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26.06.2021 | Arbeitsschutz, Personalwesen, Weiterbildung

Auch Arbeitsschutz klappt digital

Entsorgungsunternehmen EWL setzt jährlich über 3.000 Schulungseinheiten für Sicherheit um – hoher Grad der Verantwortung - ein Erfahrungsbericht

Falk Pfersdorf kümmert sich als Vorstandsmitglied des EWL auch um den Arbeitsschutz im Unternehmen. Bereits 2016 hat er begonnen engmaschige Schulungen für die Sicherheit der Belegschaft auf digitalem Wege umzusetzen.

Ob Verwaltung oder Bauhof-Team: Beim EWL bilden sich alle Beschäftigten zu Themen der Sicherheit ganz modern am Bildschirm weiter.

Der EWL schreibt Arbeitsschutz ganz groß. Denn Tätigkeiten im öffentlichen Raum wie die Abfallsammlung bergen besondere Herausforderungen in Sachen Sicherheit. (Fotos: EWL)

Nahezu 30 Sicherheitsschulungen macht jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau (EWL) im Durchschnitt pro Jahr. „Wir tragen eine große Verantwortung für die Menschen, die bei uns arbeiten. Da stehen Sicherheit und Eigensicherung ganz oben auf unserer Prioritätenliste. Digitale Systeme helfen uns, diese Verantwortung zu leben“, erklärt Falk Pfersdorf, Vorstandsmitglied des EWL.

Rund 105 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das kommunale Unternehmen. Die Bandbreite reicht von Bürokräften über Ingenieurberufe und Experten für das öffentliche Grün bis hin zu den Männern und Frauen, die bei der Abfallsammlung täglich auf der Straße präsent sind. Da die Anforderungen an den Arbeitsschutz stetig steigen, hat sich Falk Pfersdorf bereits vor gut vier Jahren Gedanken darüber gemacht, wie man alle erforderlichen Schulungseinheiten so durchführen kann, dass sie für den Betrieb in der Praxis auch leistbar bleiben. Mit einem externen Systemanbieter hat er eine digitale Lösung gefunden, die zum Anspruch des EWL passt: maßgeschneidert für völlig unterschiedliche Berufsgruppen, ins Tagesgeschäft gut integrierbar, mit nachweisbarem Lerneffekt und einer automatischen Dokumentation der geschulten Themen.

Lust auf Lernen geweckt

Über 250 vorgefertigte elektronische Unterweisungen zu den verschiedensten Sicherheitsthemen stehen auf diese Weise für die Mitarbeitenden des Unternehmens online bereit. Die Bandbreite reicht von „psychische Belastungen am Arbeitsplatz“ über „sicher Heben und Tragen“, „Arbeiten mit Leitern“ bis hin zu „Grundlagen des Datenschutzes“. Diese Lerneinheiten werden von dem externen Dienstleister an die sich ständig ändernden gesetzlichen Anforderungen regelmäßig angepasst. Mehr als 3.000 Lehreinheiten hat die Belegschaft des EWL alleine 2020 auf diese Weise absolviert.

Gestartet war die Einführung bereits 2016: Dazu hat der EWL für jeden Arbeitsbereich, teilweise speziell für einzelne Personen, gemeinsam mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Betriebsmedizin die Schulungsthemen definiert und allen Mitarbeitenden einen Zugang zu einem PC geschaffen. „Im Bauhof wurde eine Ecke des Pausenraums zum Schulungszentrum – mit Laptops, die ausschließlich dem Zweck des Arbeitsschutzes dienen“, berichtet Falk Pfersdorf. Auf diesen Geräten startet das Schulungssystem automatisch. Einen wichtigen Beitrag zur schnellen Akzeptanz leistete ein internes Unterstützerteam. Denn nicht alle der gut 50 Kräfte, die der EWL alleine im Bauhof beschäftigt, sind geübt mit Maus und Bildschirmhinweisen. Durch den kollegialen Schulterschluss gewannen alle innerhalb weniger Monate Freude am Lernen.

Bei schlechtem Wetter optimal

Gerade im Bauhof bietet die digitale Arbeitsschutzunterweisung zudem enorme Vorteile: Denn die Lerneinheiten ermöglichen es, Leerlaufzeiten aufgrund der Witterung bestens zu überbrücken. Wäre noch die Frage zu klären: Wie viel bleibt von einer Bildschirmschulung eigentlich hängen? „Extrem viel“, resumiert der EWL-Vorstand. Das liege zum einen an dem Aufbau der Schulungsmodule, die auf bildliche Inhalte und Kontrollfragen setzen und den Sprung zur nächsten Lerneinheit erst ermöglichen, wenn die vorherige Lektion erfolgreich abgeschlossen ist. Erinnerungsmails helfen zudem einen angemessenen Turnus beim Lernen einzuhalten. Allerdings, so räumt Falk Pfersdorf ein, war diesbezüglich Kreativität gefragt. Denn die Systemmails an Nicht-PC-Nutzer mussten ausgedruckt ins haptische Postfach gelegt werden. Doch auch hier setzte der EWL ein Stück weit auf den kollegialen Zusammenhalt: Für jede Abteilung, die 99 Prozent der Schulungseinheiten am Ende des Jahres erfolgreich absolviert hat, wurde ein Obstkorb ausgelobt. „Und den haben sich alle erarbeitet“, freut sich Falk Pfersdorf.

Rechtlich saubere und günstige Lösung

Verankert ist die Verantwortung des Arbeitgebers für die Sicherheit seiner Beschäftigten im § 12 des Arbeitsschutzgesetzes. Dort sind die Sicherheitsunterweisungen explizit geregelt. Über die Rechtsfolgen unterbliebener Unterweisungen sollten sich jede Unternehmensleitung und auch andere Führungskräfte bewusst sein. „Vor allem aber möchten wir den Menschen, die bei uns arbeiten, in die Augen schauen können. Denn Arbeitsschutz bedeutet, dass es um Leib und Leben geht“, unterstreicht Falk Pfersdorf. Dass das digitale Schulungssystem zudem Wissen in kleinen Häppchen und gleichzeitig wirksamer vermitteln kann, ist ein wichtiger Teil des Erfolgs. Und einen angenehmen Nebeneffekt hat das digitale System obendrein: Mit den Bildschirmunterweisungen fährt der EWL deutlich günstiger als mit externen physischen Einheiten oder Referenten, die vor Ort kommen.

Dennoch geht nicht alles virtuell umzusetzen: So verpflichtet der Gesetzgeber beispielsweise Unterweisungen zum Gefahrstoffrecht oder der Biostoffverordnung physisch durchzuführen. „Und die Übungen zum Retten bleiben auch künftig praktisch. Denn beim Anseilen und Bergen von Verletzten aus einem Kanalschacht sind alle Sinne und Körperkräfte gefragt, da ist digital nicht drin“, fügt Falk Pfersdorf abschließend an.