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07.02.2019 | Abfallwirtschaft

Hamburg setzt auf Kreislaufwirtschaft

Der Abfall von heute ist der Rohstoff von morgen: Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) bereitet sich mit modernen Verwertungsanlage auf die künftigen Anforderungen der Kreislaufwirtschaft und Fernwärmeversorgung vor. Rund 120 Abfallexperten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutierten heute auf einem Hamburger Abfallwirtschaftsgipfel gemeinsam mit der Stadtreinigung Hamburg über die Zukunft der Abfallwirtschaft in Hamburg.

Besondere Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmer galt dabei dem von der SRH geplanten Zentrum für Ressourcen und Energie (ZRE) am ehemaligen Standort der Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor in Bahrenfeld. Auf dem Betriebsplatz der Stadtreinigung Hamburg an der Schnackenburgallee 100 errichtet die SRH bis Ende 2023 eine in Deutschland bisher einmalige Kombination unterschiedlicher Abfallverwertungs- und Recyclinganlagen, die auch eine zentrale Rolle bei der zukünftigen Versorgung von Hamburger Haushalten mit klimaneutral produzierter Fernwärme spielen.

Umweltstaatsrat Michael Pollmann: „Unser umweltgerechtes Fernwärmekonzept setzen wir Schritt für Schritt um. Das Zentrum für Ressourcen und Energie ist ein ganz zentraler Baustein zur Realisierung unseres Zieles. Es ist ein Meilenstein beim Übergang von der Abfall- zur Ressourcenwirtschaft. Hier sollen Restmüll und Bioabfall zur Erzeugung von Biogas genutzt werden. Mit dem Biogas, der getrockneten Biomasse und den Anlagen zur thermischen Verwertung von Altholz und Ersatzbrennstoff erzeugt das ZRE klimaneutrale Fernwärme und Strom.“

Neben dem ZRE ist nach Senatsplänen auch die Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm (MVR), an der die SRH beteiligt ist, in die klimaneutrale Wärmewende eingebunden.

SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger Siechau verweist auf die umwelt- und energiepolitische Tragweite des ZRE, in welchem Entsorgungssicherheit und umweltfreundliche Energieerzeugung in einem Konzept vereint werden: „Abfall wird immer mehr zum Rohstoff und gewinnt durch eine intelligente Nutzung auch an Bedeutung als umweltfreundliche Energiequelle. Mit dem Zentrum für Ressourcen und Energie verschmelzen Biogaserzeugung und energetische Abfallverwertung symbiotisch in einer einzigartigen Anlage. So können wir Abfälle noch wesentlich besser nutzen als in konventionellen Biogas- und Müllverbrennungsanlagen und gleichzeitig schaffen wir die für Hamburg notwendige Entsorgungssicherheit.“

Das künftige ZRE besteht aus mehreren Teilanlagen. Dazu gehören

  • eine Sortieranlage für 140.000 Tonnen Hausmüll zur Trennung von organischen Bestandteilen und heizwerthaltigem Restmüll (Ersatzbrennstoff) sowie zur Abtrennung von recyclingfähigen Wertstoffen
  • eine Biogasanlage für die organische Hausmüllfraktion aus der Sortieranlage
  • eine Biogasanlage für die Vergärung von Bio- und Grünabfall
  • eine Anlage zur Aufbereitung von Biogas
  • eine Trocknungsanlage für die Aufbereitung von feuchter Biomasse aus der Hausmüllsortieranlage
  • ein Biomasseheizkraftwerk für holzige Abfälle und getrocknete Biomasse
  • ein Ersatzbrennstoff (EBS)-Kraftwerk
  • zwei baugleiche Abgasnachreinigungen für die beiden Heizkraftwerke
  • und Anlagen zur Energieerzeugung (Strom, Fernwärme)


Alle Anlagenteile zusammen erzeugen fast 60 Megawatt Wärme, bis zu 15 Megawatt Strom sowie etwa 10 Megawatt Biogas.

Die Gesamtkosten für die Errichtung des ZRE sind mit rund 325 Millionen Euro veranschlagt. Mit der Errichtung und dem Betrieb des ZRE ist keine Erhöhung der Hausmüllgebühren verbunden. Die SRH hat für die Ko-Finanzierung des insbesondere unter Umweltschutz- und Energieeffizienzgesichtspunkten anspruchsvollen Vorhabens öffentliche Fördermittel eingeworben.