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05.06.2019 | Allgemeine Meldungen, Wasser und Abwasser

Gelsenwasser-Hauptversammlung: 2018 war ein außergewöhnliches Jahr

Auf der Hauptversammlung erläuterte der Vorstandsvorsitzende Henning R. Deters die erfolgreichen Entwicklungen der GELSENWASSER AG und die besonderen Effekte, die zu einer Steigerung des Konzernjahresüberschusses nach IFRS auf 109 Mio. Euro (Vorjahr: 92,4 Mio. Euro) geführt haben.

Hauptversammlung 2019 der GELSENWASSER AG in Gelsenkirchen - Fotograf / Ersteller (Urheber): André Ziegert - Copyright: GELSENWASSER AG

„Der Jahrhundertsommer ließ den Wasserabsatz um drei Prozent steigen. Insgesamt lieferte der Gelsenwasser-Konzern 239,7 Mio. Kubikmeter und damit knapp 7 Mio. Kubikmeter mehr als im Vorjahr. Unter diesen besonderen Bedingungen hat unsere Mannschaft mit unserem Wasserverbundsystem eine besonders hohe Leistungsfähigkeit bewiesen. Der Kälteeinbruch im März 2018 bescherte zusätzlich unerwartet hohe Erdgasabsätze, wobei wir die eigenen Speicherkapazitäten gewinnbringend einsetzen konnten. Auch als Energiehändler haben wir deutlich zugelegt.“

So übernahm Gelsenwasser gemeinsam mit der Energiehandelsgesellschaft West mbH (ehw), eine Handelsplattform von neun Stadtwerken, die zentrale Beschaffung für die Kunden der ehw und steigerte so den Gasabsatz um 47 Prozent auf 58,1 Terawattstunden (Vorjahr: 39,6 TWh). Der Stromhandel nahm eine sprunghafte Entwicklung und legte auf 1.817 Mio. Kilowattstunden (Vorjahr 477 Mio. kWh) zu.

Deters zum außergewöhnlichen Ergebnis im 132. Jahr der Unternehmensgeschichte: „Unser Team blau-grün hat viele und außergewöhnliche Herausforderungen sehr gut gemeistert. Das ist die Grundlage dafür, dass wir Ihnen über ein erfolgreiches Jahr 2018 berichten können. Bei Umsatzerlösen von 1.763,8 Mio. Euro gegenüber 1.209,2 Mio. Euro 2017 konnten wir das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit des Gelsenwasser-Konzerns um 15,5 Mio. Euro auf 68,5 Mio. Euro steigern.“ 

Großer Ergebnisbeitrag der Beteiligungen

Gelsenwasser und ihre Beteiligungen konnten im vergangenen Jahr die Wasserkonzession mit der Stadt Fröndenberg verlängern sowie die Wettbewerbe um die Erdgaskonzessionen in Isselburg, Nordwalde, Nordkirchen, Senden und Billerbeck gewinnen.

 Zu der erfreulichen Bewertung des zurückliegenden Geschäftsjahrs zählt aus Sicht des Unternehmens auch die positive Entwicklung bei den Beteiligungen. Sie tragen inzwischen mit rund 40 Prozent zum Konzernergebnis bei. Aufgrund einer seit 2001 bestehenden, fachlich vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der Stadtwerke Göttingen AG konnte Gelsenwasser ihren Anteil an dem niedersächsischen Versorger auf 24,8 Prozent aufstocken.
An dem am Niederrhein tätigen regionalen Energie- und Wasserversorger ENNI Energie & Umwelt Niederrhein GmbH, Moers, hat sich Gelsenwasser durch das Einbringen von Erdgasnetzen beteiligt.
Seit 2015 hält Gelsenwasser 25 Prozent der Anteile an der Brauco Rohr- und Umweltservice GmbH in Berlin. Das Angebot der Abwasser- und Kanaldienstleistungen durch die neue Dependance im Ruhrgebiet läuft gut an. Brauco Ruhr hat 2018 mit 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 1,2 Mio. Euro Umsatz erreicht.

Wasserwerke an der Ruhr sichern Wasserqualität mit moderner Technik 

„In den letzten Jahren haben wir insgesamt rd. 101 Mio. Euro gemeinsam mit den Partnergesellschaften in den Ausbau der Aufbereitungsstufen an der Ruhr investiert, um dauerhaft eine einwandfreie Trinkwasserqualität garantieren zu können“, erläutert Vorstand Dr. Dirk Waider. Die erweiterten Aufbereitungsstufen in den Wasserwerken Essen (Wassergewinnung Essen GmbH), Echthausen und Witten (Wasserwerke Westfalen GmbH, WWW) sind bereits in Betrieb, in Westhofen sind die Arbeiten in vollem Gange. Die Arbeiten zur Aufrüstung der Werke Hengsen und Halingen der WWW haben bereits begonnen. Insgesamt werden rd. 200 Mio. Euro investiert. 

Dienstleistungsangebot ausgebaut • Passgenaue Lösungen für Partner 

Gelsenwasser schärft das Dienstleistungsportfolio weiter, um Partnern in Kommunen und Industrie maßgeschneiderte Lösungen für ihre Anforderungen zu bieten. „Wir haben zum Beispiel 2018 zwei Betriebsführungsverträge für die Straßenbeleuchtung in Linnich und Waltrop gewonnen, noch in diesem Monat steht die Vertragsunterzeichnung für fünf weitere Betriebsführungen im Münsterland an“, so Dr. Waider. Weitere Dienstleistungen sind die Zielnetzplanung Gasnetz für die SWO Netz GmbH, das Optimierungskonzept für das Wasserversorgungssystem der OsthessenNetz GmbH oder die Rohrnetzanalysen Gas und Wasser für die Stadtwerke Dinslaken GmbH. Bei der Gebäudeleittechnik ist Gelsenwasser an der Europaschule in Rheinberg tätig und hat Ingenieurleistungen für die Sanierung zweier Turnhallen in Hünxe erbracht. Kundenservice- und IT-Dienstleistungen erbringt das Team blau-grün für die Netzwerke Xanten GmbH, die Stadtwerke Paderborn GmbH und die Stadtwerke Eilenburg GmbH. 

