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22.01.2019 | Gebäudemanagement, Gebäudesanierung, Stadtplanung

Die Fassade muss einen Mehrwert schaffen

Traditionell lädt der FVHF im Rahmen der Messe BAU zusammen mit der Bundesstiftung Baukultur zur Podiumsdiskussion und stellt sich aktuellen Zukunftsfragen. Unter der Überschrift „Fassade der Zukunft: VHF – multifunktional und intelligent“ wurden am Messe-Mittwoch innovative Planungs-, Technologie- und Montageansätze multifunktionaler und intelligenter Fassadenanwendungen und deren Bedeutung für die Baukultur diskutiert.

Der Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete FVHF präsentierte sich auch 2019 wieder mit der Bundesstiftung Baukultur auf der BAU. Gestaltung Messestand: Astrid Bornheim Architektur, Berlin; Foto: FVHF / Till Budde, Berlin

„Ziel aller FVHF-Aktivitäten im Jahr 2019 ist es, den Nutzen und die technische Qualität der Bauart VHF weiterzuentwickeln. Die Digitalisierung der Bau-, Planungs- und Montageprozesse treibt auch in diesem Jahr die Industrialisierung des Bauens im Fassadenbereich weiter voran. Hier gilt es Schritt zu halten und die Grundlagen für den Erfolg der Geschäftsmodelle von Morgen zu schaffen. Außerdem konzentriert sich der FVHF seit Herbst 2018 auf die Themen »VHF-Funktionalitäten«, »Anwendungsforschung« und »Know-how-Transfer«“, resümierte im Vorfeld der Podiumsdiskussion FVHF Geschäftsführer Ronald Winterfeld in einem kurzen Abriss zum Verbandsjahr 2018/2019. „Um diese Ziele zu erreichen, müssen sich Fachdisziplinen vernetzen, Kooperationen ausbilden, Lösungen in Systeme und Produkte wandeln und an Fassaden Anwendung finden“, so Winterfeld.

Für Kooperationen, um die Baukultur zu vernetzen, warb auch Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, der als Mitgastgeber den Baukulturbericht 2018/19 "Erbe – Bestand – Zukunft“ präsentierte und für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Gebäudebestand, „der Identität und Charakter der gebauten Umwelt“ ist, plädierte. Um die Gestaltungsmöglichkeiten mit VHF voll auszuschöpfen und zugleich „ehrliche Baustoffe“ zu verwenden, sprach Nagel dem Rohstoff Holz großes Potenzial zu und wünschte sich durch die Digitalisierung mehr Plastizität im Straßenbild.

Neben Reiner Nagel auf dem Podium: Prof. Heike Klussmann, Künstlerin und Initiatorin der Forschungsplattform BAU KUNST ERFINDEN. Für die Professorin von der Universität Kassel müssen „Materialien ertüchtigt werden – weg vom Energiekonsumenten hin zum Energieproduzenten“, z. B. mit PV-Zellen. Durch die Digitalisierung können Bauteile künftig auch Auskunft über ihren Zustand, über Feuchte und Risse geben. Mit TouchCrete und TouchWood erforscht Klussmann berührungssensitive Oberflächen und bat um Anregungen aus der Industrie, welche Daten eine Fassade produzieren können soll.

Für Siegfried Wernik von der DhochN Digital Engineering GmbH ist es dafür unerlässlich, „einheitliche Begriffsstrukturen zu schaffen, um digitale Daten verlustfrei zu übertragen“. Mit dem FVHF erarbeitet DhochN derzeit ein VHF-BIM-Fachmodell, das basierend auf einheitlichen Datenformaten branchenbezogene Fachstandards und Produktdatentemplates definiert. Denn es müssen „Begriffsverwirrungen vermieden und Prozesse vereinfacht werden“, so Wernik.

„Die Fassade muss einen Mehrwert schaffen für ihre Umgebung“, stieg Gregor Kassl, Associate Director und Building Envelope Design Leader Germany bei Arup Berlin, in die Diskussionsrunde ein. Sie kann heute schon Schall absorbieren, Feinstaub binden und Energie produzieren. „Durch die Digitalisierung können unterschiedliche Funktionen zusammengeführt werden.“ So entsteht eine hochqualifizierte Außenhaut, die gewerke- und gebäudeübergreifend in den Stadtraum wirkt, z. B. als Lichtreflektor für einen ganzen Straßenzug.

Die digitale Planung und gewerkeübergreifende Vernetzung ist für Prof. Dr.-Ing. Gunnar Grün vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP essenziell, um auch dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, denn eine höhere Qualität in der Fertigung ist Ansporn für das Handwerk. „Fassaden können intelligent sein, wenn es die Möglichkeit zur Kommunikation gibt.“ Mit neuen Anwendungen, die z. B. per Smartphone den Fassadenmonteur unterstützen, kann die Technikaffinität umgelenkt und eine höhere Qualität erzielt werden. Mit „smarten“ Produktions- und Montageprozessen können Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden kostensparender realisiert werden, brachtet es Gregor Kassl auf den Punkt.

Abschließend gab die Diskussionsrunde, moderiert von Prof. Jan R. Krause, die Empfehlung nicht nur in Systemen, sondern ganzheitlich vom Ergebnis her zu denken und ggf. die Anforderungen für die Digitalisierung schon in der Baugenehmigung festzuschreiben.

Innovationen auf dem roten Teppich – VFH auf dem Stand der Zeit

Die Möglichkeiten, die Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden schon heute funktional, konstruktiv und ästhetisch bieten, konnten die Messebesucher auf dem FVHF-Messestand in Halle A2/519 erleben: In der Galerie der Mitglieder wurde das interdisziplinäre Spektrum von Architektur- und Ingenieursleistungen über Ausführungsqualität bis hin zu den neuesten Produktinnovationen der Baustoffindustrie deutlich. Daneben führten der FVHF „Fassaden-Navigator“ und die informativen Messe-Rundgänge zahlreiche interessierte Besucher zu den VHF-Neuheiten an die Messestände der Mitglieder.

Auf der BAU fiel zudem der Startschuss für die Kampagne „INNOVATIONEN AUF DEM ROTEN TEPPICH“, zu der der FVHF eine neue Broschüre veröffentlicht und eine Microsite geschalten hat (siehe Link). In diesem Rahmen werden viele Aktivitäten in 2019 gebündelt: u. a. Workshops sowie der 18. Deutsche Fassadentag im Herbst.