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30.09.2021 | Abfallwirtschaft, Transport, Verkehrsmanagement

Zweite Wasserstofftankstelle in Hürth

Die Tinte ist trocken auf dem Vertrag: Am Mittwoch (29. September) haben Stefan Welsch, Vorstand der Stadtwerke Hürth AöR, und Jörg Hömberg, Geschäftsführer der Air Products GmbH mit Sitz in Hattingen, eine Vereinbarung über eine weitere Wasserstofftankstelle in Hürth im Beisein von Bürgermeister Dirk Breuer unterzeichnet.

Der Vorstand der Stadtwerke Hürth AöR und der Geschäftsführer der Air Products GmbH unterschreiben den Vertrag über den Bau einer weiteren Wasserstofftankstelle in Hürth. V.l.n.r. Jürgen Wiethüchter, Centerleiter Mobilität Stadtwerke Hürth, Stadtwerkevorstand Stefan Welsch, Dirk Breuer, Bürgermeister der Stadt Hürth, Air Products Geschäftsführer Jörg Hömberg, Kathryn Wunderle, Air Products Business Development sowie Dr. Katrin Ischinsky, Air Products. (Bild: Stadtwerke Hürth)

Stefan Welsch, Vorstand der Stadtwerke Hürth AöR und Dirk Breuer, Bürgermeister der Stadt Hürth stehen vor einem Wasserstoffbus der neuesten Generation. (Bild: Stadtwerke Hürth)

Diese wird auf dem Gelände der Bonnstraße 232 unterhalb des Fachmarktzentrums Eschweiler Straße entstehen und bis zum Sommer 2022 in Betrieb gehen. Air Products hat das rund 1.700 Quadratmeter große Gelände von den Stadtwerken Hürth gepachtet. Der Wasserstoffspezialist wird die Tankstelle bauen, betreiben und auch den Wasserstoff dafür liefern. Die Tankstelle ist öffentlich. Es ist bereits die zweite Wasserstofftankstelle in Hürth, die von den Stadtwerken zusammen mit Air Products realisiert wird; die erste entstand 2011 im Chemiepark Hürth Knapsack.  

„Beiden Parteien war es wichtig, mit einer für die Öffentlichkeit zugänglichen Wasserstofftankstelle ein Zeichen für nachhaltige Mobilität zu setzen und den Umstieg auf Brennstoffzellenfahrzeuge zu erleichtern“, betont Stefan Welsch. Jörg Hömberg ergänzt: „Die Stadtwerke Hürth bauen damit ihre Pionierrolle für Wasserstoffantriebe weiter aus. Wir freuen uns, dass wir sie hierbei mit unserer Expertise unterstützen dürfen. Wasserstoff ist insbesondere für den Schwerlastverkehr eine klimaneutrale, wartungsarme und effiziente Alternative, deren Durchbruch kommen wird.“ Davon sind auch die Stadtwerke Hürth überzeugt: Sie sind bereits in der Zukunft angekommen. Elf Busse ihrer Flotte, die von der Regionalverkehr Köln GmbH betrieben wird, fahren seit Jahren mit Wasserstoff; fünf weitere mit Brennstoffzellenantrieb kommen bis Ende des Jahres hinzu. „Dann leisten wir den gesamten Regelbetrieb im öffentlichen Personennahverkehr der Stadt mit einer Million Streckenkilometern pro Jahr klimaneutral“, verkündet der Vorstand.

Die Stadtwerke Hürth steigen bei ihren Müllfahrzeugen ebenfalls auf Wasserstoff um. Das erste ist bereits bestellt. Es wird voraussichtlich 2022 seinen Dienst aufnehmen. Lob für dieses Engagement kommt von Dirk Breuer, Bürgermeister der Stadt Hürth. Er sagt: „Die Mobilitätswende erfordert eine klare Strategie und den konsequenten Willen, sie voranzubringen. Dazu gehört auch, Entscheidungsgremien davon zu überzeugen, dass man dafür mutig neue Wege beschreiten muss. Ich danke den Stadtwerken Hürth dafür, dass sie mit ihrer Wasserstoffoffensive im ÖPNV und in anderen Sparten vorangehen und somit die neue saubere Mobilität auch im Stadtbild deutlich sichtbar wird.“ Das motiviere auch andere zum Umsteigen, resümiert er.   

