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27.01.2020 | Gebäude und Grundstücke, Stadtplanung

Neue Radfahrerbrücke aus Aluminium ist auch für Dienstfahrzeuge bis 3,5 t befahrbar

In Spremberg musste die alte, bereits 1972 erbaute Kanubrücke an der Wendenstraße dringend erneuert werden. Aufgrund von Sicherheitsmängeln, die unter anderem auf Hochwasserschäden, unzureichende Konstruktionsabmessungen einzelner Bauteile sowie die brüchige Betondeckung zurückzuführen waren, war ihre Tragfähigkeit nicht mehr gegeben.

Ein neuer Aluminiumbau ersetzt in Spremberg die alte, bereits 1972 erbaute Kanubrücke an der Wendenstraße. (Quelle: PML GmbH)

2015 entschieden die Stadtverordneten daher, die bestehende Brücke durch einen Neubau zu ersetzen. Der neue, eloxierte Brückenüberbau der Firma PML GmbH, die das öffentliche Vergabeverfahren für sich entscheiden konnte, erfüllt nun – nach der Eröffnung Ende 2018 – alle Vorgaben des Hochwasserschutzes, da durch die besondere, stützenlose Konstruktion auch ein optimaler Hochwasserabfluss gewährleistet ist. Das neue Bauwerk mit einem Gewicht von 28 t verbindet nach etwa einjähriger Bauzeit das Wohngebiet Slamen wieder mit der Stadtmitte. Die wartungsarme Aluminiumbrücke ist unter anderem Teil des Spreeradwegs und der Niederlausitzer Bergbautour und kann von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. Zudem ist sie für Dienstfahrzeuge bis 3,5 Tonnen befahrbar.

Für eine neue Brücke, die allen Anforderungen vor Ort in Spremberg gewachsen ist, hatte das Konstruktions-Ingenieurbüro KonZeKo – GbR, das für die Durchführung des Projektes verantwortlich zeichnete, spezielle Vorgaben an PML: Neben der stützenfreien Spannweite von 48 m und dem zulässigen Fahrzeuggewicht von 3,5 t musste wegen der Hochwassergefahr ein Freibord von mindestens 1,00 m von UK Überbau bis zu einem Hochwasserstand der Kategorie HQ100 eingehalten werden. Auf Grundlage einer Variantenuntersuchung erteilten die Stadtverordneten 2016 dem Ingenieurbüro KonZeKo GbR den Auftrag zur Entwurfsplanung für den Ersatzneubau der Brücke Wendenstraße, mit einer Aluminium-Fachwerkkonstruktion als Überbau. Ein dauerhafter und wartungsarmer Überbau wurde ebenso verlangt wie eine Bohrpfahlgründung, Spundwandkästen und eine geschlossene Wasserhaltung.

„Wir setzten hier auf eine Konstruktion, die das Konzept einer leichten Stabbogenbrücke mit der Montagefreundlichkeit einer aus Modulen aufgebauten Fachwerktrogbrücke vereint“, erklärt Jörg Petrowski, Vertriebsleiter Brückenbau bei der PML GmbH. Aufgrund seines im Verhältnis zur Größe niedrigen Eigengewichts kann das Stabbogensystem mit polygonalem Obergurt auch an Stellen mit schwierigen Untergrundverhältnissen realisiert werden. Die Brücke sitzt auf Lagerplatten, die mit den Fundamenten vergossen sind. Verankert wurde sie über Elastomer-Brückenlager.

Trotz einer Länge von 48 m und einer lichten Durchgangsbreite von 3 m ist das neue Bauwerk dennoch eine elegante und schlanke Erscheinung. Die Brückenteile sind komplett verschraubt. Lediglich an den Gehplattformen sind Schweißnähte zu erkennen. Zusätzlich erhielt das Geländer eine LED-Beleuchtung in den Handläufen. Als Hersteller und Monteur der Radfahrer- und Fußgängerbrücke in Spremberg setzte PML auf farbloses beziehungsweise silberfarben eloxiertes Aluminium, das als besonders wartungsarm gilt. Die Lagerplatten aus Stahl sind nach ZTV-ING grundbeschichtet.

Gewissenhafte Vorarbeiten ermöglichen schnellen Zusammenbau der Brücke direkt vor Ort

Als der offizielle Baubeginn am 04.10.2017 schließlich erfolgen konnte, wurden zunächst Baumfällungen und eine Baufeldberäumung am Westufer vorgenommen, um dort eine Montage- und Kranstandfläche zu schaffen. Zudem wurde das alte Bauwerk abgerissen, um weiteren Platz zu gewinnen. Die Baufeldbreite am Ostufer blieb jedoch für Bohr- und Rammarbeiten auf 20 m begrenzt. Schritt für Schritt erfolgten unter der Aufsicht von KonZeKo die Herstellung der Bohrpfähle, der Verbau der Spundwand, die Wasserhaltung, der Aushub der Baugrube, die Widerlager- und Flügelbetonage sowie die Teilhinterfüllung derselben. Anschließend konnte der Verbau rückgebaut werden, sodass die Montage- und Kranstandfläche frei war. Um auch während der Bauphase im Falle eines Hochwassers gewappnet zu sein, legten die Planer einen Hochwassermaßnahmenplan für die kurzfristige Baustellenberäumung fest. Auch wurde der Baugrubenverbau über HQ10 realisiert.

Mithilfe eines 500-t-Krans wurde der Überbau schließlich antransportiert und zusammengesetzt. PML entschied sich dafür, die Brücke in zwei Teilen anzuliefern. Für die Brückenteile mit je einer Länge von 24 m, einer Höhe von 3,30 m, einer Überbreite von 3,75 m und einem Transportgewicht von insgesamt 24 t war ein Sondertransport von Singen am Bodensee nach Spremberg notwendig, der nachts über das öffentliche Straßennetz erfolgte. Für örtlich temporäre Fahrbahnverbreiterungen im Kurvenbereich wurde bereits vorab gesorgt. Die beiden Segmente wurden nach Ankunft vor Ort zusammengefügt „Erst dann schwenkte der Kran den Überbau komplett ein“, berichtet Petrowski. „Die Vorarbeiten ermöglichten uns erst die notwendige Fläche, um die Brückenteile dort zusammenzuschrauben, den Verbau rückzubauen und schließlich den Überbau zu komplettieren. Durch den hohen Vorfertigungsgrad bei einer Brücke mit Stabbogensystem sind die Montagezeiten wesentlich kürzer und die Baukosten geringer als bei anderen Konstruktionen“, so der Vertriebsleiter weiter. Nachdem die neue Brücke gesetzt worden war, erfolgten die Herstellung des Damms für Anrampungen, die Asphaltierung des Geh- und Radwegs sowie die Oberbodenandeckung mit Böschungen und Baufeldflächen. Am 04.12.2018 wurde die neue Aluminiumbrücke in Spremberg schließlich feierlich eröffnet. Die Investition der Stadt belief sich auf rund eine Million Euro.