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01.03.2021 | Allgemeine Meldungen

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Das Statistische Bundesamt hat viele Herausforderungen zu meistern

Das Statistische Bundesamt (Destatis) steht seit einigen Monaten unter einem hohen Belastungsdruck. Die Kombination aus notwendigen technischen und methodischen Reformen, den Anforderungen der Digitalisierung und dem hohen Bedarf an aktuellen Daten zur Bewertung und Bewältigung der Corona-Krise hat zu Unsicherheiten und Unzufriedenheit bei einigen Beschäftigten und einer Reihe von nun auch öffentlich erhobenen Vorwürfen geführt.

Statistisches Bundesamt in Wiesbaden - Foto: Statistisches Bundesamt (Destatis)

Mit dieser Pressemitteilung will das Statistische Bundesamt Fakten zu aktuellen internen Diskussionen und Vorgängen nennen und Transparenz schaffen.

Die Corona-Pandemie hat das Amt vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Neben dem Schutz der Mitarbeitenden und Fragen des mobilen Arbeitens waren sehr schnell neue Produkte zu entwickeln, die die Politik für aktuelle Bewertungen und Entscheidungen benötigt. Als prominentes Beispiel sind hier die Sterbefallzahlen zu nennen, die mittlerweile nach wenigen Tagen vorliegen und somit eine zeitnahe Einschätzung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie in Deutschland ermöglichen. Mit dem Dashboard Deutschland hat das Statistische Bundesamt zudem eine Datenplattform bereitgestellt, die wichtige Indikatoren zu den Themenbereichen Wirtschaft und Finanzen sowie Gesundheit und Mobilität zur Verfügung stellt. Die Resonanz der Öffentlichkeit auf diese neuen Angebote ist sehr groß und positiv. Dennoch gab und gibt es Themen, die das Haus gerade seit Ausbruch der Pandemie fordern.

Zu Beginn der Pandemie war das Statistische Bundesamt – wie viele andere Betriebe auch – technisch noch nicht dafür aufgestellt, mobiles Arbeiten in großem Umfang zu ermöglichen. Diese Situation wurde laufend verbessert und inzwischen sind bis zu 80 % aller Beschäftigten im Homeoffice.

Die Arbeit im Büro und Präsenzbesprechungen wurden unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen (unter anderem Einzelzimmerbelegung, Maskenpflicht, Abstandsregeln) auf ein Minimum reduziert. Wo digitale Formate möglich sind, setzen wir diese ein. Bestimmte Tätigkeiten (zum Beispiel Haustechnik oder Poststelle) sind jedoch nicht von zuhause aus möglich. Die Mitarbeitenden wurden zu Beginn der Pandemie gemeinsam mit dem betriebsärztlichen Dienst in drei Risikogruppen eingeteilt, um möglicherweise gefährdete Kolleginnen und Kollegen bestmöglich zu schützen.

Auf Ebene der Leitung kommt es auch aktuell noch zu Präsenzbesprechungen, wobei die genutzten Räume unter Beachtung aller Vorsichtsregeln nur für einen vorher festgelegten Teilnehmerkreis zugelassen sind. Diese Besprechungen sind teilweise aufgrund der Inhalte, teilweise wegen immer noch überlasteter IT notwendig.

Ohne Frage ist durch die Corona-Pandemie, aber auch durch die andauernde digitale Transformation des Amtes die Arbeitsbelastung für die Mitarbeitenden hoch. Dies zeigt sich in den Überstunden. Von den rund 2 400 Mitarbeitenden haben knapp 150 mehr als 100 Überstunden, in wenigen Einzelfällen sind auch über 300 Überstunden aufgelaufen. Dieses Problem ist bekannt und es wurden hierzu in der Vergangenheit bereits diverse Lösungsansätze entwickelt, die leider nicht den erwarteten Erfolg hatten. Deshalb wird in Absprache mit der Personalvertretung eine neue Lösungsstrategie entwickelt und umgesetzt.

