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02.08.2021 | Energie, Wasser und Abwasser

Stadtwerke Weinheim: Garant für hohe Versorgungssicherheit im Pandemiejahr

„Investitionen sichern unsere hohe Versorgungsqualität“, sagt Peter Krämer, Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim am Freitag (30. Juli) bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2020. Insgesamt 5,6 Millionen Euro hat das regionale Energieunternehmen allein im vergangenen Geschäftsjahr in die Zukunftsfähigkeit der Energie- und Wasserversorgung in seinem Versorgungsgebiet gesteckt.

V.l.n.r. Andreas Ernst, Peter Krämer und Helmut Röder (Foto: Stadtwerke Weinheim)

Wie wichtig eine moderne, leistungsstarke Infrastruktur und Krisenvorsorge sei, hätte sich im Corona-Jahr deutlich gezeigt, betont er und fügt an: „Die Versorgung war während der Lockdowns durchgehend gesichert. Wir waren sogar auf eine eventuell erforderliche Quarantäne im Wasserwerk und der Netzleitstelle gut vorbereitet, um auch im Notfall gewährleisten zu können, dass den Menschen die elementaren Güter zur Verfügung stehen.“

Doch so herausfordernd die Einschränkungen unter Pandemiebedingungen auch gewesen seien, die wahre große Herausforderung sei nach wie vor der Klimaschutz. „Wir müssen hier und weltweit schneller vorankommen mit der CO2-Reduktion, wenn wir den Klimawandel abbremsen wollen“, führt er aus. Die aktuellen Unwetterkatastrophen in Deutschland sprächen eine klare Sprache. In diesem Zusammenhang fordert er auch eine Kurskorrektur der Politik: „Energieunternehmen wie wir setzen vor Ort die Energiewende um und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Mit einer angemessenen Finanzierung unseres Netzausbaus, einer ganzheitlichen und auf Wirksamkeit ausgerichteten Förderpolitik sowie weniger Bürokratie könnten wir noch deutlich mehr leisten“, informiert der Geschäftsführer. Dass die Stadtwerke das Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 3,8 Millionen Euro – und damit deutlich über dem des Vorjahres – abgeschlossen haben, liegt im Wesentlichen an einem Sondereffekt: Das Unternehmen konnte Rückstellungen von 1,4 Millionen Euro auflösen, da es Rückforderungsansprüche der Bundesnetzagentur im Stromnetzbereich entkräften konnte. Vom Gewinn geht 1 Million Euro in die Rücklagen; 2,8 Millionen Euro werden anteilsmäßig an die Gesellschafter – Stadt Weinheim, EnBW Kommunale Beteiligungen GmbH und Gemeinde Gorxheimertal – ausgeschüttet.  

Kontraproduktive Mechanismen bei Regulation der Netze

„Die Herausforderungen werden mit fortschreitender Energiewende technisch größer, die Vorgaben des Gesetzgebers parallel umfangreicher und in Teilen nicht förderlich für die langfristige Versorgungssicherheit“, informiert er. Zum Beispiel macht ihm die Senkung der Verzinsung bei der Regulation der Netzentgelte Sorgen. Denn auf der anderen Seite steigen die Preise für Dienstleistungen, Einkauf und Personal stark an. „Das führt zu einer Deckungslücke insbesondere im Stromnetz. Und genau dies muss dringend massiv ausgebaut werden, um die Klimaziele erreichen zu können; man bedenke nur die zunehmende Elektrifizierung der Mobilität“ und die Umstellung auf mehr strombasierte Heizungen, führt Peter Krämer aus, „die Zukunft wird elektrischer.“  

Zukunftssicherung für Trinkwasser

„Trinkwasser ist unser wertvollstes Gut. Es ist lebensnotwendig“, sagt Peter Krämer. Um eine sichere Versorgung auch bei Störungen der Hauptwasserleitung vom Wasserwerk von Hemsbach nach Weinheim zu gewährleisten, bauen die Stadtwerke Weinheim eine zweite Verbindungsleitung. Im Berichtsjahr wurden weitere 2 Kilometer der insgesamt 7 Kilometer langen Trinkwasserhauptleitung gebaut; das Projekt wird im September 2021 nach Verlegung der Leitung unter der Weschnitz abgeschlossen sein.   

