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18.08.2020 | Digitalisierung, E-Government, Moderner Staat

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Mobilitätsportal bündelt alle Angebote für den Bürger

Bei digitaler Transformation denken die meisten an Wirtschaftsunternehmen. Dabei ist Effizienz und Transparenz für Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen mindestens genauso wichtig.

Es gibt zwar die Regierungsanweisung aus Berlin, dass bis 2022 alle Verwaltungen ihre Dienstleistungen online zur Verfügung stellen sollen, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, vor allem, weil alle Städte selbst bestimmen, wie sie vorgehen wollen. Das niedersächsische Osnabrück hat dabei seine eigene Strategie gefunden und beginnt den Prozess mit der Digitalisierung des Zugangs zu Mobilitätsangeboten.

Die Digitalisierung auf Verwaltungsebene soll Prozesse automatisieren und die interne Kommunikation optimieren. Wichtiger Nebeneffekt: Auch die Interaktion mit den Bürgern verbessert sich deutlich. Diese werden heute zu Kunden der Verwaltung, die sich nicht mehr nach strengen Öffnungszeiten richten möchten und Behördengänge lieber elektronisch erledigen. Von kommerziellen Anbietern sind sie schnelle Bearbeitungszeiten in Chat-Geschwindigkeit gewohnt und erwarten denselben Service auch von den Behörden. Auch wenn bürokratische Abläufe und inkompatible Technik diese Entwicklung heute noch bremsen, so liegt die Zukunft im E-Government und Smart Cities. Die Vernetzung von Informationen gelingt durch neue Technologien und innovative Tools. Nur so können letztlich Verwaltungsprozesse verschlankt und die interne Effizienz gesteigert werden. Die gesamte Struktur auf einmal zu digitalisieren ist bei der Fülle an Anwendungen aber nicht ratsam. Besser ist es, in agilen Projekten nach und nach alle Bereiche abzuarbeiten, um so auf Veränderungen während des Fortschreitens optimal agieren zu können.

Mit Digitalisierungsprojekt vom Mobilitätsdienstleister zum Mobilitätsprovider

Für diese Vorgehensweise hat sich auch die Stadt Osnabrück entschieden. Mit ihren mehr als 160.000 Einwohnern zählt sie zu den vier größten Städten Niedersachsens. In der so genannten Friedensstadt wurde 1648 der Westfälische Frieden geschlossen. Auch wenn die Stadt sehr traditionsbewusst ist, war klar, dass die Dienste innerhalb der Verwaltung und für den Bürger modernisiert werden müssen. Die bisherigen Systeme waren nicht zukunftsfähig. In vielen Bereichen - wie in der Mobilität - gab es kaum digitalisierte Angebote. Es war offensichtlich, dass mit dieser Situation die Vorgaben aus der Politik nicht erfüllt werden konnten. Also setzten die Stadtwerke Osnabrück eine Ausschreibung auf, um vom Mobilitätsdienstleister zum Mobilitätsprovider zu werden. Die Idee: Alle Mobilitätsangebote der Stadt auf einer Plattform zusammenfassen. So muss sich der Nutzer nur einmal registrieren und kann dann auf alle Dienste zugreifen. Denn in Osnabrück gibt es nicht nur ein gut ausgebautes Busnetz, sondern die Stadtwerke bieten auch Carsharing über statteilauto als städtische Tochter an. Außerdem sollten die stadteigenen Parkhäuser mit in die Plattform eingebunden werden.

Nach dem Ausschreibeverfahren wurde der Auftrag schließlich an highQ Computerlösungen vergeben. Der zentrale Ansatz ist eine digitale Mobilitätsplattform, auf der sämtliche öffentlichen Verkehrsangebote unter einem (Software-) Dach zusammengefasst werden. Eine zentrale Aufgabe war hierbei die heterogenen IT-Bestandssysteme per Schnittstellen so zu integrieren, dass der Datenfluss zwischen den verschiedenen Mobilitätsanbietern reibungslos klappt.

In Teilschritten gehen jeweils nach einer erfolgreichen Testphase die einzelnen Leistungsbestandteile nun schrittweise in den Realbetrieb – die Mobilitätsplattform wächst. Im ersten Schritt wird das Mobilitätsportal Webbasiert angeboten. Der Kunde erhält über das Portal nach einmaliger Registrierung den Zugang zu aller öffentlichen Mobilität. Großer Vorteil ist hier ein Single Sign on, mit dem der Kunde die eigentliche Buchung z.B. eines Carsharingfahrzeuges in den Submodulen mit den zentralen Login-Daten vornehmen kann. Die Stadtwerke rechnen am Monatsende alle in Anspruch genommenen Mobilitätsbausteine über eine Abrechnung für den Kunden ab. Digitale Self-Service-Aspekte runden das Angebot für den Kunden ab.