Selbstkritisch muss die Amtsleitung eingestehen, dass es in den vergangenen Monaten unter hoher Belastung zu Abstimmungsproblemen gekommen ist und Aufträge teilweise unklar oder überschneidend erteilt wurden. Kritisch hinterfragt wird in diesem Zusammenhang auch, ob die Prozessgeschwindigkeit dazu beigetragen hat, dass an einigen Stellen Belastungen und Abstimmungsschwierigkeiten entstanden sind. Die Amtsleitung arbeitet daran, diese Mängel zu erkennen und abzustellen.

Es ist jedoch falsch zu behaupten, wegen der Belastung und einer damit einhergehenden Unzufriedenheit komme es zu ungewöhnlich vielen Kündigungen von Mitarbeitenden. Zur Einordnung: Im Jahr 2016 gab es zehn Kündigungen durch Kolleginnen/Kollegen, im Jahr 2020 waren es 26, wobei hier befristet Beschäftigte eingerechnet sind, die vorzeitig eine neue Stelle gefunden haben. Die Zahl der Kündigungen ist nach wie vor sehr gering. Der Krankenstand im Statistischen Bundesamt ist in den letzten Jahren gesunken und war im Jahr 2020 mit 7 % auf dem niedrigsten Stand seit 2010.

Auch bei der Einstellung von neuen Beschäftigten und bei der Versetzung von Kolleginnen und Kollegen sind Vorwürfe unberechtigt, es gebe nicht nachvollziehbare Entscheidungen. Alle Personalthemen werden mit der Personalvertretung geklärt, es gibt Kompetenzprofile für Stellen und Assessment-Center zur Auswahl von Kandidatinnen und Kandidaten. In Einzelfällen werden Expertinnen und Experten mit speziellen Kenntnissen und Erfahrungen benötigt. In solchen Fällen macht das Amt von zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Personalgewinnung Gebrauch, um sich im Wettbewerb um die besten Köpfe am Markt zu behaupten.

Um eine lernende Organisation zu werden und schnelle und nachhaltige Verbesserungen zu erreichen, beauftragt das Statistische Bundesamt externe Unternehmen. Zum einen ist eine externe Reflexion für die interne Entscheidungsfindung in manchen Situationen wichtig, zum anderen werden in einzelnen Bereichen Spezialistinnen und Spezialisten mit noch nicht vorhandenem Know-how benötigt, die das Amt bei der Erledigung gesetzlicher Aufträge wie der Vorbereitung des Zensus 2022 unterstützen. Die Inanspruchnahme von allen externen Dienstleistungen entspricht dabei den Vergabebestimmungen.

Ebenso entsprechen alle Beschaffungsvorgänge im Statistischen Bundesamt den Bestimmungen. Anderslautende Behauptungen sind falsch. Das untermauert auch die Tatsache, dass auch Prüfungen des Bundesrechnungshofs keine Beanstandungen ergeben haben.

Ebenfalls falsch ist der Vorwurf, ein Brief von Führungskräften bereits im Mai 2019 an den Präsidenten Dr. Georg Thiel, in dem Probleme geschildert wurden, sei ohne konkrete Wirkung geblieben. Unmittelbar nach dem Schreiben gab es ein ausführliches Gespräch mit Führungskräften, Personalrat und Gleichstellungsbeauftragter (im Mai 2019) und es wurden eine Vielzahl konkreter Maßnahmen abgeleitet und mittlerweile umgesetzt.

Dazu erklärt Dr. Georg Thiel: „Es scheint, dass wir nicht alle guten und erfolgreichen Entwicklungen intern vermitteln konnten. Ich erkenne daher, dass wir unsere Mitarbeitenden auf dem weiteren Weg besser mitnehmen müssen. Wir werden mehr erklären, was wir tun und warum.“ Dr. Thiel sagte weiter: „Meine besondere Verantwortung für die mir anvertrauten Mitarbeitenden war und ist mir immer bewusst. Ich bin daher für jede konstruktive und sachliche Kritik offen.“ Thiel dankt allen Mitarbeitenden des Statistischen Bundesamtes für ihre Leistung und Flexibilität: „Seit meinem Antritt als Präsident haben die Kolleginnen und Kollegen hervorragende Arbeit geleistet. Mir ist bewusst, dass die Veränderungsprozesse im Amt und nun seit einem Jahr die Pandemie große Belastungen mitbringen. Mein Dank daher an alle Kolleginnen und Kollegen für die geleistete Arbeit.“