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05.08.2021 | Energie, Gebäudemanagement, Stadtplanung

Neues Unternehmen Leicon liefert kalte Nahwärme an Kommunen und Projektentwickler

Warme Räume zum Leben und Arbeiten sind im Winter für viele eine Selbstverständlichkeit. Fossile Heiztechnologien stoßen jedoch viel Kohlendioxid aus und belasten das Klima in Städten und Gemeinden. Kommunale und privatwirtschaftliche Quartiere mit einer klimafreundlicheren Wärmeversorgung CO2-neutral zu machen, ist deshalb das Ziel der neu gegründeten Leicon GmbH aus Neustadt am Rübenberge.

Die beiden Geschäftsführer der Leicon GmbH Alfred Schaper (links) und Daniel Wolter (rechts) Foto: Leicon GmbH

Das Gemeinschaftsunternehmen des Netzbetreibers LeineNetz GmbH und der Avacon Natur GmbH setzt dabei auf kalte Nahwärme: Die Technologie wandelt erneuerbare Wärme aus dem Boden zentral, effizient und klimafreundlich in Heizenergie um. Die Unternehmensgründung erfolgte am 2. August 2021.

„Wir machen diese Zukunftstechnologie für alle Kommunen und Projektentwickler zugänglich“, erläutert Daniel Wolter aus der Geschäftsführung der LeineNetz und der Leicon. „Kalte Nahwärme hilft dabei, Klimaziele zu erreichen und die Lebensqualität in Kommunen zu erhöhen. Und das ohne Kompromisse bei Komfort oder Kosten.“ Wie Vertreter der Wirtschaft und der öffentlichen Hand die Technologie erfolgreich nutzen können, dazu beraten die Fachleute des neuen Unternehmens. Auch Alfred Schaper, ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung bei der Leicon und Geschäftsführer der Avacon Natur, sieht die Technologie als große Chance: „Die Avacon Natur befasst sich schon lange mit nachhaltigen Technologien und Quartierskonzepten. Über die Leicon legen wir dabei den Fokus auf die kalte Nahwärme, weil wir glauben, dass diese Technologie ein enormes Potenzial besitzt.“

Vorteile der kalten Nahwärme

Die Funktionsweise der kalten Nahwärme ist einfach: Ein System aus Rohrleitungen wenige Meter unter der Erdoberfläche und einzelnen Wärmepumpen in Häusern produziert Wärme – sofern mit Ökostrom versorgt – völlig klimaneutral. Im Sommer lassen sich Wohnungen und Häuser mit der Technik auch unkompliziert kühlen. Die Wärme aus den Räumen wird dabei zurück in den Boden geleitet. Im Vergleich zur klassischen Wärmepumpe mit einem außen angebrachten Aggregat verursacht die Technologie weder Lärm noch beeinträchtigt sie die Optik. Außerdem lassen sich kleine Grundstücke mit Erdwärme versorgen, auf denen nicht genügend Platz für individuelle Bodenkollektoren ist.

Bei Planung und Installation ist jedoch Know-how erforderlich: „Wichtig für die Nutzung kalter Nahwärme sind eine gute Planung sowie Erfahrung im Bau solcher Systeme“, erläutert Prokurist Sven Müller von der LeineNetz. Genau an dieser Stelle biete die Leicon ihre Expertise insbesondere für Kommunen und Projektentwickler an. „Viele Städte haben sich Klimaziele gesetzt, die nur zu erreichen sind, wenn die Wärmeversorgung auf erneuerbaren Energien basiert und effizient läuft. Hier bieten wir mit kalter Nahwärme eine langfristig zukunftssichere Lösung ohne Einbußen beim Komfort an“, ergänzt André Rohde von der Avacon Natur, ebenfalls Prokurist. Hinzu komme ein niedriger Primärenergiefaktor: In dem neuen Nahwärmenetz im deutschen Neustadt am Rübenberge liegt der Wert zum Beispiel unter 0,5. Mit solch niedrigen Primärenergiefaktoren sei auch die staatliche Förderung für den KfW-55-Standard ohne weitere Maßnahmen erreichbar, so Rohde weiter.

Know-how für Kommunen und Projektentwickler


In die Leicon fließt durch die beiden Gesellschafter wertvolles Know-how ein. Die LeineNetz realisierte in der Vergangenheit bereits zwei kalte Nahwärmenetze, darunter das deutschlandweit zweitgrößte in Neustadt am Rübenberge. Die Avacon Natur hat 2020 im Rahmen des Konsortiums „TransUrban.NRW“ den Förderbescheid für das bundesweit zweite Reallabor der Energiewende erhalten. Es beinhaltet vier Quartiersprojekte in Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Herne und Erkrath, die alle auf kalter Nahwärme aufbauen. Mit der jahrelangen Expertise der Avacon Natur in der Quartiersentwicklung und dem Nahwärme-Knowhow der LeineNetz ließe sich die Technologie auch in andere Versorgungskonzepte integrieren, so Sven Müller: „Je nach Gegebenheiten vor Ort können zukünftig andere Wärmequellen, beispielsweise Abwärme aus der Industrie, mit der kalten Nahwärme kombiniert werden. Für ein kaltes Nahwärmenetz ist lediglich eine geeignete unbebaute Fläche nötig, die später wieder anderweitig genutzt werden kann – zum Beispiel für die Landwirtschaft.“

„Wir beraten unverbindlich und unbürokratisch alle Kommunen und Projektentwickler, die sich für die Technologie interessieren oder sie bereits früh in die Planung eines Neubaugebiets integrieren möchten“, schließt André Rohde. Ein Erklärvideo, weitere Informationen sowie Ansprechpartner mit Kontaktdaten: siehe Link