Public Manager
01.03.2018 | Stadtplanung

Neue Wege in der Vermarktung von Bauplätzen

Den steigenden Bedarf nach attraktiven Bauplätzen schnell, individuell und zu fairen Preisen bedienen können und dabei zugleich durch entsprechende Auflagen sicherstellen, dass die Bauvorhaben in einem vordefinierten Zeitrahmen umgesetzt werden: Hierfür hat die westpfälzische Stadt Pirmasens jetzt ein neues Vermarktungskonzept vorgelegt.

Dieses sieht den Ankauf von Privatgrundstücken und die Bündelung bauverpflichtender Angebote über fertig erschlossene Grund­stücke im Stadtgebiet und den Ortsbezirken vor. Das für Kommunen untypische Vorgehen bringt zwar einen höheren Aufwand für die Verwaltung mit sich als die herkömmliche Bauplatzvermarktung, dafür aber auch zahlreiche Vorteile.

So etwa in ökonomischer Hinsicht, da die Stadt eine zwei- bis dreijährige Bauverpflichtung in den Verträgen vorsieht, was Spekulationskäufe oder das Zurückhalten von Bauplätzen für spätere Generationen ausschließt. Das wiederum verhindert langfristigere Baulücken und befreit somit von der sonst zur Finanzierung notwendigen Umlage der Erschließungskosten; schließlich muss grundsätzlich unabhängig von der Zahl der Nutzer alles komplett vorgehalten und finanziert werden ‒ von der Wasserversorgung und dem Anschluss an die Kanalisation bis hin zum Zugang zu Strom und Gas, Telefon, Internet und Kabel-TV. Zu den ökologischen Vorzügen gehört, dass es keiner fortwährend neuen Eingriffe in das Lebensumfeld der Bewohner mit Immissionen und Baulärm bedarf, wenn alle Bauobjekte annähernd gleichzeitig entstehen. Ferner kann bedarfs­gerechter vorgegangen werden: Es wird nur dort neues Baugebiet erschlossen, wo ein Bedarf abzusehen ist, und nur wer gleich bauen möchte, kauft bauverpflich­tende Grundstücke. Darüber hinaus lassen sich die Baugrundstücke aus einer Hand angeboten viel flexibler aufteilen (schließlich sind immer wieder kleine wie große Parzellen nachgefragt) und auch schneller vermarkten.

Pilotprojekt Rehbock erfolgreich gestartet

Im Zuge eines Pilotprojekts hat die Stadt Pirmasens in ihrem Neubaugebiet Rehbock im Ortsbezirk Fehrbach elf Grundstücke aus privater Hand erworben, um sie jetzt zu erschließen und zügig zu vermarkten. Den Eigentümern wurde dabei statt des sonst üblichen Ackerlandpreises der deutlich höhere Rohbaulandpreis gezahlt, was für sie einer sofortigen Wertsteigerung noch vor der Erschließung gleichkommt; außerdem wurden ihnen auf Wunsch Vorkaufsoptionen eingeräumt. Da später zu dem Verkaufspreis lediglich die reinen Erschließungskosten hinzu­gerechnet werden, handelt die Stadt kostenneutral und nicht gewinnorientiert.

„Die positive städtische Entwicklung der letzten Jahre hat zu zahlreichen innovativen Bauinitiativen geführt mit exklusiven Stadthäusern, Wohnparks oder auch Projekten für altersgerechtes Wohnen“, erklärt Dr. Bernhard Matheis, Ober­bürgermeister der Stadt Pirmasens. Weil aber auch eine immer höhere Nachfrage gerade nach Bauplätzen für Einfamilienhäuser für Familien mit Kindern bestünde, bedürfe es einer tragfähigen und zukunftsweisenden Baulandstrategie wie die vorgestellte. „Die äußerst positive Resonanz aus den erfolgreichen Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern unseres Pilotprojekts Rehbock zeigt uns, auf dem richtigen Weg zu sein, so dass wir unsere Vorgehensweise bald schon auch in andere Stadtgebiete und Ortsbezirke weitertragen können“, so Dr. Matheis.

Hintergrund: Wohnangebote in ausreichender Zahl und Breite gefragt

Zurück in die Stadt: Gerade Mittelzentren wie Pirmasens wird vor dem Hintergrund funktionierender Nahversorgung künftig eine große Bedeutung zugeschrieben. Nach langen Jahren mit negativem Wanderungssaldo war auch in Pirmasens 2015 erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder ein Bevölkerungswachstum festzustellen. Zum 31.12.2017 lebten hier 42.184 Personen mit Haupt- und Nebenwohnsitz, was einem Plus von 268 Einwohnern gegenüber dem 31.12.2016 gleichkommt.

Neben anderen Wohnformen besteht eine hohe Nachfrage nach Bauplätzen für Einfamilienhäuser insbesondere für Familien mit Kindern. In diesem Zusammenhang wurden für das Baugebiet Saratoga Village bereits nach dem ersten Aufruf neun der insgesamt 13 Baugrundstücke vergeben; für weitere Grundstücke liegen Interessensbekundungen vor. Vor diesem Hintergrund bewirkt die neue Strategie der Stadt Pirmasens zur Vermarktung von Bauplätzen eine beachtliche Zeit- und Kosteneinsparung im Bauleitplanungsverfahren, ein Umlegungsverfahren entfällt komplett. Eine gestaltungsoffene Bauleitplanung bietet gleichzeitig die nötige Flexibilität, um auch Bedürfnisse der Käufer zu berücksichtigen. Die Reihenfolge der Entwicklung von Baugebieten ist dabei jeweils abhängig vom Bedarf, der Verkaufsbereitschaft der Eigentümer und der Flächengröße.