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16.07.2020 | Gebäude und Grundstücke, Reinigung

(Nicht) alles im grünen Bereich

Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) ist eines der jüngeren Architektur-Highlights von Elbflorenz. Aber auch an diesem im Jahr 2002 eröffneten Gebäudekomplex ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen: Moose und Algen haben sich auf den Betonflächen ausgebreitet.

Eine knapp 20-jähriger Bewuchs aus Algen, Moosen und Flechten überzog die Betonflächen der SLUB. Ein gereinigtes Element (Mitte) zeigt den Vergleich vorher-nachher. (©Thoralf Hase Gebäudereinigung)

In diesem Frühsommer wurde der Grünbelag nun fachgerecht von den Kooperationspartnern Graffitti-ex und Thoralf Hase Fassadenreinigung (beide Dresden) entfernt.

Jahrzehntelang waren Dresdens Staats- und die Universitätsbibliothek auf verschiedene Stellen der Stadt verteilt. Um die traditionsreichen Sammlungen zusammenzuführen, wurde auf dem Campus der TU Dresden ein Neubau errichtet. Er wurde von dem Wiener Architekturbüro Ortner & Ortner (heute O&O Baukunst) entworfen und im Jahr 2002 seiner Bestimmung übergeben. Der Komplex der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) besteht aus zwei Natursteinquadern, die in die parkähnliche Anlage des ehemaligen Sportplatzes der Universität eingefügt wurden und unterirdische Erschließungs- und Lesesaalbereiche miteinander verbunden sind. Durch die Verlegung wesentlicher Funktionen in zwei unter der Erde gelegenen Stockwerke konnten die Grünflächen bestehen bleiben. Sie wurden durch seitliche Betoneinfassungen an die beiden sichtbaren Kuben angegliedert und mit Lichtschächten und einem Glasdach versehen, durch die Tageslicht in die darunterliegenden Säle dringt. Das Außengelände wurde außerdem neu angelegt und bepflanzt.

Nässe bietet ideale Wachstumsbedingungen

Seit der Eröffnung des Baus sind inzwischen fast zwanzig Jahre vergangen, in denen sich Moose, Flechten und Algen an sämtlichen Betonflächen der SLUB breit gemacht haben. In diesem Jahr hatte sich die Verwaltung der Sächsischen Landesbibliothek daher entschlossen, den Bewuchs entfernen zu lassen. Der Auftrag zur Reinigung von einem über 1.000 m² großen Bereich erging an die Experten des Dresdner Unternehmens Graffitti-ex, die von ihrem Kooperationspartner Thoralf Hase Fassadenreinigung (Dresden) unterstützt wurden. „Der Grünbelag und die dunklen, teilweise streifigen Verfärbungen sind nicht nur unschön anzusehen, sondern können auch die Bausubstanz schädigen“, erläutert Torsten Höhne, Geschäftsführer von Graffitti-ex. „Der ungewünschte Bewuchs bildet sich besonders an baumumstandenen Flächen, die regelmäßiger Nässe ausgesetzt sind und Feuchtigkeit aufnehmen. Dazu zählen beispielsweise die betonierten Lichtschächte und Versorgungszugänge der SLUB. Sie sind jedem Wetter ausgesetzt und bieten Moosen, Algen, Pilze und Flechten optimale Wachstumsbedingungen. Einmal angesetzter Grünbelag wächst weiter, denn er verhindert ein Abtrocknen des Baumaterials. Dadurch können sich Nässeflecken oder sogar Schimmel bilden, dem sich nur mit deutlich höherem Aufwand und Verwendung einer chemischen Keule beikommen lässt. Zudem können sie Fassadenfarben zerstören und dadurch das Eindringen von Feuchtigkeit in Putz und Mauerwerk begünstigen. Die biologischen Organismen sollten daher frühzeitig und möglichst vollständig entfernt werden, um weitreichende Folgen an einem Gebäude zu vermeiden.“

Thermisches und chemisches Vorgehen gegen Algen und Co.

Bei der Entfernung des ungewünschten Bewuchses an den Betonflächen der SLUB gingen die Fachleute von Graffitti-ex und Thoralf Hase Fassadenreinigung in mehreren Schritten vor. Vor die zu behandelnden Abschnitte wurden zuerst Auffangwannen aus Holz und einer flüssigkeitsdichten, chemikalienresistenten Folie gebaut. In diesen, für jedes Objekt individuell angepassten Becken werden die entstehenden Abwässer gesammelt; sie werden anschließend mit einem Spezialfahrzeug abgepumpt und nachweislich fachgerecht entsorgt. Danach begannen die eigentlichen Arbeiten. Zuerst wurden die betroffenen Flächen stückweise mit einem Druckstrahler und Heißwasser vorgereinigt. „Das warme Wasser trägt angelagerten Schmutz ab und zerstört die Zellstruktur vieler Pflanzen. Allerdings sterben nicht alle Organismen durch den thermischen Prozess ab. Verbliebener Bewuchs musste daher noch mit einem Moos- und Algenentferner nachbehandelt werden. Die nachzubearbeitenden Flächen wurden direkt nach der Heißwasser-Reinigung durch Kontrollen ermittelt. Wo es notwendig war, wurde die milde Chemikalie auf den Beton aufgesprüht. Dabei kamen wir mit vergleichsweise geringen Mengen aus, denn der Baustoff hatte bereits Feuchtigkeit aufgenommen. Dadurch wird ein zu tiefes Eindringen vermieden und die Einwirkzeit verkürzt“, erläutert Torsten Höhne. „So konnten wir schon kurz darauf mit dem Abspülen des Mittels und der abgelösten Pflanzenreste beginnen.“ Insgesamt waren drei Mitarbeiter der Experten eine Woche lang mit der Reinigung der 1000 m² umfassenden Außenflächen der SLUB beschäftigt. Dann war der organische Bewuchs endgültig verschwunden. Bis zur nächsten Reinigung könnten weniger als zwei Jahrzehnte vergehen: Die milden, feuchten Winter der vergangenen Jahre begünstigen das Wachstum in der Botanik.