Spuren der Pandemie beim Absatz

Die Auswirkungen der Lockdowns auf Geschäftskunden etlicher Branchen und die warme Witterung spiegeln sich auch in den Absatzzahlen der Stadtwerke Weinheim wider: So ist die Absatzmenge von Strom um 2,8 Prozent auf 115.015 Megawattstunden und die von Gas um 7,6 Prozent auf 250.577 Megawattstunden gesunken. Der Wärmeabsatz ging um 10,6 Prozent auf 15.170 Megawattstunden zurück.  

Positive Entwicklungen bei Vertriebstochter Urbania und Beteiligungen

Positiv gemacht hat sich die Vertriebstochter Urbania, die unter der Marke „meine StadtEnergie“ Strom und Gas vertreibt. Das Unternehmen, an dem auch die Stadtwerke Schwetzingen zur Hälfte beteiligt sind, verzeichnet ein Kundenplus von 9,5 Prozent. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent gestiegen und belief sich zum Ende des Geschäftsjahres auf 9,7 Millionen Euro. Die Gesellschaft erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2020 nach einem Verlust im Vorjahr wieder einen kleinen Gewinn. Die Beteiligung an der KomKo Wind GmbH entwickelte sich planmäßig. Der Solarpark Königsbronn hatte nach 2020 ein weiteres außergewöhnlich gutes Geschäftsjahr. Die Stromerträge lagen infolge vieler Sonnenstunden auf dem Niveau des Vorjahres und mit 10.573 Megawattstunden knapp 9,5 Prozent über Plan.  

HaWei verschönert

Die Stadtwerke Weinheim haben die Schließungen in der Pandemiezeit genutzt, um Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten im HaWei durchzuführen. „Denn uns war es wichtig, unsere Kolleginnen und Kollegen vom Bad weiter zu beschäftigen und sie nicht in Kurzarbeit schicken zu müssen“, betont Peter Krämer. Ein Anliegen war ihm auch, nach der langen Schließzeit das Bad über die Sommermonate durchgehend offen lassen zu können. Also hat er die jährliche Revision vorgezogen und das Budget für die Verschönerungsaktion aufgestockt. Die Besucherzahl im Pandemiejahr lag bei rund 39.000 Gästen, im Vorjahr bei rund 103.000.    

Gute Vorsorge  

Peter Krämer dankt seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für deren Engagement und Leistung unter den erschwerten Bedingungen des Corona-Jahres. Die Sicherung der Versorgung stand bei dem systemrelevanten Unternehmen im Fokus. Zentrale Elemente waren dabei neben dem strengen Hygienekonzept der Aufbau von datensicheren mobilen Arbeitsplätzen vor allem für die kaufmännische Belegschaft und die Aufteilung der technischen Belegschaft in räumlich strikt getrennte Teams. „Hierfür war das im Sommer 2020 eingeweihte neue Betriebsgebäude in der Hertzstraße Gold wert“, sagt Peter Krämer und fügt an: „Das gab uns die Möglichkeit für eine strenge räumliche Trennung, ein wichtiger Punkt für die Krisenprävention.“  

Mitentscheidend für eine langfristig hohe Versorgungsqualität ist auch genügend gut ausgebildetes Fachpersonal. Die Stadtwerke Weinheim haben im Jahr 2020 104.000 Euro allein in die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter*innen gesteckt: 9 junge Menschen waren in Ausbildung. „Die Aufgaben werden immer komplexer und anspruchsvoller in der Energiebranche“, führt er dazu aus, „auf der anderen Seite bieten wir spannende, sichere Arbeitsplätze mit attraktiven Konditionen und interessanten Perspektiven“, wirbt er. Derzeit arbeiten rund 140 Leute bei den Stadtwerken Weinheim.