Mobilitätsportal ermittelt den günstigsten Tarif für jede Busfahrt

Beim Bereitstellen des Angebots haben die Stadtwerke vor allem den Kunden im Blick. Der möchte heute nicht einer unter vielen sein, sondern sucht auf ihn individuell zugeschnittene Angebote mit einer einfachen Zahlungsabwicklung. Der Fahrkartenkauf ist naturgemäß keine attraktive Customer Journey. Vielmehr ist er notwendig, um sich in der Stadt bewegen zu können. Der Tarifdschungel stellt aber Nutzer häufig vor das Dilemma, das günstigste Ticket für jede Fahrt herauszusuchen. Auch da setzt die neue Mobilitätsplattform an. Zum einen gibt es jetzt seit 2017 ein Handyticket, das zudem günstiger ist als das Papierformat. Das gilt nicht nur für Einzelfahrten, sondern auch für Tages- und Monatstickets. „Besonders innovativ ist das deutschlandweit einzigartige Check-in/Be-out-System (CiBo)“, berichtet Maik Blome, Leitung Marketing und Vertrieb Mobilitätsangebot der Stadtwerke Osnabrück AG. Eine Kombination aus den Technologien Beacon, GPS und Motion macht es möglich, dass automatisch erkannt wird, welche Strecke ein Benutzer zurücklegt. Die Umsetzung des Gesamtsystems erfolgt unter Federführung von highQ als Generalunternehmer. Das Portal ermittelt auf Wochenbasis anhand der durchgeführten Fahrten und auf Basis des vorhandenen Produktportfolios den günstigsten Preis und rechnet diesen einmal monatlich per Sepa-Lastschrift mit dem Kunden ab; ein weiterer integrierter Mobilitätsbaustein im Mobilitätsportal.

Voraussetzung ist natürlich, dass sich der Nutzer bei CiBo registriert und dem Tracking seines Smartphones zustimmt. Die Erhebung und Verarbeitung von Daten setzt voraus, dass der Kunde auf den Datenschutz vertrauen kann. Die Mobilitätsplattform erfüllt natürlich alle Anforderungen der neuen DSGVO.

Nur einmal im Portal anmelden und dann alle Angebote nutzen

Die „Single Sign-on“ Strategie über alle Vertriebskanäle hinweg macht es im Mobilitätsportal möglich, auch alle anderen Angebote zu buchen. So können Nutzer über die Funktion Carsharing Autos reservieren oder wer sein Autokennzeichen im Portal hinterlegt, hat Zufahrt zu den städtischen Parkhäusern. Die Abrechnung aller genutzten Services erfolgt dann am Monatsende aus einer Hand. Verknüpft mit den Angeboten für den Bürger sind im Portal auch die interne Abwicklung von Abos, Verwaltung der Vorgänge zu Schwarzfahrten sowie ein Mitarbeiterportal. Die Zusammenarbeit der Partner ist genauso dynamisch gewachsen wie die Plattform und für die nahe Zukunft stehen noch weitere Ausbaustufen an. Auch wenn die Systemeinführung zunächst noch ungewohnt war, waren die Mitarbeiter der Stadtwerke schnell von der Bedienerfreundlichkeit überzeugt.

Mit der highQ Mobilitätsplattform haben die Stadtwerke Osnabrück einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung getan und die Nutzer profitieren von maßgeschneiderten Produktangeboten.

Fazit

Am Beispiel der Stadtwerke Osnabrück zeigt sich, dass die Digitalisierung des Zugangs von Mobilitätsangeboten ein idealer Einstieg in die digitale Transformation ist. Dabei geht es nicht nur darum, politische Auflagen zu erfüllen, sondern auf dem Weg zur intelligenten Kommune sollten Verwaltungen selbst nach innovativen Lösungen suchen. Mit Unterstützung von highQ Computerlösungen, einem spezialisierten Dienstleister in diesem Segment konnten so Strukturen deutlich verschlankt werden und sorgen so für eine deutliche Annäherung an ihre Kunden: die Bürger.