Kläranlage in Schkopau stärkt die Sparte Abwasser • Klärschlammverbrennung

Mit der Übernahme der Kläranlage Schkopau/Sachsen-Anhalt nahe Halle/Saale hat Gelsenwasser einen weiteren wichtigen Schritt als Betreiber industrieller Infrastruktur getan. An dem Standort im mitteldeutschen Chemiedreieck (Bitterfeld, Schkopau, Leuna) reinigt die Anlage Produktionsabwässer aus der dortigen Kunststoffchemie und Abwässer des Abwasserzweckverbands Merseburg. Dr. Waider: „Mit der sehr positiven Referenz des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen im Rücken haben wir den Zuschlag für den Kauf der Kläranlage Schkopau mit 400.000 Einwohnerwerten erhalten.“ 

Da in den Schlämmen die zunehmend knappe Ressource Phosphor enthalten sei, gelte es, diesen Wertstoff zurückzugewinnen. Schlämme aus Kläranlagen mit mehr als 50.000 Einwohnerwerten müssten zukünftig einem Phosphor-Recycling unterzogen werden. Hierzu hat Gelsenwasser eine Kooperation mit dem schwedischen Unternehmen EasyMining, einer Tochtergesellschaft des schwedischen Umwelt-Unternehmens Ragn-Sells geschlossen. Die Vereinbarung sieht eine Pilotstudie vor, in der basierend auf der ‚Ash2Phos‘-Technologie von EasyMining die Grundlagen für eine Anlage zur Phosphor-Rückgewinnung gelegt werden. „Wir sehen hierfür einen Markt und werden daher mit Partnern drei entsprechend große Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen errichten. In Bitterfeld steht der Bau der ersten Monoverbrennungsanlage unmittelbar bevor, zwei weitere Anlagen mit Partnern sind in Planung“, erläutert Dr. Waider.  

Einstieg in Errichtung und Betrieb digitaler Netze

Die Beteiligung an der GELSEN-NET Kommunikationsgesellschaft mbH (Gelsen-Net) zu 25,1 Prozent ist für Gelsenwasser der Einstieg in eine neue Sparte. „Errichtung und Betrieb von Datennetzen sind Zukunftsthemen unserer Partnerkommunen. Wir wollen den erfolgreichen Weg der Gelsen-Net mitgestalten und uns in die Erschließung der Region mit schnellen Datennetzen einbringen“, erläutert Deters den Schritt. Gelsen-Net hat neben den Aktivitäten in Gelsenkirchen den Zuschlag für die Erschließung der Städte Castrop-Rauxel, Herten und Recklinghausen mit Breitbandnetzen erhalten. „Bis Ende 2020 will Gelsen-Net im Rahmen eines Förderprojekts des Bundes 210 Kilometer Netz errichten und dazu über 30 Mio. Euro investieren. Wir erwarten uns bei der Zusammenarbeit insbesondere Vorteile bei Bauvorhaben, die parallel zu Arbeiten an der Wasserinfrastruktur durchgeführt werden“, erläutert Dr. Dirk Waider.

Energiewende praxisnah mitgestalten

In der Sparte Stromerzeugung nahm Gelsenwasser 2018 mit Partnern an zwei Standorten in Hünxe Windenergieanlagen in Betrieb. Sieben Windräder erzeugen hier eine Leistung von 21 Megawatt. Aktuell arbeitet das Windteam an zwei größeren Projekten in Madlitz (Brandenburg) und im Sauerland mit 56 Megawatt Leistung. Mittelfristig sind 106 Megawatt mit einer Investitionssumme von 73 Mio. Euro in Planung. 

Eigenes Markenverständnis geschärft • Energiemarke Erenja ist gestartet 

Gelsenwasser hat sich aufgrund der rasanten Unternehmensentwicklung mit dem eigenen Markenverständnis in einem internen Prozess auf breiter Mitarbeiterbasis auseinandergesetzt. Deters zu den Ergebnissen: „Am Ende stand das gemeinsame Verständnis, dass Gelsenwasser solide auf zwei Füßen steht, nämlich Infrastruktur und Vertrieb. Dienstleistungen wie der Betrieb von Ver- und Entsorgungsnetzen sind für uns ein Kerngeschäft. Wir sind ein verlässlicher Partner von Kommunen und Industrie in allen Fragen der Wasser-, Abwasser- und Energiewirtschaft. Mit diesem Bekenntnis geht einher, dass wir unsere Netzbetreiberin GELSENWASSER Energienetze GmbH auch im Auftritt wieder näher an die Kernmarke Gelsenwasser heranrücken. Wir haben auch festgestellt, dass der Energievertrieb unter der Namensflagge Gelsenwasser insbesondere bei Neukunden Grenzen hatte, die wir auflösen mussten. So haben wir mit Erenja eine neue Vertriebsmarke kreiert, die seit März dieses Jahres um Strom- und Gaskunden wirbt. Das Design der Marken haben wir insgesamt modernisiert und insbesondere für digitale Anwendungen angepasst.“

Der Geschäftsbericht: siehe Link