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25.05.2018 | Wasser und Abwasser

Integrierte Wasserbewirtschaftung

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) plant, das Themenfeld des ökologischen Abflussregimes in talsperrenbeeinflussten Einzugsgebieten unter Berücksichtigung des Klimawandels zu bearbeiten.

Durch Staustufen, Talsperren und Wasserregulierungen wird das hydrologische Regime eines Flussgebietes häufig erheblich verändert. Dies kann große Auswirkungen auf die aquatische Lebensgemeinschaften haben und die Zielerreichung der WRRL hin zum „guten ökologischen Zustand“ bzw. „guten ökologischen Potenzial“ gefährden. Die EU-Kommission hat daher einen CIS-Leitfaden (Common Implementation Strategie-Guidance Paper) zur Definition und Anwendung des Konzepts des ökologischen Abflusses (eflow) erstellt, der als Guidance Document No. 31 veröffentlicht wurde.

Damit wird auch in Deutschland die Fragestellung des ökologischen Abflusses bzw. Abflussregimes verstärkt diskutiert werden und in den dritten Bewirtschaftungszyklus der WRRL einfließen. Es existieren bereits einige Fallbeispiele und Methoden in Deutschland, wie mit dem ökologisch erforderlichen Mindestabfluss umgegangen werden kann, aber insbesondere an Talsperren ist die heutige Bewirtschaftung oft auf die Vorgabe einer fixen Abgabemenge beschränkt. Die ATT hat mit ihrer Veröffentlichung „Integrale Bewirtschaftung von Trinkwassertalsperren gemäß DIN 19700“ (ATT-Schriftenreihe, Band 7, 2009) bereits einen ersten Schritt zur Sammlung entsprechender Fallbeispiele an Trinkwassertalsperren unternommen.

Betreiber von Talsperren müssen sich daher auf weitergehende Anforderungen zur Erfüllung ökologischer Zielsetzungen einstellen. Zusätzlich entstehen Belastungen durch die Auswirkungen des Klimawandels, wie in den DWA-Themen WW 4.6 – T2/2014 (Anpassungsstrategien für Stauanlagen an den Klimawandel) ausführlich dargestellt. Durch problemangepasste, dynamische Steuerungsstrategien können jedoch durchaus große ökologische Effekte erreicht werden, ohne dass die Wassernutzungen über Gebühr eingeschränkt werden müssen. Die Bewirtschaftungsstrategien sind allerdings nicht solitär zu betrachten, sondern sind mit weiteren Maßnahmen wie z. B. die Verbesserung der Hydromorphologie im Unterlauf zu verbinden.

Daher plant die DWA-Arbeitsgruppe HW 3.2 Fachleute aus den Bereichen Wassermengenwirtschaft, Hydrologie, Fischereibiologie und Ökologie für eine gemeinsame Betrachtung der Themenkomplexe Talsperrenbewirtschaftung, Mindestwasserführung und Klimawandel zusammenzubringen. In der Arbeitsgruppe soll in vier Stufen vorgegangen werden:

1. Erstellung einer Übersicht über die Mindestwasserabgaben an deutschen Talsperren sowie Herausstellung bereits heute existierender Abgabestrategien zur Verbesserung der ökologischen Verhältnisse im Unterlauf und deren Robustheit hinsichtlich des Klimawandels

2. Systematische Zusammenstellung bestehender Methoden und Werkzeuge zur Beurteilung und zum Design ökologisch erforderlicher Abflussregime sowie Aufzeigen des Forschungsbedarfes. Erarbeitung von Empfehlungen zur adäquaten Berücksichtigung des Klimawandels.

3. Empfehlungen für die Praxis, z.B. gestuftes Vorgehen beim Einsatz der Methoden beginnend mit einfachen Ansätzen bis hin zu komplexen Methoden.

4. Gegebenenfalls künftige Ausweitung der Betrachtungen auf Ausleitungsstrecken sowie hydrologisch stark veränderte Einzugsgebiete, die jedoch nicht unmittelbar gesteuert werden können, z.B. durch Einflüsse aus Bergbau, Industrie und Siedlungsentwässerung.

Die DWA-Arbeitsgruppe HW-3.2 „Integrierte Wasserbewirtschaftung“ wird sich dem Thema annehmen. Für die Bearbeitung dieser Themenfelder wünscht sie sich Expertise aus den Ländern und von Talsperrenbetreibern, aber gerne auch aus Hochschulen und Büros. Interessenten mit einschlägigen Kenntnissen und Erfahrungen können ihre aussagestarke Bewerbung für eine Mitarbeit an die DWA senden.

Kontakt in der DWA-Geschäftsstelle: Dipl.-Geogr. Dirk Barion, barion(at)dwa.de.