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17.05.2019 | Gebäudemanagement, Nachhaltigkeit, Stadtplanung

1. KfW-DEN-GRE Forum 2019 zum energieeffizienten Bauen und Modernisieren

Der Gebäudesektor soll bis 2050 klimaneutral sein. Bereits heute erlauben es aktuelle bau- und anlagentechnische Innovationen, klimaneutrale Gebäude- und Quartierkonzepte zu realisieren. Neubauten können am einfachsten klimaneutral betrieben werden. Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch in der klimaneutralen Umgestaltung bestehender Gebäude und Quartiere. Aber wie geht es mit der Energiewende weiter? Können neue Wege eingeschlagen werden?

1. KfW-DEN-GRE Forum 2019 – Podiumsdiskussion zum Thema. Von links nach rechts: Frau Klempnow (DEN e.V.), Frau Stein-Barthelmes (Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.), Herr Fuhrop, Prof. Dr.-Ing. Anton Maas (GRE e.V.), Herr Dr. Renner (BMWi), Frau Bühner (KfW) und Prof .Dr.-Ing. Andreas H. Holm (GRE e.V.). Bild ©DEN

Als Kernfragen des 1. KfW-DEN-GRE Forum am 03. April 2019 in Frankfurt standen deshalb Nachhaltigkeit, Ressourcenschutz und Graue Energie im Mittelpunkt. Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung formuliert das Ziel, den Einsatz nachhaltiger Baustoffe und -produkte zu stärken. Bisher richtet der normative und ordnungsrechtliche Rahmen zur energetischen Bilanzierung von Gebäuden seinen Fokus auf die Betriebs- bzw. Nutzungsphase der Gebäude, indem die Energieverbrauchs- bzw. Bedarfswerte als wesentliche Kenngrößen verwendet werden. Der Energie- und Ressourcenaufwand zur Herstellung der Bauprodukte, der Errichtung des Gebäudes und der letztlich notwendigen Entsorgung am Ende des Lebenszyklus ist darin bisher nicht enthalten (Graue Energie). Erst eine Ausweitung der Bilanzgrenzen auf den gesamten Lebenszyklus der Gebäude würde eine vollständige Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäudekonzepten erlauben und somit den Anforderungen des Klimaschutzplans 2050 genüge tragen. Dies setzt  ein gemeinsames Verständnis der technischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Grundlagen voraus.  

Im Rahmen dieses ersten gemeinsamen Forums von KfW, GRE und DEN wurden die praktischen Konsequenzen und mögliche Lösungsansätze aus Sicht aller beim Bauen beteiligten Akteure diskutiert. So stellte Petra Bühner, Prokuristin im Bereich Grundsatz und Technik (Mittelstandsbank und private Kunden) der KfW, den aktuellen Förderstatus Ihrer Bank zu den wohnwirtschaftlichen Programmen vor, in denen es um energieeffizientes Bauen und Sanieren, altersgerechtes Umbauen, das KfW-Wohneigentumsprogramm sowie um Baukindergeld geht. 

Die Marktdaten der Bauindustrie unter dem Fokus der Nachhaltigkeit präsentierte Inga Stein-Barthelmes vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. Insbesondere Ressourcenschonung und die Verwirklichung von Stoffkreisläufen stünden im Fokus des nachhaltigen Bauens der Zukunft, so die Bereichsleiterin „Politik und Kommunikation“. Dabei gehe es um die Betrachtung des Lebenszyklus von Gebäuden sowie um Stoffströme. Nachhaltigkeit stehe für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den zur Verfügung stehenden Ressourcen. 

Graue Energie von Wohngebäuden im Niedrigstenergiestandard war das Thema von Prof. Andreas H. Holm, Bauphysiker und Vorstandsvorsitzender der GRE. Es seien in den letzten Jahrzehnten Gebäude entstanden, die nur noch einen minimalen Primärenergiebedarf für den Betrieb aufweisen. Dadurch allerdings steige der Anteil der Grauen Energie im Verhältnis zu den Primärenergiebedarfen für Nutzerstrom und Betrieb stetig an. Graue Energie sei ein wichtiger Kennwert für die ökologische Bewertung von Gebäuden; allerdings fehlten noch eine eindeutige Definition und Ermittlung sowie direkte Vergleichbarkeiten. 

Impulsvorträge zur „Nachhaltigkeitsstrategie der Wohnungswirtschaft“ (Fabian Viehrig, GdW) und „Nachhaltigkeitsaspekten im Gebäudeenergiegesetz GEG“ (Dr. Alexander Renner, BMWi) leiteten die Diskussionen mit den Teilnehmern des Forums in zwei parallel stattfindenden Foren ein. In einem Podiumsgespräch diskutierten Prof. Holm (GRE) und Marita Klempnow (DEN) mit den Referenten und Gästen des Forums zu Aspekten und Fragen zu Nachhaltigkeit, Grauer Energie und Ressourcenschutz. 

Daniel Fuhrhop plädierte mit einem „Verbietet das Bauen“ für eine konsequente Nutzung der bestehenden Gebäudesubstanz als aktivem Beitrag zu Ressourcen und Klimaschutz. Für die Zukunft müssen neue Ansätze für die nachhaltige Bewertung von Klima-Aspekten im Gebäudebereich entwickelt werden, da der Primärenergieaufwand allein keine geeignete Kennzahl mehr sein könne. Der Vorbildcharakter der öffentlichen Gebäudeeigentümer wurde in diesem Zusammenhang nochmals wiederholt. Die Runde forderte unter anderem, bestehende bürokratische und strukturelle Hemmnisse gezielt und schnell abzubauen, um das Ziel des klimaneutralen Gebäudebestandes im Jahre 2050 zu erreichen. 

Auf der KfW-Veranstaltungsseite finden Sie die Präsentationen unter folgendem Link: siehe unten