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13.10.2021 | Abfallwirtschaft, Nachhaltigkeit

Wie viel steckt drin im Hamburger Restmüll?

Seit vielen Jahren lässt die Stadtreinigung Hamburg (SRH) durch ein unabhängiges Ingenieurbüro eine repräsentative Hausmüllanalyse durchführen, um Rückschlüsse auf das Mülltrennverhalten in der Hansestadt zu gewinnen.

Bild: Hamburger Stadtreinigung

Seit Beginn der Pandemie hat sich auch das Konsum- und Freizeitverhalten der Hamburger*innen verändert. In Teilen lässt sich das auch an der Zusammensetzung des Restmülls und den Abfallmengen insgesamt ablesen. Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse, dass die Sensibilisierung der Bevölkerung, Abfälle zu vermeiden, weiter zunimmt, auch wenn es weiterhin "Luft nach oben" gibt.

Die gute Nachricht vorweg: Im Jahr 2020 erzeugten die Bürger*innen insgesamt weniger Restmüll als im Jahr davor. Pro Einwohner (Ew) und Jahr (a) ist die durchschnittliche Restmüllmenge um 3,6 kg auf rund 202,5 kg gesunken. Im Jahr 2016 waren es noch 214 kg.

Mit Blick auf die Zusammensetzung des Restmülls ist festzustellen, dass sich der Anteil von Papier/Pappe (von 30,2 kg auf 28,5 kg) in der Restmülltonne verringert hat.

Die Anteile von Glas (11,1 kg auf 11,8 kg), Kunststoff (12,4 kg auf 13,2 kg) und Metall (3,4 kg auf 5,1 kg) im Restmüll sind hingegen steigend.

Es spricht vieles dafür, dass es sich im Erhebungsmonat September 2020 noch um Ausläufer der Pandemie und dem verstärkten Konsum und Aufenthalt in den eigenen vier Wänden handelt. Viele Verpackungen, die zuvor noch in der Gastronomie oder im gewerblichen Bereich angefallen sind, haben während der Lockdown-Phasen im eigenen Haushalt entsprechend zugenommen. Das erklärt auch die leicht gestiegenen Anteile von Fremdstoffen im Restmüll. Mit Blick auf den Trend der letzten Jahre zeigt sich dennoch, dass die Bürger*innen die angebotene getrennte Wertstoffsammlung weiterhin intensiv nutzen.

Besonders erfreulich: Die Fraktion „Organik“ im Restmüll verzeichnete einen spürbaren Rückgang im Vergleich zu 2019. Ein Zeichen dafür, dass das Angebot der getrennten Bioabfallsammlung immer besser angenommen wird und noch mehr Hamburger*innen den für die Produktion von Biogas und Kompost benötigten Bioabfall trennen und somit einer stofflichen Verwertung zukommen lassen. Der Rückgang der Organik im Restmüll sank um 14 kg (97,6 kg auf 83,6 kg) im Vergleich zum Vorjahr.

SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger Siechau zieht eine positive Bilanz:

„Es ist für uns eine wichtige Entwicklung und ein gutes Zeichen, dass die Hamburger*innen immer weniger Restmüll erzeugen und ihren Müll weiterhin qualitativ und quantitativ trennen. Die Pandemie mit ihren Lockdowns und veränderten Konsumverhalten war und ist eine große Herausforderung für uns alle. Homeoffice und die geschlossene Gastronomie sorgen dafür, dass der Abfall weniger in Gastronomie und Gewerbe, sondern vielmehr in den Hamburger Haushalten angefallen ist. Mit einer großen Kraftanstrengung haben wir es aber geschafft, unsere Dienstleistungen weitestgehend aufrecht zu erhalten. Das macht mich stolz. Mit großem Interesse verfolgen wir nun die Auswertung für das Jahr 2021. Dann wird sich zeigen, ob es bezogen auf Abfallmengen und Konsumverhalten ein zurück ins „alte Normal“ geben wird. Die Ergebnisse zeigen, dass unsere Aufklärungskampagnen und unsere Vermeidungsstrategien gegenüber den Bürger*innen Früchte tragen, auch wenn es sich um eine Daueraufgabe handelt. Nur dann können wir nachhaltig sicherstellen, dass sich der positive Trend fortsetzt, die Pro-Kopf-Abfallmenge weiter sinkt und wir noch mehr Wertstoffe einer Wiederverwendung zuführen können. Insbesondere der immer noch hohe Anteil organischer Abfälle zeigt ein großes Potenzial zur stetigen Verbesserung. Neben der Abfallvermeidung, die oberste Priorität hat, müssen zukunftsfähige Strategien und Methoden entwickelt werden, um die Wertstoffkreisläufe auch im Hausmüll zu schließen. Das von uns geplante Zentrum für Ressourcen und Energie (ZRE) ist hierzu ein wichtiger Meilenstein.“