Public Manager
10.09.2018 | E-Government

Auf dem Weg zum europäischen eGovernment-Champion

Mehr als 200 Entscheidungsträger diskutierten am 6. und 7. September in Berlin über die Perspektiven der Digitalisierung in der Verwaltung. Den Rahmen bot der 23. Ministerialkongress der Management- und Technologieberatung BearingPoint, der als zentrales Treffen der Modernisierungsverantwortlichen aus Bund und Ländern gilt.

Die Finalisten und Gewinner des Publikumspreises des 17. eGovernment-Wettbewerbs auf dem 23. Ministerialkongress. (Foto: BearingPoint)

Jon Abele, Partner und Leiter Public Services bei BearingPoint, mahnte zu einer Optimierung der Digitalisierung aufgrund der schnellen Veränderungen und einer deshalb erforderlichen Anpassung an die globale Entwicklung. „Es ist dabei für uns alle eine große Herausforderung, mit dieser bislang ungekannten Geschwindigkeit der fortschreitenden Digitalisierung Schritt zu halten. Dies gilt umso mehr für die öffentliche Verwaltung aufgrund ihrer enormen Verantwortung für das gesellschaftliche Wohl.“ Ein Schlüssel zum Erfolg ist für Abele die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG): „In vier Jahren müssen Bund und 16 Länder über 500 Verwaltungsdienstleistungen digitalisieren. Das Gesetz ist dabei nicht nur sehr anspruchsvoll in seiner Zielsetzung, es hat meines Erachtens auch sehr positiv die Notwendigkeit einer Arbeitsteilung zwischen Bund und Ländern aufgezeigt. Es bietet zudem die richtigen rechtlichen und politischen Instrumente, um Deutschland vom internationalen Mittelfeld sukzessive an die europäische Spitze des eGovernment zu führen.“ 

Zwischen Datenschutz und datengetriebenen Geschäftsmodellen

Laut dem Chef des Bundeskanzleramtes Prof. Dr. Helge Braun habe Deutschland insgesamt kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Die wesentliche offene Frage sei derzeit, wie Datenschutz und datengetriebene Geschäftsmodelle, ohne die wirtschaftlicher Erfolg kaum möglich sei, sinnvoll in Einklang gebracht werden können. Die IT-Konsolidierung bezeichnete Braun als alternativlosen Weg zu einer zukunftsfähigen Verwaltung.  

Die anschließende Podiumsdiskussion zu den Herausforderungen der Nachwuchskräftegewinnung für die Verwaltung zeigte klar, wie stark sich der demografische Wandel und die gute derzeitige Konjunktur bereits auf die Fachkräftegewinnung auswirken. Zu den Erwartungen und Ansprüchen jüngerer Bewerberinnen und Bewerber und den Gestaltungsmöglichkeiten der Behörden diskutierten Dr. Astrid Freudenstein, Abteilungsleiterin Z des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, Kai Johae, Personalrat im Bundesministerium für Bildung und Forschung und Christoph Verenkotte, Präsident des Bundesverwaltungsamtes. Im Fazit der Diskussion stand auch die Forderung nach einem Kulturwandel in den Behörden, um die Attraktivität als Arbeitgeber auch für die Generationen Y und Z zu sichern.   

Digitale Verwaltung im Jahr 2025

Die Diskussionsrunde „Digitale Verwaltung im Jahr 2025“ behandelte die Frage, wie die digitale Verwaltung im Jahr 2025 aussehen – oder welchen Einfluss sie auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben wird. Die Teilnehmer Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, Claus Wechselmann, Geschäftsführer Partnerschaften Deutschland, und Dr. Rolf Alter, Senior Fellow Hertie School, waren sich einig, dass neue Technologien wie Behördenroboter und künstliche Intelligenz zukünftig eine wichtige Rolle in der digitalen Verwaltung spielen werden. In der datengetriebenen Verwaltung würden neue schnell und einfach zu bedienende bürgerorientierte Dienstleistungen entstehen. Weitere Themenschwerpunkte waren der Stellenwert der selbstbestimmten Datennutzung sowie die Notwendigkeit der organisatorischen Weiterentwicklung der Behörden. 

OZG als Durchbruch für die Verwaltungsdigitalisierung

Das Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen (OZG) könnte der Durchbruch für die Verwaltungsdigitalisierung sein. Behördengänge könnten schneller und einfacher erledigt werden und die Mitarbeiter könnten sich auf komplexere Aufgaben konzentrieren, anstatt ihre Zeit mit Routineaufgaben zuzubringen. Die Diskussion zeigte die große Aufbruchsstimmung der Teilnehmer Ernst Bürger (Unterabteilungsleiter DG II Verwaltungsdigitalisierung, BMI), Dr. Martin Hube (Referatsleiter Verwaltungsmodernisierung, IT-Strategie, E-Government, Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport) und Eckhard Riege (Referatsleiter Grundsatzfragen der Digitalisierung, Kommunales eGovernment, Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern) in Bezug auf die Möglichkeiten und Herausforderungen des OZG. Alle Beteiligten waren sich darin einig, dass das OZG eine neue Chance zur arbeitsteiligen Zusammenarbeit biete, um bis 2022 möglichst viele der über 500 Dienstleistungen online auf den interoperablen Portalen von Bund und Ländern zur Verfügung zu stellen. 

Stadtverwaltung Kaiserslautern holt den Publikumspreis

Den feierlichen Abschluss des Kongresses bildete die Verleihung des Publikumspreises des 17. eGovernment-Wettbewerbs. Der erste Preis ging dieses Jahr an die Stadtverwaltung Kaiserslautern mit dem Projekt „KLAR (KaisersLauternAnalyseRecherche)“. Den zweiten Platz errang die Schweizerische Informatikkonferenz und eOperations Schweiz mit ihrem Projekt „eUmzugCH“. Bronze erhält das Bayerische Landesamt für Steuern für das Projekt „EKONA mit der Schnittstelle für Nutzerkonten KOLOBRI“.