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02.08.2022 | Unternehmensnachrichten

Stadtwerke Weinheim trotzen Pandemie und Energiekrise

Die Stadtwerke Weinheim haben auch unter den erschwerten Bedingungen des Kalenderjahres 2021 ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt: Das belegen die Zahlen, die Geschäftsführer Peter Krämer am Freitag (29. Juli) bei der Bilanzpressekonferenz vorgestellt hat.

Peter Krämer, Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim, mit Helmut Röder und Andreas Ernst, Prokuristen der Stadtwerke Weinheim (v. l. n. r.) Bild: Stadtwerke Weinheim

Das mehrheitlich kommunale Versorgungsunternehmen hat einen Jahresüberschuss von 2,4 Millionen Euro erwirtschaftet, 300.000 Euro mehr als geplant. Im Vorjahr hatte die Stadtwerke durch einen Einmaleffekt einen Gewinn von 3,9 Millionen Euro ausgewiesen; er resultierte aus einer Auflösung von Rückstellungen von 1,4 Millionen Euro. Vom Gewinn gehen 300.000 Euro in die Rücklagen für anstehende Investitionen. Der Löwenanteil wird anteilsmäßig an die Gesellschafter ausgeschüttet: Die Stadt Weinheim erhält davon rund eine Million Euro, die Gemeinde Gorxheimertal knapp 28.000 Euro. 

Positiv beeinflusst hat das Ergebnis die kühle Witterung bis weit in den Mai 2021 hinein: Die Umsätze bei Gas sind um 19,6 und bei Wärme um 16,9 Prozent gestiegen. Ein weiterer – vom Unternehmen selbst beeinflussbarer – Grund für den guten Abschluss ist die langfristige risikoarme Beschaffungsstrategie für Strom und Gas. Dadurch sind die Stadtwerke Weinheim bei den seit Spätsommer 2021 exorbitant steigenden Preisen an den Energiehandelsplätzen nicht ins Trudeln geraten wie so manch anderes Energieunternehmen. Energiediscounter sind aus dem Geschäft ausgestiegen, ihre Kunden mussten von den Grundversorgern wie den Stadtwerken Weinheim aufgefangen und versorgt werden. „Eine große Herausforderung. Denn die Energiediscounter haben ihr Problem auf uns verlagert. Jetzt mussten wir den Bedarf der so gestrandeten Kunden kurzfristig zu den horrenden Preisen am Markt einkaufen“, wettert Peter Krämer heute noch. „Als hätte das Jahr uns unter den Gegebenheiten der Pandemie nicht so sehr viel abverlangt“, sagt er und fügt an: „Dass am Ende ein solches Ergebnis steht, zeigt, wie gut wir aufgestellt sind. Stadtwerke wie wir sind Garanten für eine hohe Versorgungssicherheit und Umsetzer der Energiewende vor Ort.“ Er betonte, dass die Versorgungssicherheit im Netzgebiet der Stadtwerke Weinheim durchgehend gewährleistet gewesen sei – durch ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept und das große Engagement aller Mitarbeitenden.  

Versorgungssicherheit und Klimaschutz 

Rückblickend freute er sich besonders, dass die Stadtwerke Weinheim bei der europaweiten Ausschreibung der Strom- und Gaskonzession der Stadt Weinheim erneut überzeugt haben und der Vertrag bis 2049 unterzeichnet werden konnte. „Wir werden dafür sorgen, dass die Infrastruktur der Stadt und ihrer Ortsteile weiterhin sicher, leistungsfähig und modern ist“, verspricht er und ergänzt: „Dass wir das tun, sieht man auch an unseren Investitionen für eine langfristig sichere Wasserversorgung.“ Im Geschäftsjahr haben die Stadtwerke Weinheim die redundante Hauptwasserleitung zwischen dem Wasserwerk Hemsbach und Weinheim fertiggestellt, ebenso einen neunten Brunnen für die Förderung von Grundwasser. Auch die Energiewende hat das Unternehmen weiter vorangebracht: Unter anderem wurden weitere Stromtankstellen installiert und das Roaming eingeführt; zudem hat das Unternehmen die Wärmeversorgung aus hocheffizienten Blockheizkraftwerken erweitert. Und nicht zuletzt erfreute der Solarpark Königsbronn, an dem die Stadtwerke Weinheim beteiligt sind, wieder mit reicher Sonnenstrom-Ausbeute. Auch die Beteiligung an Windenergieanlagen entwickelte sich planmäßig. Die umfangreichen und vielseitigen Aktivitäten zum Schutz der Umwelt und des Klimas haben die Stadtwerke Weinheim erstmals in einer Umwelterklärung zusammengefasst. Diese können Interessierte im Internet herunterladen (siehe Link unten). 

