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19.11.2019 | Stadtplanung, Transport

Studie zu Mikro-Depots in Städten

Dauerstaus, Parkplatzmangel, Belastungen für Mensch und Umwelt – die innerstädtische Infrastruktur ist vielerorts überlastet. Getrieben vom stetig wachsenden Online-Handel trägt der Lieferverkehr seinen Teil zu diesem Kollaps bei.

Cover Handbuch Mikro-Depots (Bild: Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML)

Eine Möglichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken, sind sogenannte Mikro-Depots. In einer Machbarkeitsstudie haben das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und die agiplan GmbH untersucht, wie diese in Zukunft umgesetzt werden können.

Mikro-Depots sollen allen KEP-Dienstleistern (Kurier-, Express- und Paketdienste) als gemeinsame Logistikbasis dienen. Von dort aus können sie die letzte Meile zum Kunden mit kleinen Lieferfahrzeugen wie Lastenfahrrädern zurücklegen. Das soll Staus vermeiden und eine schnellere Belieferung ermöglichen. Das Fraunhofer IML und die agiplan GmbH haben in einer Studie am Beispiel der Städte Mönchengladbach, Neuss und Krefeld untersucht, ob und wie diese Depots umgesetzt werden können.

In Auftrag gegeben hat die Studie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Das Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen hat das Projekt finanziell unterstützt. IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz überreichte Landesverkehrsminister Hendrik Wüst am 12. November 2019 das Ergebnis der Studie: das Handbuch »Mikro-Depots im interkommunalen Verbund«.

»Mikro-Depots haben das Potenzial, zu weniger Lkw-Verkehr und einer reduzierten Emissionsbelastung in Innenstädten beizutragen. Mit unserer Studie haben wir das Fundament dafür gelegt, Kommunen bei verkehrspolitischen Entscheidungen zu

unterstützen. Damit können diese den innerstädtischen Verkehr entzerren und somit nachhaltiger und zukunftsfähiger gestalten«, betont Prof. Uwe Clausen, Institutsleiter am Fraunhofer IML.

Die Fahrzeuge der Mikro-Depots – also Lastenräder, Kleinstfahrzeuge oder Transporthilfen wie Sackkarren – können den Autoren zufolge die Probleme, die durch hohes Verkehrsaufkommen entstehen, verringern: Zum einen gäbe es weniger Staus durch parkende Fahrzeuge in »zweiter Reihe«, außerdem würden die emissionsfreien Räder oder Sackkarren einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die klassischen Zustellfahrzeuge könnten zwar in der Praxis nicht vollständig ersetzt werden, KEP-Dienstleister könnten ihre Effizienz durch Mikro-Depots allerdings deutlich steigern und Unternehmen so eine Auslieferung am selben Tag ermöglichen.

Den Autoren der Studie zufolge ist ein Mikro-Depot mit 180 Quadratmetern Gebäudefläche in der Lage, pro Tag etwa 1400 Pakete mit zwölf Lastenfahrrädern in einem Umkreis von zwei bis drei Kilometern auszuliefern. »Diese Immobilie sollte über separierte Lagerflächen für die einzelnen Dienstleister, über Sozialräume und im Bestfall auch über eine Laderampe verfügen. Ein Erfolgsfaktor ist vor allem die verkehrliche Anbindung und die Zugänglichkeit der Umschlagfläche für Fahrzeuge mit bis zu 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht«, erläutert Studienautor Dr. David Rüdiger vom Fraunhofer IML. In allen drei Städten seien Immobilien in Innenstadtlagen identifiziert worden, die prinzipiell geeignet sind. Außerdem habe eine Umfrage unter Paketdienstleistern gezeigt, dass ein Interesse an Mikro-Depots grundsätzlich vorhanden sei. Um die ersten Mikro-Depots umzusetzen, müssen nun die Standorte festgelegt, das Betreibermodell und der Mietpreis gestaltet und die KEP-Dienstleister gewonnen werden.

Das Handbuch »Mikro-Depots im interkommunalen Verbund« steht als Download-Datei kostenlos im Internet zur Verfügung: siehe Link