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27.08.2019 | Gebäude und Grundstücke, Stadtplanung

Wohneigentum: Bestandsimmobilien besonders gefragt

Knapp 60 Prozent der eigentumsbildenden Haushalte haben zwischen 2012 und 2017 eine Immobilie im Bestand erworben. 25 Prozent erfüllten sich den Wunsch nach den eigenen vier Wänden dagegen im Neubau. Die übrige Eigentumsbildung erfolgte durch Erbschaft und Schenkung.

Das geht aus einer repräsentativen Befragung des Marktforschungsinstituts KANTAR im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor. Aktuell fördert die Bundesregierung den Erwerb von Wohneigentum von Familien mit Kindern durch das Baukindergeld.

Drei Viertel der befragten Haushalte bildeten der Erhebung zufolge selbstgenutztes Wohneigentum in Häusern, wobei die meisten das klassische Einfamilienhaus bevorzugten. Lediglich ein Fünftel der Haushalte kaufte eine Eigentumswohnung.

Mehr als die Hälfte der Privathaushalte (54 Prozent), die zwischen 2012 und 2017 erstmals Eigentum erwarben, waren Familien. Der Hauptverdiener dieser Familien war zum Zeitpunkt des Erwerbs durchschnittlich 40 Jahre alt.

Für den Erwerb einer selbstgenutzten Immobilie musste ein Haushalt im Durchschnitt etwa das 6-Fache seines jährlichen Nettoeinkommens aufbringen – inklusive Grundstücks-, Erschließungs- und Erwerbsnebenkosten. Für Neubauten lagen die Gesamtkosten beim 8-Fachen des jährlichen Nettoeinkommens, bei gebrauchten Immobilien beim 5,8-Fachen. Die Erhebung zeigt sowohl für den Neubau als auch den Bestand ein starkes Stadt-Land-Gefälle, was das Verhältnis von Hauspreis und Einkommen betrifft.

Obwohl Haushalte im Durchschnitt mehr Geld für den Erwerb einer Immobilie aufbringen müssen als noch vor wenigen Jahren, blieb eine stärkere Belastung ihres Nettoeinkommens durch die Bedienung der Kapitalkosten – Zinsen und Tilgung – aus. Haushalte müssen im Durchschnitt 23 Prozent ihres Nettoeinkommens aufwenden, um die Kapitalkosten zu bedienen.

„Die Haushalte haben trotz erheblich gestiegener Preise Strategien zur Anpassung entwickelt, um sich den Wunsch nach den eigenen vier Wänden zu erfüllen“, sagt BBSR-Immobilienmarktexpertin Iris Ammann. „Bestandsimmobilien sind für viele eine attraktive Alternative zum Neubau. Die Haushalte ziehen aber auch wieder vermehrt aus den Kernstädten ins Umland, da die Preise dort niedriger sind.“

Die Bundesregierung fördert die Wohneigentumsbildung mit vielfältigen Maßnahmen. So unterstützt das Baukindergeld Familien mit Kindern wirksam bei der Wohneigentumsbildung im Neubau und Bestand. Das aktuelle Wohn-Mieten-Paket der Koalition sieht eine attraktivere Ausgestaltung der Wohnungsbauprämie vor, um zusätzliche wohnungspolitische Effekte zu erzielen. Die Nebenkosten für den Eigentumserwerb sollen deutlich gesenkt werden. Käufer sollen künftig maximal die Hälfte der Maklerkosten tragen müssen.

Die Befragungsergebnisse sind unter dem Titel „Faktencheck zur Wohneigentumsbildung“ in der Reihe „BBSR-Analysen KOMPAKT“ erschienen (Bezug: siehe Mail unten). Eine elektronische Version finden Sie unter dem 1. Link.

Zur Methode:

Die Befragung zur Wohneigentumsbildung in Deutschland untersucht das Erwerbsverhalten und die Erwerbsmotive von privaten Haushalten, die zwischen den Jahren 2012 und 2017 in Deutschland Wohneigentum zur Selbstnutzung erworben haben. Diese wurde vom Marktforschungsinstitut Kantar im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) durchgeführt. Seit den 1970er Jahren finden die Befragungen in regelmäßigen Abständen statt. In der aktuellen Befragungswelle 2012 bis 2017 wurden zunächst 20.000 Haushalte zur Ermittlung von Basisdaten der Erwerbsstruktur telefonisch interviewt. In der zweiten Stufe der Studie wurden 2.500 Haushalte persönlich-mündlich zur Wohneigentumsbildung befragt. In dieser BBSR-Kompakt-Ausgabe werden für den Zeitreihenvergleich auch vorherige Erhebungswellen herangezogen. Die Befragungen beziehen auch Wohneigentumsbildung durch Erbschaften und Schenkungen von Immobilien ein sowie Haushalte, die Wohneigentum zu 100 Prozent aus eigener Liquidität finanzieren.

Download der Studie: 2. Link