Huml: Nationales Referenzzentrum für Borrelien bleibt in Bayern
Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Borrelien bleibt auch künftig in Bayern. Darauf hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml am Freitag hingewiesen. Huml betonte:
"Das Robert Koch-Institut hat entschieden, dass für weitere drei Jahre in Oberschleißheim am Nationalen Referenzzentrum auf dem Gebiet der Borreliose geforscht wird. Bayern hat die Borreliose-Forschung in den vergangenen Jahren einen großen Schritt nach vorne gebracht. Die Entscheidung des RKI ist ein deutlicher Vertrauensbeweis für die hervorragende Arbeit, die unsere Wissenschaftler am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) leisten."
Die Ministerin ergänzte: "Das Engagement des NRZ für den Öffentlichen Gesundheitsdienst wird von den Experten des RKI als sehr hoch eingeschätzt. Von Januar 2020 bis einschließlich Dezember 2022 erhält das NRZ eine finanzielle Förderung in Höhe von 80.000 Euro jährlich aus Mitteln des Bundesgesundheitsministeriums."
Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland. Es gibt geschätzt bis zu 100.000 Neuerkrankungen pro Jahr. In Bayern gab es in diesem Jahr bislang 4.202 Fälle (nach IfSG an das LGL übermittelte Fälle Stand 16.12.2019). Das sind 764 Fälle weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Seit 1. März 2013 besteht in Bayern eine flächendeckende ärztliche Meldepflicht für die Lyme-Borreliose. Das Bayerische Gesundheitsministerium hat in den vergangenen Jahren in diesem Bereich zahlreiche Forschungs- und Aufklärungsprojekte mit mehr als 200.000 Euro gefördert. Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Borrelien befindet sich seit 2008 am LGL in Oberschleißheim. Es bietet als Referenzlabor eine umfassende Palette an Serviceleistungen für klinische Einrichtungen, medizinische Labore, Wissenschaft und Testentwickler an. Außerdem führt es selbst labordiagnostische Untersuchungen bei speziellen Fragestellungen zur Lyme-Borreliose durch. Ein weiterer Schwerpunkt sind Fortbildungen sowie Beratung von Ärzten und Bürgern zu Fragen der Diagnostik, Therapie und Prävention der Borreliose.
Huml unterstrich: "Im Rahmen der alle drei Jahre stattfindenden Evaluation aller Nationaler Referenzzentren (NRZ) und Konsiliarlabore (KL) wurde auch das Konsiliarlabor für Diphtherie des LGL in Oberschleißheim erneut für drei weitere Jahre vom RKI berufen. Damit wird auch die wissenschaftliche Expertise im Fachlabor des LGL für die Infektionskrankheit Diphtherie gewürdigt. Das RKI unterstützt das bayerische KL für Diphtherie in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 30.600 Euro."
Das Konsiliarlabor für Diphtherie ist seit 2007 am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit angesiedelt. Konsiliarlaboratorien werden durch die Fachgesellschaften vorgeschlagen und nach Abstimmung mit Vertretern des Bundesministeriums für Gesundheit, des Robert Koch-Instituts und dem Wissenschaftlichen Beirat für Public Health Mikrobiologie beim RKI durch den Präsidenten des Robert Koch-Instituts ernannt. Sie leisten ihr Beratungs- und Diagnostikangebot zusätzlich zu ihrem eigenen Aufgabenfeld. Adressaten der Leistungen dieser Laboratorien sind in der Regel Ärzte, medizinische und forschende Einrichtungen und der öffentliche Gesundheitsdienst.
LGL-Präsident Dr. Andreas Zapf erläuterte: "Die Wiederberufungen des Nationalen Referenzzentrums für Borrelien und die des Konsiliarlabors für Diphtherie am LGL untermauern die fachliche Kompetenz sowie die hervorragende Qualität der Leistungen in beiden Bereichen und bedeuten für das LGL ein großes Renomme."
Die Co-Leiterin des Konsiliarlabors (KL) für Diphterie am LGL, Fr. Dr. Anja Berger fügte hinzu: "Das KL bietet nicht nur Labordiagnostische Expertise, sondern unterstützt die Gesundheitsämter und Kliniken bundesweit bei Diagnose- und Behandlungsfragestellungen und verfolgt auch grundliegende Forschungsfragen im Bereich der Corynebacterium-Forschung".
Die Diphtherie ist eine weltweit vorkommende impfpräventable und potentiell lebensbedrohliche Infektionskrankheit, die in Deutschland sehr selten, aber in vielen Ländern nach wie vor endemisch ist. Infektionen durch den klassischen Diphtherieerreger Corynebacterium diphtheriae treten in Deutschland daher meist nach Auslandsaufenthalten und Migration auf. Die Haut- bzw. Wunddiphtherie ist heute häufiger als die "klassische" Rachen-Diphtherie. Seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 wurden in Deutschland insgesamt 115 Diphtheriefälle (Survstat Daten RKI, Stand: 20.12.19) erfasst. Für 2019 ist dem KL Diphtherie ein Fall einer Wunddiphtherie nach Ägyptenurlaub bekannt. Das KL Diphtherie bearbeitet in den letzten Jahren zunehmend Diphtheriefälle, die durch Haus/Nutz-Tierkontakt und den zoonotischen Erreger C. ulcerans hervorgerufen wurden. Im Jahr 2019 wurden im KL Diphtherie 13 Wundinfektionen mit toxigenen C. ulcerans untersucht; eine Patientin stammte dabei aus Bayern.