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05.10.2021 | Allgemeine Meldungen

Zentraler Bau-Protest – Bau-Streik droht

„1.000 plus X“ Bauarbeiter aus allen Teilen Deutschlands nehmen am morgigen Mittwoch Kurs auf Berlin – zum „Dampfablassen“: Auf den Baustellen herrscht „dicke Luft“, so die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).

Bild: IG BAU

„Die Arbeitgeber haben die Tarifverhandlungen zum Scheitern geführt. Sie sind nicht bereit, ein akzeptables Angebot auf den Tisch zu legen: vom Lohn-Plus über das Ost-West-Angleichen beim Lohn bis zu einer vernünftigen Regelung, um die langen Anfahrtszeiten zu den Baustellen zu entschädigen. Das sorgt gerade für enormen Frust auf dem Bau“, sagt der Bundesvorsitzende der Bau-Gewerkschaft, Robert Feiger. 

Der IG BAU-Chef macht vor Beginn der Schlichtung deutlich: „Das ist die letzte Chance für eine Einigung. Wenn sich die Arbeitgeber auch bei der Schlichtung wieder querstellen, dann wird es im Herbst unweigerlich einen Bau-Streik geben. Von wichtigen Autobahnen bis zu bedeutenden Projekten im Hochbau: Hunderte von Baustellen stehen dann zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen, zwischen Aachen und Görlitz still.“ 

Aus allen Teilen Deutschlands werden sich deshalb am morgigen Mittwoch Bauarbeiter-Delegationen auf den Weg nach Berlin machen, um beim zentralen Bau-Protest in der Hauptstadt „ordentlich Dampf abzulassen“, so die IG BAU. Insgesamt erwartet die Gewerkschaft dabei „1.000 plus X“ protestierende Bauarbeiter, die lautstark den Start der Schlichtung für das Bauhauptgewerbe begleiten werden.

Die IG BAU hat zur Vermittlung im festgefahrenen Tarifkonflikt zwischen den beiden Arbeitgeberverbänden der Bauwirtschaft, dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), und der Bau-Gewerkschaft die zentrale Schlichtungsstelle angerufen. Schlichter wird der Präsident des Bundessozialgerichts, Prof. Dr. Rainer Schlegel, sein. Die IG BAU will dabei ein „faires Lohn-Plus“, eine Bezahlung der Baubeschäftigten im Osten auf Westniveau und eine Wegezeitentschädigung für die bundesweit rund 890.000 Baubeschäftigten erreichen – darunter mehr als 28.400 allein in Berlin. 

Die IG BAU geht von einem „lauten und äußerst leidenschaftlichen Protest“ aus, der die Schlichtung begleiten wird. „Da ist mächtig Druck auf dem Kessel. Und den Druck lassen die Bauarbeiter am morgigen Mittag in Berlin ab“, so Carsten Burckhardt. Er ist IG BAU-Branchenvorstand für das Bauhauptgewerbe. 

Für Burckhardt ist es ohnehin ein „starkes Stück“, dass es so weit gekommen ist: „Auch in anderen Branchen gibt es anspruchsvolle Tarifabschlüsse. Nur im Baugewerbe blockieren die Arbeitgeber. Seit Monaten schalten sie auf stur. Und das, obwohl der Bau boomt und die Auftragsbücher voll sind. So voll, dass Überstunden an der Tagesordnung sind. Gleichzeitig zieht die Inflation an. Trotzdem machen die Arbeitgeber kein Angebot und sind auch nicht bereit, das Lohngefälle zwischen Ost und West auszugleichen. Für erheblichen Unmut sorgt auch, dass die Arbeitgeber die Zeit, die Bauarbeiter auf dem Weg zur Arbeit verlieren, völlig ignorieren. Und das ist nicht wenig: 60 Kilometer – so lang ist im Schnitt die einfache Fahrt zur Baustelle.“ Dabei hätten Baubeschäftigte keine Chance, „auf die Zeit, die sie auf dem Asphalt verlieren“, Einfluss zu nehmen. Hier brauche die Branche dringend eine Regelung, mit der das Baustellen-Pendeln entschädigt werde. 

Neben der Entschädigung für den Weg zur Baustelle fordert die Gewerkschaft 5,3 Prozent mehr Geld für die Baubeschäftigten. Ebenso einen Ost-West-Angleich bei Löhnen und Gehältern.