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04.08.2021 | Gesundheitswesen und Hygiene

Glauber: High-Tech gegen Lebensmittelbetrug

Bayern treibt die Digitalisierung im Verbraucherschutz weiter voran. Eine neue Software warnt zukünftig gezielt vor möglichem Lebensmittelbetrug beim Import. Dazu betonte Bayerns Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber heute in München:

"Wir wollen den Schutz der Verbraucher mit neuen digitalen Möglichkeiten weiter verbessern. In einem global vernetzten Markt wird modernste Technik für die Lebensmittelüberwachung immer wichtiger. Mit unserer neuartigen Frühwarn-Software wollen wir schwarzen Schafen einen Schritt voraus sein. Moderne Lebensmittelüberwachung soll mögliche Betrüger entdecken, bevor sie ihr Geschäft in großem Stil aufziehen können. Die neue Software ermöglicht gezieltere Probenahmen vor Ort, wenn Risiken zu erwarten sind. Bayern ist Vorreiter bei dieser Entwicklung des vorbeugenden Verbraucherschutzes."

Mit Hilfe von ausgefeilten Analysetools ermittelt das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gezielt Lebensmittel, bei denen Hinweise auf ein erhöhtes Potential für Betrug oder mögliche Gesundheitsgefahren vorliegen. Für ihre Arbeit greifen die Spezialisten am LGL auf verschiedenste Datenquellen und Medien zurück. So wird unter anderem auf Basis der deutschen Außenhandelsstatistik der Import von Lebensmitteln aus EU- sowie Drittstaaten analysiert. Die Statistik umfasst rund 2.500 Erzeugnisse aus mehr als 220 Ländern. 

Zeigt sich bei der Analyse beispielsweise ein unvorhergesehener Anstieg der Importquote aus einem bestimmten Staat, kann dies auf minderwertige Importe hindeuten. Die Kontrollbehörden vor Ort werden entsprechend sensibilisiert und können zielgerichtet Proben nehmen. Auch witterungsbedingte Ereignisse werden bei der Datenanalyse berücksichtigt: Ein unerwarteter Kälteeinbruch vor der Ernte in einem bestimmten Staat müsste zu einem Importrückgang aus dieser Region führen. Bleibt dieser Rückgang allerdings aus, kann das ein Indiz für gezielte Täuschungen bei der Herkunftsangabe oder für die Zugabe minderwertiger Ware sein. Das LGL versucht mit Expertennetzwerken diesen Betrugspotentialen auf die Spur zu kommen. Beispielsweise konnten über diese Daten und anschließende Laboruntersuchungen großflächige Vermischungen bei teuren Haselnuss-Importen mit billigeren Erdnüssen aufgedeckt werden. 

Das LGL entwickelte die Frühwarn-Software ISAR (Import Screening for the Anticipation of Food Risks) gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Das Verbraucherschutzministerium hat das Vorhaben mit rund 500.000 Euro gefördert. Der Bund und weitere Länder testen nun in einer breit angelegten Pilotphase den Einsatzbereich und die vielseitigen Funktionalitäten von ISAR. Ziel ist es, die Software als Instrument dauerhaft in die Lebensmittelüberwachung zu übernehmen. 

Die verstärkte Digitalisierung der Veterinär- und Lebensmittelüberwachung ist ein zentraler Bestandteil des Kontrollkonzepts 2030 des Verbraucherschutzministeriums. Das Konzept greift von der Ausbildung bis hin zur Planung, Dokumentation, Auswertung und Steuerung der Kontrollen im Lebensmittel- und Veterinärbereich alle relevanten Aspekte auf.