Digitalisierung und Arbeitgebermarke

Parallel dazu haben die Stadtwerke Weinheim große Fortschritte bei ihrer eigenen digitalen Transformation gemacht: So haben sie beispielsweise eine Drohne zur Überwachung von Leitungen und ein digitales Geoinformationssystem eingeführt. Über Letzteres lassen sich jetzt online Planauskünfte über verlegte Leitungen abrufen. Kunden beraten die Stadtwerke Weinheim mittlerweile genauso selbstverständlich per Videokonferenz wie vor Ort im Kundenzentrum. „Das alles konnten wir nur stemmen, weil unsere Mitarbeitenden kompetent und voll dabei sind“, betont Peter Krämer und fügt an: „Volle Power – der Name ist Programm, auch bei unseren Auszubildenden.“ Sie haben zum Beispiel bei einem Branchen-Wettbewerb ‚Azubis – volle Power‘ mit ihrem Video über Ausbildungsberufe bei den Stadtwerken Weinheim den ersten Platz gemacht. Bei den Stadtwerken Weinheim sind auch alle Ausbildungsplätze trotz der widrigen Umstände besetzt. Aktuell sind dort acht junge Menschen in Ausbildung. Die Fort- und Weiterbildung ist Peter Krämer ebenso wichtig wie die Ausbildung. In sie investiert das Unternehmen im Berichtsjahr wieder rund 100.000 Euro. Obwohl das Hallenbad pandemiebedingt wieder ein halbes Jahr geschlossen sein musste, haben die Stadtwerke Weinheim kein Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen. Darauf ist Peter Krämer stolz: „Wir haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Bad in den Geschäftsbetrieb der Stadtwerke integriert. So fühlten sie sich nicht abgeschoben, sondern genauso wertgeschätzt wie alle anderen. Das war uns wichtig.“  

Chancen und Unsicherheiten

„Das laufende Geschäftsjahr 2022 ist geprägt durch sehr fragile Rahmenbedingungen“, erklärte Peter Krämer zur augenblicklichen Situation. Die Gleichzeitigkeit von Pandemie, Digitalisierung, Energiewende und die Konflikte durch den Krieg in der Ukraine würden die Stadtwerke Weinheim vor die Herausforderung stellen, mehrere sich überlagernde Krisen meistern zu müssen. Er sagt: „Eine belastbare Prognose über den Geschäftsverlauf 2022 ist derzeit nicht möglich.“ Die Einkaufspreise für Strom und Gas hätten sich binnen eines Jahres vervielfacht und würden immer noch weiter steigen. Das bedrücke ihn, vor allem hinsichtlich deren Auswirkungen auf die Endverbraucherpreise. „Höhere Energiekosten und Inflation werden geringer Verdienenden ziemlich zu schaffen machen“, resümiert er und fügt an: „Wir werden unsere Kundinnen und Kunden nach wie vor so günstig wie möglich versorgen. Auch werden wir alles tun, was in unserer Macht steht, die Versorgung über den Winter aufrechterhalten zu können.“ Die Auswirkungen der politischen Verwicklungen mit Russland seien jedoch unberechenbar.  

Peter Krämer sieht in den aktuellen Umbrüchen auch Chancen für das Unternehmen und ein modernes, leistungsfähiges Deutschland: „Die Welt von morgen wird elektrischer und vielleicht wird durch unsere Gasnetze in Zukunft Wasserstoff fließen. Wir kümmern uns noch intensiver darum, unsere Energienetze fit zu machen für die Anforderungen der Zukunft.“ Sorge machen ihm in diesem Zusammenhang jedoch immer noch einige politische Rahmenbedingungen, insbesondere die weitere Senkung der Verzinsung des Eigenkapitals im Bereich der Regulation von Netzentgelten. „Basis für die Regulation bilden die sehr niedrigen Zinssätze langlaufender Bundesanleihen. In der Realität aber steigen die Preise für Dienstleistungen, Einkauf und Personal stark an. Ohne Kurskorrektur wird dies zu einem Substanzverzehr der Energieversorgung führen“, erläutert er und fügt an: „Habeck will die Energiewende beschleunigen, was auch richtig und wichtig ist – für Klimaschutz und mehr Energieautarkie Deutschlands. Damit das klappt, muss er aber auch diese Rahmenbedingungen ändern und die Gesellschaft muss Windräder und Leitungen auch in ihrem unmittelbaren Sichtfeld akzeptieren.“ Die Stadtwerke Weinheim fühlten sich für die Lebensqualität der Menschen in der Region mitverantwortlich; diese gut zu gestalten, könnten sie jedoch nur mit den Kommunen und den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam, betont Peter Krämer.