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28.09.2021 | Energie, Versorgungsnetze

Trianel und Stadtwerke Hamm gründen Wasserstoffzentrum zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft

Trianel und die Stadtwerke Hamm haben ein Joint Venture gegründet mit dem Ziel, auf dem Gelände des Trianel Gaskraftwerks Hamm-Uentrop bis 2024 eine Erzeugungsanlage für Wasserstoff zu errichten. Der Wasserstoff soll aus erneuerbarem Strom gewonnen werden und einen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz leisten.

Foto: Trianel GmbH

Mit der Gründung der Projektgesellschaft Wasserstoffzentrum Hamm GmbH & Co. KG soll die Umsetzung dieses Projektes geprüft und auf den Weg gebracht werden. Damit ist ein Meilenstein erreicht worden, um in Hamm-Uentrop eine Erzeugungsanlage für klimaneutralen Wasserstoff zu realisieren und in die Anwendung zu bringen.

Marc Herter, Oberbürgermeister der Stadt Hamm, begrüßte die jüngsten Entwicklungen: „Der Rat der Stadt Hamm hat deutlich gemacht, dass wir den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland als Chance verstehen. Die zentrale Lage Hamms als energiewirtschaftlicher Standort und als Logistik-Knoten erlaubt uns, innovative Konzepte zu denken und zu realisieren. Wasserstoff wird dabei eine besondere Rolle spielen. Die Gründung des Wasserstoffzentrums ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft in Hamm.“

Zunächst sollen 30 neue Wasserstoffbusse der Stadtwerke Hamm und bis zu 20 Abfallsammelfahrzeuge der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (ASH) Hamm mit Wasserstoff versorgt werden. Dafür ist der Bau einer bis zu 20 MW großen Elektrolyseanlage auf dem Kraftwerkstandort Uentrop anvisiert. Reinhard Bartsch, Geschäftsführer der Stadtwerke Hamm, gab an: „Als Projektpartner des Wasserstoffzentrums Hamm können wir klimaneutrale Lösungen bald selbst bereitstellen, um mit den städtischen Dienstleistungen des öffentlichen Personennahverkehrs und der Abfallentsorgung einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Wir sind überzeugt von der Wasserstoffmobilität.“

„Mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Wasserstoffzentrum Hamm GmbH & Co. KG wurde ein Meilenstein erreicht, um eine regionale Wirtschaft mit klimaneutralem Wasserstoff in und um Hamm aufzubauen. Wir sehen, dass gerade in der Logistik heute schon großes Interesse an Wasserstoff vorhanden ist. Wir sind der festen Überzeugung, dass es bis 2024 eine entsprechende Nachfrage nach Wasserstoff geben wird. Hamm bietet überdies einen idealen Standort, um hier eine wesentliche Investition in Wasserstofferzeugung zu prüfen“, erklärte Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung der Trianel GmbH. Als Geschäftsführer des Wasserstoffzentrums Hamm sind Reinhard Bartsch und Klaus Horstick einberufen worden. Klaus Horstick verantwortet den Bereich Offshore und Wasserstoff bei Trianel.

Bei der Elektrolyse wird Wasser mit der Hilfe von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Außerdem entsteht Abwärme, die für industrielle Prozesse oder zum Heizen von Gebäuden genutzt werden kann. Im Wasserstoffzentrum soll dafür erneuerbarer Strom aus dem Nordseeraum sowie aus regionalen PV-Anlagen zum Einsatz kommen. Der so erzeugte „grüne Wasserstoff“ ist ein farbloses Gas, welches fossile Energieträger in vielen Anwendungen ersetzen kann. Zahlreiche lokale Unternehmen haben daher bereits ihr Interesse signalisiert, die Produkte der Elektrolyse in ihrem Betrieb zum Einsatz zu bringen. Auch der Einsatz in der anliegenden Gasinfrastruktur und die Möglichkeit zur Rückverstromung im anliegenden Trianel-Gaskraftwerk stellt eine Option dar.

Das Wasserstoffzentrum Hamm ist Teil einer umfassenden Strategie lokaler und regionaler Akteure, um den Industriestandort Hamm zu stärken und den Klimaschutz vor Ort voranzutreiben. Die Stadt Hamm, die Stadtwerke Hamm und Trianel sind sich einig, dass ein Wasserstoffcluster entstehen soll. Die Grundlagen dafür werden bis Anfang 2022 in einer Begleitstudie unter Beteiligung der Universität Duisburg-Essen, der Hochschule Weserbergland und der Hochschule Hamm-Lippstadt festgelegt. Die Bezirksregierung Arnsberg hat vor Kurzem den Bescheid erteilt, die Studie zur Hälfte zu fördern. Schon jetzt steht fest, dass die Region mit dem wirtschaftlichen Umfeld und dem angesiedelten Fachwissen exzellente Voraussetzungen für das Wasserstoffcluster bietet.

Studie und Elektrolyseanlage sollen Nachahmer anregen

Das Wasserstoffzentrum soll so angelegt sein, dass es ab 2030 über die geplante Hochspannungsleitung Wilhelmshaven – Hamm mit noch größeren Mengen erneuerbaren Stroms aus der Nordsee versorgt und die für 2024 geplante Elektrolyseanlage um weitere Elektrolyseureinheiten erweitert werden kann. Die Ergebnisse der Studie zum Wasserstoffcluster sollen auch weiteren Städten und städtischen Trägern zur Verfügung gestellt werden, um so einen Anstoß zur Umstellung des öffentlichen Personennahverkehrs auf Wasserstoff in NRW zu leisten.

Wie die lokale Wirtschaft klimaneutral werden kann, beschäftigt viele Akteure aus Politik und Verwaltung. Dementsprechend hoch ist das Interesse am Einsatz der neuen Technologie. Die Stadt Hamm gründet deshalb die Wasserstoffallianz Westfalen, die konkret vorhandene und potenzielle Interessenten an einem wachsenden Wasserstoffcluster Hamm betreuen und unterstützen soll.