Public Manager
10.07.2019 | Gebäudemanagement, Stadtplanung

Bauland-Offensive startet durch

86 Anfragen, ein Potenzial für rund 12.700 Wohnungen: Rund zwei Jahre nach ihrer Gründung ist die Bauland-Offensive Hessen (BOH) ein voller Erfolg. Die vom Land Hessen gegründete jüngste Tochter der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt erweist sich als wirksames Mittel gegen den akuten Wohnraummangel. Fortsetzung erwünscht: Interessierte Kommunen sind nach wie vor willkommen.

Rund 20.000 Wohnungen müssten laut dem Darmstädter Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) bis 2040 pro Jahr in Hessen gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Macht summa summarum eine halbe Millionen neue Wohnungen, für die es aber nicht genügend Bauland gibt. Das Land Hessen hat daher 2017 in Kooperation mit der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt sowie der Hessischen Landgesellschaft eine neue Gesellschaft gegründet: die Bauland-Offensive Hessen GmbH. Deren Berater-Team soll Kommunen dabei unterstützen, mindergenutzte oder gar brach gefallene Flächen zu finden, deren Potenzial zu bewerten und später vermarktungsreif zu machen – auf Wunsch inklusive treuhänderischer Übernahme der künftigen Bauareale.

Die Arbeit umfasst stets zwei Schritte. Zuerst zeigt die BOH wirtschaftliche tragfähige Nachnutzungsstrategien für diese Gebiete auf. Die zugrunde liegende Machbarkeitsstudie deckt im Wesentlichen vier große Bereiche ab: Grundlagenanalyse zu Strukturdaten, Standort und Markt, Bebauungskonzept, Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und Handlungsempfehlung. Auf dieser Basis entscheiden die Parlamente, ob und mit welchem Entwicklungsträger das Vorhaben weiter verfolgt wird. Im zweiten Schritt geht es dann um die konkrete Planung und Umsetzung bis hin zur Vermarktung. Entscheidet sich die Kommune für die BOH als Partner, wird sie Gesellschafterin der Bauland-Offensive, die wiederum als „Bauamt auf Zeit“ die Baulandentwicklung in Kooperation mit erfahrenen Entwicklungspartnern im Treuhandauftrag durchführt.

Die Vorteile für die Kommunen:

  • Die BOH-Analyse zeigt, ob die Entwicklung preisgünstigen Wohnraums insbesondere im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit realisierbar ist

  • die Machbarkeitsstudien werden vom Land subventioniert, die Kommunen müssen nur einen kleinen Anteil der Kosten tragen

  • Kommunale Verwaltungen können sich auf das Know-How und die personellen Ressourcen der BOH verlassen

  • Die treuhänderische Übernahme erlaubt es, größere innerstädtische Areals zu entwickeln, ohne den Haushalt über die Maßen zu belasten

Nach jetzt rund zwei Jahren fällt die Bilanz der BOH positiv aus. 86 Anfragen aus 68 Kommunen liegen bislang vor, acht davon sind in der Vorprüfung, 15 Marktanalysen wurden bereits fertiggestellt, 22 sind in Bearbeitung. In 39 Fällen lohnte sich eine Begutachtung nicht, meist waren diese Flächen zu klein. Aktuell hat die BOH 375 Hektar Flächen in Begutachtung. Diese beinhalten 246 Hektar Nettobauland und 131 Hektar Wohnfläche. Letztere entspricht planerisch einem Potenzial für rund 12.700 Wohnungen.

Gregor Voss, Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Süd der ProjektStadt, ist sicher, dass in nahezu jeder Kommune potenzielles Bauland schlummert – egal, ob Ackerland, Bauerwartungsland, Industriebrachen oder Konversionsflächen. Mangelnde Ressourcen und Erfahrungen in der Verwaltung, fehlende Kenntnis über geeignete Verfahren, komplizierte Eigentumsverhältnisse oder Zögern bei politischen Entscheidungsträgern verhindern aber oftmals ein aktives Vorgehen. „Genau an diesem Punkt setzt die Bauland-Offensive an“, so Voss. „Sie will bezahlbaren Wohnraum schaffen, Flächenpotenziale mobilisieren, deren Entwicklung beschleunigen und etwaige Hemmnisse beseitigen. Für Kommunen ist das eine echte Win-Win-Situation.“

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten finden Sie im Internet (siehe Link).