel, um die immensen Herausforderungen stemmen zu können.
„Es ist gut und schön, wenn an öffentlichen Plätzen wie Rathäusern E-Ladesäulen errichtet werden“, erklärt der VDIVH-Vorstandsvorsitzende Werner Merkel. „Die Menschen laden ihre Elektrofahrzeuge aber bevorzugt da, wo diese länger stehen, also zu Hause oder am Arbeitsplatz. Der Bereich der privaten Ladeinfrastruktur muss deshalb stärker in den Fokus genommen werden.“
Eine reine Wallboxförderung, wie es sie einige Zeit gegeben habe, sei nicht ausreichend, so Merkel. „In den vielen Gesprächen mit unseren Mitgliedern – Immobilienverwaltern aus ganz Hessen – bekommen wir die aktuellen Probleme in der Praxis sehr deutlich mit. Es bedarf weit größerer Eingriffe in die Gebäude- und Netzinfrastruktur, um in Mehrfamilienhäusern eine adäquate Lademöglichkeit für mehrere Fahrzeuge zu schaffen.“ Die in Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) zusammengeschlossenen Eigentümer seien durchaus bereit, bei der Elektromobilität einen Gutteil des Investments selbst zu stemmen. „Es geht um die Zukunftsfähigkeit ihrer Immobilien“, so Merkel. Zugleich warnte er vor einer Überforderung der WEGs.
„Die je nach Baujahr des Gebäudes nötigen Modernisierungen der Gebäudeinfrastruktur wie energetische Sanierung und Barrierefreiheit, Ertüchtigung der Tiefgaragen, Leitungen und Hausanschlüsse bilden zusammen oft ein zu großes Investitionsvolumen, sodass viele Projekte aus Sorge um ihre Finanzierbarkeit scheitern. Hier wünschen sich unsere Mitglieder eine stärkere Unterstützung des Landes Hessen – sei es durch Förderprogramme oder auch Erleichterungen regulatorischer Art, beispielsweise über die hessische Bauordnung.“
In seinem aktuellen 5-Punkte-Plan formuliert der VDIVH konkrete Handlungsansätze. Dazu zählen unter anderem ein hessisches Förderprogramm für den Ausbau der Gebäude-Netzinfrastruktur, Unterstützung bei der Brandschutz-Ertüchtigung von Tiefgaragen sowie eine Beteiligung an den Netzanschlusskosten im Straßenbereich. Auch den Bund sieht der VDIVH in der Pflicht und appelliert an das Land, über den Bundesrat geeignete Initiativen einzubringen.
„Viele gute Ideen rund um die Eigenstromnutzung beispielsweise machen vor Wohnungseigentümergemeinschaften Halt“, klagt Merkel. „Die derzeit notwendige Personenidentität zwischen Stromerzeuger und Stromnutzer schließt WEGs aus. Sie werden wie Stromanbieter behandelt. Der damit verbundene Aufwand von Melde-, Vertrags-, Kennzeichnungs-, Abrechnungs- und steuerrechtlichen Pflichten ist hoch und neben den ohnehin schon bestehenden Verpflichtungen von den Eigentümern nicht leistbar. Das führt dazu, dass deutlich zu wenige Eigentümergemeinschaften in die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien investieren.“
Insgesamt, so Werner Merkel, verstehen sich die im VDIVH organisierten Verwalter und die von ihnen betreuten Eigentümer als Treiber der Mobilitätswende in Hessen. „Wir wollen mit unseren Impulsen nicht blockieren, sondern im Gegenteil zu einem beschleunigten Ausbau der Ladeinfrastruktur beitragen. Dafür müssen allerdings die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Für diese setzen wir uns im Namen unserer Mitglieder ein.“ Ausdrücklich begrüße der VDIVH die Gesprächsbereitschaft von Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, der sich kommende Woche im Rahmen der Allianz für Wohnen in Hessen ein Bild von den Herausforderungen in der Praxis mache. „Unsere Mitglieder und wir sind zum Dialog bereit. Nur gemeinsam können wir den Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur in Hessen voranbringen“, so Merkel.