VdK-Präsidentin: "Für Geringverdiener wird Gesundheit immer mehr zum Luxus"
Der Sozialverband VdK kritisiert, dass immer mehr Gesundheitsleistungen in Deutschland vom Geldbeutel abhängen und fordert deshalb eine einheitliche solidarische Krankenversicherung.
"Es kann nicht sein, dass sich Gut- und Spitzenverdiener dem Solidarsystem entziehen und damit die Grundstruktur von stationärer und ambulanter Behandlung allein von den gesetzlich Versicherten finanziert wird", kritisierte VdK-Präsidentin Verena Bentele am Freitag beim Abschlussgipfel der "Neustart!-Initiative für das Gesundheitswesen" der Robert-Bosch-Stiftung in Berlin. "90 Prozent der Menschen in Deutschland sind gesetzlich versichert, werden aber gegenüber Privatversicherten bei Terminvergaben und dem Zugang zu manchen Gesundheitsleistungen benachteiligt", so Bentele weiter.
Eigene Zahlungen für immer mehr Arzneimittel sowie für Hilfsmittel wie Brillen oder für Zahnersatz belasteten Geringverdiener überproportional stark. "Für sie wird Gesundheit damit zum Luxus. Eine ausreichende medizinische Versorgung ist aber lebensnotwendig für alle in unserer Gesellschaft und muss von den Krankenkassen bezahlt werden, wenn sie medizinisch notwendig ist", forderte die VdK-Präsidentin. Sie rief daher zu einem Umdenken auf: "Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen und nicht länger an Gewinnen und ökonomischer Effizienz ausgerichtet ist."
Bentele verwies auf Fehlentwicklungen etwa bei Krankenhäusern, die unter hohem finanziellen Druck stünden, Betten zu belegen und teure Eingriffe vorzunehmen, die nicht immer medizinisch sinnvoll seien. "Gesundheitsversorger sollten sich nicht länger lukrative Leistungen herauspicken dürfen, während gleichzeitig die ärztliche Versorgung in manchen Gegenden auf dem Land und in strukturschwachen Stadtteilen immer lückenhafter wird", sagte Bentele.
Vor drei Jahren hat die Robert Bosch Stiftung die Initiative "Neustart! Reformwerkstatt für unser Gesundheitswesen" gestartet. Am Freitag fand hierzu der Abschlussgipfel mit Teilnehmern aus Politik und Zivilgesellschaft statt.