Aus dem Auspuff kommt reiner Wasserdampf

Beim Betrieb von Wasserstofffahrzeugen entstehen lediglich Wärme und Wasserdampf. Ihr Treibstoff ist gasförmiger Wasserstoff, der in einem chemischen Prozess in einer Brennstoffzelle mit Sauerstoff reagiert. Dabei wird die im Wasserstoff gespeicherte Energie als Strom freigegeben, der dann einen Elektromotor antreibt. „Selbst im Corona-Jahr 2020, in dem der Busverkehr in Hürth deutlich eingeschränkt war, haben unsere Wasserstoffbusse der Umwelt rund 270 Tonnen Kohlenstoffdioxid erspart im Vergleich zu Dieselfahrzeugen“, erklärt Stefan Welsch. Die Bilanz 2021 ist deutlich besser: Ende Juli wurden bei einer Fahrleistung von 527.000 Kilometern bereits 292 Tonnen Kohlenstoffdioxid weniger in die Atmosphäre gepustet durch den konsequenten Umstieg auf Wasserstoff im öffentlichen Personennahverkehr.  

Stadtwerke Hürth fahren seit 2011 mit Wasserstoff

„Wasserstoff gehört die Zukunft im Schwerverkehr“, betont der Stadtwerke-Vorstand und fügt an: „Darauf setzt auch die Bundesregierung mit ihrer Wasserstoffoffensive, für mich ist das ein Vorstoß in die richtige Richtung. Wir haben das Potenzial früh erkannt.“ Die Stadtwerke Hürth haben ihren ersten Wasserstoffbus im Jahr 2011 in Betrieb genommen. Damals waren es noch Prototypen; heute sind die Busse Serienmodelle. Die Busse sind deutlich wartungsärmer als Verbrenner. Brennstoffzellenantriebe arbeiten mit Elektromotoren, haben also auch deutlich weniger Verschleißteile als Verbrennungsmotoren. „Wir haben jetzt zehn Jahre Erfahrung mit Wasserstoff-Bussen. Die Technologie funktioniert hervorragend; der Tankvorgang dauert nicht länger als eine Dieselbetankung. Brennstoffzellen sind ein Gewinn für die Umwelt und wir brauchen kaum Ersatzteile. Von daher überlegen wir uns weitere Projekte mit Wasserstoff. Busse und Müllfahrzeuge sind erst der Anfang“, sagt Stefan Welsch. Seiner Meinung nach kann Wasserstoff eine große Versorgungslücke schließen; er sieht in diesem Energieträger einen wesentlichen Baustein des Ausstiegs aus dem fossilen Zeitalter.   

Air Products ist Vorreiter bei der Wasserstoff-Betankung

„Dank unserer Erfahrung können wir Wasserstoff-Tankstellen so entwerfen, konstruieren und errichten, dass sie wirklich den Bedürfnissen unserer Kunden entsprechen“, informiert Jörg Hömberg. An der neuen Hürther Tankstelle können Busse mit einem Druck von 350 bar tanken und PKW sowie Müllfahrzeuge mit 700 bar. Als Eigentümer der neuen Wasserstoff-Tankstelle in Hürth übernehme Air Products neben dem Bau den kompletten Betrieb und die Wartung. Kunden bezahlen ausschließlich den gelieferten Wasserstoff. „Dieses Konzept ermöglicht Unternehmen einen leichten Einstieg in die Welt der Wasserstoffmobilität. Wir machen diese Technologie verfügbar, ohne dass unsere Kunden hier selbst zu Experten werden müssen“, erläutert der Geschäftsführer. Bei Betankungslösungen für Wasserstoff ist Air Products seit Jahrzehnten ein Vorreiter. Das Unternehmen hat inzwischen mehr als 250 Projekte in der ganzen Welt realisiert. Jährlich werden mehr als 1,5 Millionen Betankungen mit der Technologie von Air Products durchgeführt. Der weltweit größte Wasserstoffexperte verfügt über mehr als 60 Jahre globale Wasserstofferfahrung in über 50 Ländern; er bündelt umfassendes Know-how in der gesamten Wertschöpfungskette des emissionsfreien Gases.