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28.05.2018 | Krankenhaus, Reinigung

In der Krankenhaushygiene hat die Vermeidung nosokomialer Infektionen höchste Priorität

Es ist 22 Uhr abends, als das Team aus Reinigungs- und Hygienefachkräften die Nachtschicht übernimmt. In den nächsten sechs Stunden werden die Gebäudereiniger von Niederberger Strausberg die Operationssäle, Behandlungs- und Eingriffsräume, darunter Endoskopie, Radiologie und Sterilisation, Büros sowie Patientenbereiche außerhalb der Zimmer des Krankenhaus Märkisch-Oderland in einen hygienisch einwandfreien Zustand versetzen.

Die Klinik ist eine von fünf Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, die der Gebäudedienstleister in Berlin und Brandenburg reinigt. Absolute Hygiene ist hier lebenswichtig – eine Anforderung, die die Reinigung zur Herausforderung macht. „Ein Krankenhaus ist ein äußerst anspruchsvolles Reinigungsobjekt. Kaum eine andere Einrichtung reagiert so empfindlich auf mögliche Störungen durch mangelhafte Reinigung oder Instandhaltung“, so Peter Hollmann, Betriebsleiter der Niederberger Strausberg GmbH & Co. KG. 

Das wichtigste in der Krankenhaushygiene ist die Verhinderung einer Keimverschleppung aus Bereichen mit hohem Risiko. Deshalb bringen die Gebäudereiniger bereits ihre Reinigungsutensilien „desinfizierend“ aufbereitet mit: „Wir waschen die eingesetzten Wischbezüge für die Fußbodenreinigung sowie Reinigungstücher bei 90 Grad und setzen zur Verhütung nosokomialer Infektionen ein Chemothermische Wäschedesinfektion durch. Zusätzlich werden die Bezüge mit einem, gemäß des von der jeweiligen Hygienekommission eines Krankenhauses festgelegten Hygieneplans, desinfizierenden Reinigungskonzentrat vorgetränkt“, erzählt Mike Fischer. Er ist Gebäudereinigermeister und als Abschnittsleiter bei Niederberger Strausberg spezialisiert auf die Betreuung von Kranken- und Pflegeeinrichtungen. 

Überhaupt spielt Desinfektion in der Krankenhausreinigung eine besonders wichtige Rolle. Zum Einsatz kommt sie nicht nur bei der Fußbodenreinigung im gesamten Krankenhaus, sondern auch in den Sanitäranlagen. Gerade in Zeiten, in denen Antibiotika immer unwirksamer werden, weil sich Resistenzen entwickeln, kommt es darauf an, Keime nicht erst zu bekämpfen wenn sie den menschlichen Körper besiedelt haben, sondern bereits die Umgebung in einen Zustand zu versetzen, in der es gar nicht erst zu Infektionen kommt. „Nicht auf jedem Belag ist allerdings Desinfektion sinnvoll. Neben Desinfektionsmitteln setzen wir deshalb auch ausgewählte Reinigungsprodukte, darunter desinfizierende Sanitärreiniger, ein“, erklärt Fischer. 

Oberflächendesinfektion zur Vermeidung nosokomialer Infektionen 

Die Oberflächendesinfektion der Patientenbereiche ist fester Bestandteil im Desinfektionsplan, um die Vermehrung von Keimen zu unterdrücken und nosokomiale Infektionen zu vermeiden. Eine vergleichsweise große Hygienegefahr lauert dabei in Griffbereichen: an Türklinken, an Handläufen und Kontaktflächen. Deshalb kommt der regelmäßigen und zuverlässigen Flächendesinfektion von Kontakt- und Berührungsflächen in der Umgebung der Patienten eine große Bedeutung zu. „Solche Prozesse lassen sich nicht durch einen Scheuersaugautomat oder Reinigungsroboter automatisieren oder digitalisieren. Hier ist der geschulte Blick unserer Reinigungskräfte notwendig. Das wiederum setzt ein gewisses Maß an Training voraus, denn auch scheinbar saubere Fläche müssen mit einem Flächendesinfektionsmittel bearbeitet werden, damit nicht sichtbare Keime zuverlässig abgetötet werden“, ergänzt Peter Hollmann. 

Alle dabei eingesetzten Reinigungstextilien reichen dabei genau für ein Patientenzimmer. Sie werden dann verworfen und erst nach einer Chemothermischen Wiederaufbereitung dem Reinigungsprozess erneut zugeführt. „Damit verhindern wir die Keimverschleppung von einem Zimmer ins nächste“, begründet Fischer. Je Klinik kommen am Tag so etwa 2.000 Wischbezüge und 2.500 Reinigungstücher zum Einsatz. Übrigens: Die zu reinigenden Flächen werden in vier Hygienebereiche eingeteilt. Darauf Bezugnehmend weisen alle Reinigungstextilien über dem Boden ein Vier-Farben-System auf: blau, grün, gelb und rot. „Rote Reinigungsutensilien werden beispielsweise nur für WC und umliegende Fliesen genutzt, während mit gelben alle weiteren Flächen im Bad gereinigt werden“, so Fischer. 

OP-Reinigung: 50 Kilo Reinigungstextilien je Krankenhaus pro Tag 

Eine besondere Herausforderung stellt die OP-Reinigung dar, da hier lebensrettende Geräte und Instrumente „steril“ gehalten werden müssen. In den OP-Sälen zeigt sich deshalb ein ganz anderes Bild: Hier tragen die speziell geschulten OP-Reinigungskräfte von Niederberger blaue OP-Hemden und -Hosen, haben eine Haube über dem Haar, einen Mundschutz vor dem Gesicht sowie Handschuhe an den Händen. Rein äußerlich sind sie nicht von einem Arzt oder OP-Pfleger zu unterscheiden. „Während wir in Patientenzimmern und -bädern sowie Funktionsbereichen desinfizieren, muss in der OP-Reinigung ja alles steril sein, denn hier sind die Anforderungen an die Keimarmut besonders hoch. Das bedeutet für uns zum Beispiel, Handschuhe, Mundschutz und Bekleidung zu wechseln, bevor wir den nächsten OP-Saal betreten. Wir schleusen uns also genauso wie ein Arzt“, sagt Mike Fischer. 

Gereinigt wird hier rund um die Uhr im Schichtdienst, denn nach jeder Operation muss ein OP aufs Neue gereinigt werden. Wenn sich ein Operationstag dem Ende zuneigt, kommt jedoch so richtig Arbeit auf die OP-Reinigungskräfte zu. Denn dann erhält jeder Operationssaal eine abschließende Endreinigung. Diese beinhaltet erneut die komplette Reinigung und Desinfektion des Bodens, der Wände und aller Gerätschaften sowie des gesamten Inventars, die sich in diesem Saal befinden. Und weil auch nachts Notfall-OPs erfolgen, steht immer mindestens ein Mitarbeiter in Bereitschaft. Eine halbe Stunde benötigen die Profis für einen OP-Raum, bei besonders großen Sälen kann es auch schon mal eine Stunde dauern. „Hier werden ausreichend aufbereitete Reinigungstextilien benötigt, denn jeder Bezug oder jedes Tuch darf nur einmal verwendet werden, wenn es mit Körperflüssigkeiten in Kontakt kommt“, erzählt Fischer. Allein für den OP-Bereich eines Krankenhauses kommen so an einem Arbeitstag gut 50 Kilogramm Reinigungstextilien zusammen.