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28.04.2022 | Baustoffe, Gebäudemanagement, Nachhaltigkeit

Erstmalige Zulassung zum Einsatz eines ressourcenschonenden und klimaverträglicheren Transportbetons

Um die hohen Treibhausgas-Emissionen und Ressourcenverbräuche im Bausektor zu reduzieren, setzt das Land Berlin auf den Einsatz von nachhaltigen Baustoffen sowie auf zirkuläres Bauen.

Projektpartner CORE

Angehobener Container (Bilder: Claus Schulte)

Ressourcenschonender Beton ist ein Baustoff, für den der Einsatz von Rohstoffen aus dem Materialkreislauf (RC-Gesteinskörnung) nicht nur normativ geregelt, sondern auch bereits marktreif erprobt ist und auch erfolgreich in Berlin eingesetzt wird. Über zahlreiche Pilotprojekte konnten wichtige Marktimpulse gesetzt werden, die mittlerweile bei Transportbetonwerken in Berlin zu einer Aufnahme von diesem ressourcenschonenden Beton (R-Beton) ins Standardportfolio führte.

Die Firma neustark hat ein neuartiges Verfahren entwickelt, in welches durch die sogenannte beschleunigte Karbonatisierung CO2 in RC-Gesteinskörnung speichert. Die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) hat sich zum Ziel gesetzt, die Klimabilanz von ressourcenschonendem Beton weiter zu verbessern. Aus diesem Grund hat sie gemeinsam mit den Unternehmen Heim Recycling, neustark, Berger Beton und dem ifeu Heidelberg das Projekt „CORE (CO2-Reduzierter Beton)“ initiiert, durch welches das neustark-Verfahren im Raum Berlin pilotiert wird.

Im Rahmen des Projekts wurde der von dem Unternehmen Heim zu einer RC-Gesteinskörnung gebrochene Altbeton CO2 beaufschlagt, das in den Poren und auf der Oberfläche des RC-Gesteins im Sinne einer Karbonatisierung zu Kalkstein umgesetzt wird. Werden diese RC-Gesteinskörnungen in Betonrezepturen eingesetzt, kann zudem der Zementanteil reduziert werden, was in Summe die Betonproduktion deutlich klimaverträglicher macht.

Im Rahmen des Projektes ist es mittlerweile erstmalig gelungen, für diese karbonatisierte RC-Gesteinskörnung eine Zertifizierung und Zulassung als Zuschlag für die Verwendung im Transportbeton zu bekommen. Es gilt das gleiche Regelwerk (DIN EN 12620) wie für die Verwendung von Kies oder Splitt.

Aus diesem produzierten Material sowie aus nicht karbonatisiertem Referenzmaterial wurden anschließend im Labor der Firma Berger eine Reihe Betonrezepturen mit erhöhten Recyclinggehalten und reduzierten Zementgehalten hergestellt. Dabei wurden sowohl aktuelle als auch zukünftige regulatorische Rahmenbedingungen für den R-Beton (insbesondere Verwendung von Brechsanden 0-2mm) beachtet. Die Karbonatisierungsraten sind umso höher, je feiner das Material bzw. je größer die spezifische Oberfläche ist.

Über entsprechende Versuche im Betonlabor ist es gelungen, Rezepturen mit reduzierten Zementgehalten zu entwickeln, ohne die produktspezifischen Anforderungen zu gefährden. Der R-Beton genügt ohne Einschränkungen den Anforderungen an die DIN 1045-2 und DIN EN 206-1 bzw. den entsprechenden Normen.

Nach Bilanzierungen des beteiligten Umweltforschungsinstitutes ifeu Heidelberg zeigte sich, dass mit den entwickelten Rezepturen eine relevante Umweltentlastung erzielt werden kann und dies über alle betrachteten Umweltwirkungskategorien hinweg. Der Aufwand der Bereitstellung des CO2 und der Beaufschlagung der RC-Gesteinskörnung steht in einem guten Verhältnis zu den damit verbundenen Umwelteinsparungen. Die Umweltwelteinsparungen resultieren zum einen aus der Einsparung von Zementmengen und aus der über die Karbonatisierung erzielten CO2-Bindung. Im Vergleich zur Referenzprobe kann durch die Behandlung der RC-Gesteinskörnung die Klimawirksamkeit von dem ressourcenschonenden Beton um bis zu 20% gesenkt werden.

Dieser CO2-reduzierte und ressourcenschonende Beton soll nun – unter Einhaltung aller einschlägigen Normen – im Herbst dieses Jahres erstmalig in einem Bauabschnitt der Quartiersentwicklung Friedenauer Höhe in Berlin-Friedenau, die im Joint Venture mit der OFB Projektentwicklung und Instone Real Estate realisiert wird, zum Einsatz kommen.

Durch dieses Pilotprojekt konnte der Nachweis erbracht werden, dass das angewandte Verfahren auch in der Praxis funktioniert und die entsprechenden Umweltentlastungen im kommerziellen Betrieb erreicht werden. Darauf aufbauend soll der Baustoff über das erste Bauvorhaben in Berlin-Friedenau hinaus durch weitere Vorhaben in Berlin allgemein bekannt und eingeführt werden.