Public Manager
09.03.2020 | Stadtplanung, Wasser und Abwasser

Von Starkregen bis Hitzestress

Wasserwirtschaft in öffentlicher Hand kann entscheidenden Beitrag zur Klimafolgenanpassung leisten. Größerer politischer Wille und Unterstützung von Bund, Ländern und Kommunen sind gefragt, um die vorhandenen Potentiale auszuschöpfen.

Anlässlich der Veröffentlichung des AöW-Positionspapiers (siehe Link) kommentiert Prof. Dr. Lothar Scheuer, Vorstand Aggerverband und Präsident der AöW: „Mit unserem Positionspapier wollen wir darauf aufmerksam machen, dass die Wasserwirtschaft in öffentlicher Hand einen entscheidenden Beitrag zur Klimafolgenanpassung leistet und noch mehr leisten kann. Dabei ist unser Leitbild die sogenannte ,Schwammstadt‘.  Größerer politischer Wille und Unterstützung von Bund, Ländern und Kommunen sind gefragt, um die vorhandenen Potentiale auszuschöpfen.“

Hans-Hermann Baas, Vizepräsident der AöW, Vorsteher der Wasserverbands Peine und Bürgermeister a.D. der Gemeinde Lengede betont: „Auch für die Klimafolgenanpassung bieten interkommunale Zusammenarbeit und öffentlich-öffentliche Partnerschaften viele Möglichkeiten für Synergien. Und das nicht nur beim Hochwasserschutz in Flusseinzugsgebieten. In Frage kommen z.B. auch gemeinsame Strategien, Klimaschutz- und Anpassungsmanager sowie Sensibilisierungsmaßnahmen für die Bürgerinnen und Bürger.“

Otto Schaaf, Vorstand Stadtentwässerungsbetriebe Köln und Mitglied des AöW-Präsidiums ergänzt: „Klimaanpassung geht nur gemeinsam. Durch intensiven ressortübergreifenden Dialog in der Stadt Köln ist es uns gelungen, dass Wasseraspekte heute frühzeitig in der Planungsphase berücksichtigt werden. Die Bürgerinnen und Bürger profitieren davon sowohl durch eine verbesserte Überflutungs- als auch Hitzevorsorge, was im Zuge des fortschreitenden Klimawandels noch an Bedeutung gewinnen wird.“

„Wegen ihrer Orientierung am Gemeinwohl und ihrer engen kommunalen Einbindung bietet die Wasserwirtschaft in 100% öffentlicher Hand die besten Voraussetzungen, um im Sinne der Bürgerinnen und Bürger mehr Verantwortung in der Klimafolgenanpassung zu übernehmen“, fasst AöW-Geschäftsführerin Kirsten Arp zusammen.

Leitbild der „wassersensible Siedlung“ oder „Schwammstadt“

Kurz zusammengefasst geht es um einen möglichst natürlichen Wasserkreislauf auch in Siedlungen, so dass das anfallende Niederschlagswasser nicht möglichst schnell abgeleitet, sondern versickert, verdunstet oder zwischengespeichert und später wieder abgegeben wird. Dies dient gleichzeitig als Schutz vor Sturzfluten als auch gegen Hitzebelastungen, wenn die Verdunstungskühlung von Wasserflächen, Bäumen oder Grünanlagen genutzt wird. Entscheidend ist, durch die notwendige Bewässerung keinen zusätzlichen Wasserstress zu verursachen, sondern die Bewässerung, z.B. mit Regenwasserzisternen, von Beginn an mitzudenken. Mit dem entsprechenden politischen Willen ist dies in Neubaugebieten relativ leicht umzusetzen. Aber auch während der Umgestaltung oder Nachverdichtung bereits besiedelter Räume gibt es Möglichkeiten, um dem Leitbild der wassersensiblen Siedlung näher zu kommen. Diese reichen von der Dach- und Fassadenbegrünung über die (Teil-)Entsiegelung von Flächen sowie den Bau von Rigolen bis zur Nutzung multifunktionaler Flächen als Retentionsräume bei Starkregen.

Die Jahrestagung der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V. (AöW) musste leider kurzfristig aufgrund der dynamischen Entwicklung der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus verschoben werden.